Deine Freundin erzählt dir gerade wie ihr Hund auf tragische Weise von einem Auto überfahren wurde. Plötzlich merkst du wie deine Mundwinkel langsam nach oben gehen. Anstatt eine betroffene Miene aufzusetzen, grinst du deiner verheulten BFF schamlos ins Gesicht. Keine Sorge du bist kein schlechter Mensch. Eine Psychologin hat uns über das komische Verhalten aufgeklärt.

Warum wir in völlig unpassenden Situationen grinsen müssen.

Wenn das Grinsen zur Qual wird

Da ist es wieder dieses kranke Grinsen, obwohl uns doch innerlich überhaupt nicht nach lachen zumute ist. Handelt es sich um Verlegenheit, fehlende Empathie oder sind wir einfach nur Psychos. Warum müssen wir in unpassenden Situationen grinsen? Wir haben bei der Psychologin und Psychotherapeutin Mag. Christa Schirl nachgefragt.

Während die einen es gekonnt schaffen ihre Empathie durch ein betroffenes Gesicht zu zeigen beginnen wir einfach unpassend zu grinsen. Laut Mag. Schirl kann diese Reaktion durch kleine Mikrotrauma in uns hervorgebracht werden. In traumatischen Situationen reagieren wir auf drei verschiedene Arten: Fight, flight oder Freeze. Wir können also mit dem Säbelzahntiger kämpfen, vor ihm davonlaufen oder uns Tod stellen.

Mittlerweile wurde eine vierte Reaktion aus der Tierwelt bekannt. Diese gibt es aber auch bei uns Menschen und wird von unserer Expertin als sogenannte Übersprungshandlung bezeichnet. „Wenn ein Vogel bedroht wird, fängt er oft an sich zu putzen. Eine total sinnlose Reaktion, aber ähnlich wie die der Österreicher vorm ersten Lockdown Klopapier zu kaufen. Da sagt uns das Hirn: mach jetzt irgendwas damit du beschäftigt bist, lenk dich ab, spür dich nicht. Und genauso verhält es sich dann, wenn uns jemand etwas Schlimmes erzählt.“ Das kann für uns so ein Mikrotrauma sein. Die Psychologin erklärt: „Wenn Menschen in ganz unpassenden Situationen lachen. Dann sind, dass sogenannte Übersprungshandlungen wo man etwas tut, das eigentlich nicht zur Situation passt.“

„Unser Hirn und unser Körper versuchen ständig uns auszubalancieren.“

Während die einen bei der kleinsten Kritik den Kühlschrank öffnen um sich die nächste Käserolle reinstopfen, verspüren andere den Drang die Toilette aufzusuchen. „Unser Hirn und unser Körper versuchen ständig uns auszubalancieren“, so die Expertin. Schließlich müssen wir ja überleben. Das Grinsen sendet unserem Gehirn positive Signale. Denn unser Hirn ist natürlich so gemacht, dass wir uns per se gut fühlen wollen.

Denn würden wir in eine komplette Schockstarre verfallen könnten wir nicht reagieren. Also wäre so gesehen der angebrachte aufgesperrte Mund und die großen Augen für unser Überleben nicht unbedingt besser. Außer unsere BFF beschließt unserem doofen Grinsen mit einem ordentlichen Facepunsch ein Ende zu setzen.

Wie also mit der Situation umgehen?

Unser Gegenüber fühlt sich ja sicher durch unser Verhalten verletzt. Hier rät Schirl zu offenen Worten. „Es ist wichtig, dass man seinem Gegenüber eine Gebrauchsanweisung gibt. Es tut mir leid mein Gesicht lächelt, aber innerlich ist mir zum Weinen zumute. Oder innerlich hat es mir die Sprache verschlagen“. Wichtig ist also, dass man dem anderen gesteht, dass es sich hier um eine Verlegenheitsreaktion handelt. Im Prinzip sind das nur Teile unseres Körpers, so als würden wir einen Krampf bekommen. Diese Übersprungshandlung ist unser ausweichendes Verhalten bei Konflikten.

Wir müssen natürlich auch immer aufpassen um welche Art des grinsen es sich handelt. Die Überbrückungshandlung des Scham-Grinsens darf nicht mit grinsen aus Schadenfreude oder mit dem grinsen bei Angriff verwechselt werden. Werden wir von einem Kollegen vor der versammelten Mannschaft angegriffen beginnen wir oftmals zu lächeln. Das ist aber vielmehr eine „Art des Zähne zeigens“, so die Psychologin. Und auch eine ziemlich aggressive Variante des Grinsens. „Aber erwachsene Menschen können, das schon deuten, ob das jetzt ein total herzhaftes lachen ist das zur Situation gehört oder eine total schräge Geschichte. Auch der Joker hat ja gelächelt“, so die Expertin. Und der war ja ziemlich schräg.