Die Nacht ist ruhig, das Kissen perfekt aufgeschlagen, die Decke kuschlig weich. Du bist hundemüde, und dennoch ist an Schlaf nicht zu denken. Der Grund: dein Anus juckt! Wir verraten dir, was die Ursache ist, wie du die Sache löst und warum das unangenehme Jucken auch den besten von uns passieren kann.

Die medizinische Diagnose lautet Pruritus ani, auf gut Deutsch also „juckendes Arschloch“.

Warum ein juckender Anus kein Grund zur Panik ist

Kommen wir gleich zu Sache: Ein juckender Anus ist kein Weltuntergang! Die Wahrscheinlichkeit, dass du bald an Darmkrebs stirbst, ist ziemlich gering. Du bist nicht die oder der Erste, den Juckreiz am Po-Loch und der Haut drumherum um den Schlaf gebracht hat. Es spricht nur niemand darüber. Fäkalwörter benutzen wir wie Sand am Meer, aber wirklich in die Tiefe gehen wir bei der Genitalregion leider viel zu selten. Das ist der Grund, warum viele im Stillen leiden. Dabei ist Pruritus ani, wie der anale Juckreiz medizinisch heißt, in den meisten Fällen schnell zu beheben. Es gibt mehrere Ursachen, die für den nächtlichen Juckreiz verantwortlich sein können. Die Symptome treten oft nur nachts und dann meist stärker auf. In der Nacht reagieren wir nämlich empfindlicher auf Reizstoffe, da wir weniger abgelenkt sind. Und das sind die möglichen Ursachen:

1. Zu viel oder zu wenig Hygiene

Der Anus und die Haut drumherum sind relativ anfällig für Verletzungen und Trockenheit. Dazu kommt eine ständig feuchte Umgebung durch Schwitzen, die einen Nährboden für Pilze und Bakterien bietet. Aber auch zu viel Hygiene, feuchtes Toilettenpapier, Waschlotionen oder Cremes mit Duftstoffen können die Haut irritieren und Ekzeme verursachen. Dein Intimbereich mag am liebsten lauwarmes Wasser und sollte, wenn überhaupt, dann nur mit dafür ausgelegten Intimwaschgels gereinigt werden. Auch Waschmittel kann zu Allergien und Hautirritationen mit Juckreiz führen.

Achte darauf, dich richtig von vorne nach hinten abzuwischen! Starkes Wischen kann zu Reizungen führen und den empfindlichen Anusbereich austrocknen. Zu sanftes Abputzen kann wiederum dazu führen, dass Fäkalienreste zurückbleiben und zu Reizungen und Infektionen in jenen Bereichen führen, wo die Haut leichte Risse oder Verletzungen hat. Laut des selbsternannten TikTok-Hinterhof-Inspektors Dr. Karan Raj läuft die Mehrheit von uns mit sogenannten „Kackflocken“ am Arsch herum. Er rät daher dazu, hartnäckige Reste beim Duschen mit einem beherzten Fingergriff in den Po zu beseitigen. Hast du nicht vor, derart in die Tiefe zu gehen, ermöglicht auch eine Toilettendusche mit sanftem Wasserdruck oder ein Bidet eine gute Form der Reinigung. Danach solle der Intimbereich schonend trocken gelegt werden.

2. Hämorrhoiden

Um deinen Allerwertesten nochmal ordentlich zum Schwitzen zu bringen, gleich eines vorweg: Du hast fix Hämorrhoiden! Jeder hat sie, denn diese geschwollenen Blutgefäße haben eine wichtige Aufgabe. Sie sitzen am Rande des Analkanals und helfen dabei, unseren heldenhaften Schließmuskel abzuriegeln. Nur leider können sich die Teile bei körperlichen Belastungen oder zu langen und heftigen Toilettensitzungen krankhaft vergrößern, nach außen flutschen und sich nicht mehr selbstständig zurückziehen. Die Schwellkörper fallen dann unter ein sogenanntes Hämorrhoidalleiden und sind ziemlich easy erkenn- und fühlbar.

Wenn du Glück hast, kannst du die Dinger einfach wieder in den Hintern drücken. Andernfalls könntest du auch beim Sitzen Probleme bekommen. In den meisten Fällen verschwinden die Teile durch rezeptfreie Hämorrhoiden-Cremes, zinkhaltige Salben, Sitzbäder im Warmwasser oder durch ballaststoffreiche Nahrung in ein bis zwei Wochen. Sollten die Hämorriden auch zu bluten beginnen, bitte einen Facharzt oder eine Fachärztin aufsuchen. Passende AnsprechpartnerInnen sind in der Regel HausärztInnen, GynäkologInnen, oder ProktologInnen (Spezialisten für Enddarmerkrankungen).

3. Analfissuren

Klingt schlimm, sind aber tatsächlich nur kleine Risse im Gewebe rund um den Anus. Was auch immer die Auslöser für deine Risse waren – in den meisten Fällen wurde die Analöffnung überdehnt. Analfissuren lösen starke Schmerzen beim Stuhlgang aus. Möglicherweise findest du auch kleine Blutspuren am Klopapier. Sie heilen im Normalfall von selbst ab und erfordern keine Behandlung. Auch hier hilft die Erhöhung von Ballaststoffen, mehr Wasser zu trinken und eventuell Stuhlweichmacher, auch tägliches Magnesium einzunehmen. Leidest du immer wieder darunter, solltest du einen Arzt oder Ärztin aufsuchen.

4. Reizung durch Nahrungsmittel

Auch eine Reihe von Nahrungsmitteln kann den Anus reizen. Gewürze und scharfe Speisen, Schokolade, Zitrusfrüchte, Tomaten, zu viel Kaffee, Limonade, Milch, alkoholische Getränke, Vitamin C-Tabletten. Vermutest du eines dieser Lebensmittel oder Getränke dahinter, solltest du die nächsten 48 Stunden darauf verzichten, um zu sehen, ob eine Linderung eintritt.

5. Fadenwürmer

Eine weitere mögliche Ursache könnte sein, dass dein Verdauungssystem von parasitären Würmern belagert wurde. Die Faden- oder Madenwürmer verursachen Nachts den größten Juckreiz – nämlich dann, wenn die Weibchen ihre Eier um den After legen. Am häufigsten treten Fadenwürmer bei Kindern auf; sie können jedoch auf Kleidung und Bettlaken überleben, und damit auf andere übertragen werden. Die kleinen Besucher sind mit freiem Auge im Stuhl erkennbar. Lacht dich so ein Würmchen an, solltest du schnellstens die nächste Apotheke aufsuchen. Mit entsprechenden Medikamenten und strengen Hygienemaßnahmen kannst du der Wurmpartie schnell ein Ende bereiten.

6. Pilzbefall

Pilze fühlen sich in besonders warmen, feuchten Gegenden gut. Deine Unterhose ist also eine ideale Spielwiese für sie. Diese kannst du ähnlich wie Ekzeme an Hautrötungen erkennen. Anti-Pilz-Cremes helfen, die Keime abzutöten. Zur Vorbeuge solltest du nachts auf Unterwäsche verzichten. Generell sollten Betroffene von synthetischen Stoffen auf luftdurchlässige Baumwolle umsteigen.