Wer sich dieser Tage vor den Skincare Regalen beliebter Beauty-Stores umsieht, wird vielleicht schon bemerkt haben, dass sich verdächtig viele Teenager davor sammeln. An sich keine große Sache. Wirft man aber einen genaueren Blick darauf, erkennt man, dass sich die junge Generation aktuell mit Produkten eindeckt, die sich nicht nur weit über ihrer Preisklasse befinden, sondern auch absolut nicht für ihre Haut gemacht sind.

Wie bedenklich dieser Social-Media-Trend ist, haben wir mit Beauty-Expertinnen besprochen.

Teenie-Trend: Der große Hype um Skincare für Erwachsene

Könnt ihr euch noch an eure Teenagerzeit erinnern? Welche Dinge waren damals bei euch hoch im Kurs? Teenie-Magazine? CDs mit den aktuellsten Hits? Lip Smacker und Mousse Make-up? Wir sind uns wohl alle einig, dass sich die Zeiten ziemlich verändert haben und die jetzige junge Generation von Tiktok, Sleek Looks und Skincare Produkten, die für eine Haut ab Mitte bis Ende 30 gemacht sind, lebt. Und ja, während wir das schreiben, fühlen wir uns unheimlich alt.

Aber zurück zum Thema! Schon mal etwas von den sogenannten „Sephora Kids“ gehört? Nein, damit sind keine Kinder gemeint, die Werbung für das weltweit beliebte Beauty-Franchise machen, sondern Teenager (Gen Z und Gen Alpha), die in den Stores wie besessen vor Skincare Produkten stehen, die alles andere als für sie gemacht sind. Dieser Hype ist – wo auch sonst – auf Tiktok entstanden. Dort hat es sich offenbar recht schnell herumgesprochen, dass Beauty Brands wie Drunk Elephant (die ja wirklich eine gute Philosophie haben, nachdem sie laut Website „ausschließlich Inhaltsstoffe verwenden, die direkte positive Auswirkungen auf die Hautgesundheit haben“) zu den absoluten Must-Haves ihrer 10-Steps-Skincare-Routine gehören.

Dass die Teenager dafür aber ein mittleres Vermögen ausgeben müssen und ihrer Haut damit noch dazu möglicherweise nicht mal einen Gefallen tun, ist dabei vollkommen egal. Hauptsache, man ist Teil des Trends. Doch was passiert, wenn sich Teenies Produkte ins Gesicht klatschen, die über hochkonzentrierte Inhaltsstoffe verfügen und einen Anti-Aging-Effekt haben? Nichts Gutes, wie uns mehrere Expertinnen erklären.

Produkte mit sanfter Wirkung empfehlenswert

Wir haben mit Helen Ambrosen, Mitgründerin von Lush und Produkterfinderin, über den umstrittenen Social-Media-Trend gesprochen. Sie sieht die Sache so: „Wer auch im hohen Alter noch eine gesunde Haut haben möchte, sollte definitiv auf die richtigen Produkte setzen. „In manchen Fällen können junge Menschen heute bis zu 100 Jahre alt werden – so lange muss ihre Haut auch gesund sein! Die besten Produkte, die helfen, die schwierige Zeit der Pubertät zu überstehen, ohne die Haut noch mehr zu belasten, sind jene, die eine sanfte Wirkung haben und so die Haut dazu ermutigen, so gut zu funktionieren, wie sie es von Natur aus tut – und das kann erstaunlich gut sein, wenn man ihr nur die Chance dazu gibt“, verrät Helen.

Folgt man stattdessen jedem Hype auf Social Media – was sowohl die an Beauty interessierte Gen Z als auch die Gen Alpha macht – und verwendet Produkte, ohne sich über deren Inhaltsstoffe und Wirkung zu informieren, dann kann das früher oder später für einen unschönen Effekt sorgen. „Die Art und Weise, wie du deine Haut behandelst, kann in den kommenden Jahren buchstäblich Spuren hinterlassen. Spätestens im Alter von fünfunddreißig Jahren kann man die direkten Auswirkungen des eigenen Handelns auf der Haut erkennen“, erklärt Helen.

„Dieser Hautpflege-Trend ist einer, den viele Leute später bereuen könnten“

Uns stellt sich die Frage, was sie die junge Generation davon erhofft, wenn sie Produkte für Erwachsene verwenden. Wollen sie damit reifer wirken? Besonders cool rüberkommen? Sich älter machen, als sie sind? Wenn wir uns an unsere Jugend zurückerinnern: Natürlich haben auch wir uns im Make-up-Kit unserer Mama oder großen Schwester bedient und uns viel zu große BHs und High Heels ausgeborgt. „Es ist natürlich schwierig, für sie zu sprechen, aber oft werden junge Menschen einfach nicht gut genug darüber informiert, was ihre Haut wirklich braucht“, so die Lush-Sprecherin. „Es ist für sie toll, das zu benutzen, was ihre Freund:innen verwenden und Abende miteinander zu verbringen, an denen sie Produkte und Make-up gemeinsam ausprobieren.“

Dabei gibt einen großen Unterschied zu der Zeit, in der wir (also Millennials) in der Probierphase unseres Lebens waren: „Die meisten Generationen erinnern sich an einen harmlosen Trend aus ihrer Teenagerzeit, aber dieser aktuelle Hautpflege-Trend ist wirklich einer, den viele Leute später bereuen könnten“, heißt es seitens Lush. „Produkte mit hochaktiven Inhaltsstoffen sind nicht unbedingt von hoher Qualität. Viele von ihnen lassen die Haut in einem sehr empfindlichen Zustand zurück, z. B. mit erhöhter Empfindlichkeit gegenüber der Sonne“.

Teenager haben eine anfällige Haut

Der Trend der „Sephora Kids“ kann vor allem aus einem bestimmten Grund früher oder später zu einem Problem werden: „Die Gesichtshaut ist sehr empfindlich, besonders in jungen Jahren.“ Denn: „Wir wissen, dass sich die Haut während der Pubertät stark verändert, vor allem das Mikrobiom, das einen wichtigen Teil der Hautbarriere bildet, was bedeutet, dass die Haut anfällig für Schäden ist.“ Man hört allerdings immer wieder, dass man gar nicht früh genug mit einer guten Hautpflege-Routine, in der sich auch das eine oder andere Anti-Aging-Produkt befindet, anfangen kann. Also, was denn nun?

„Man sagt den Teenagern vielleicht, sie bräuchten eine komplexe Hautpflege-Routine, noch bevor sich ihre Haut in der Pubertät verändert, oder dass sie vorbeugend Anti-Aging-Wirkstoffe verwenden sollten. Jugendliche, deren Haut zu Pickeln neigt oder fettig wird, wie es in der Pubertät ganz normal ist, verschlimmern das Problem damit möglicherweise aber ungewollt, indem sie sehr starke, austrocknende Produkte verwenden und Ausbrüche mit Make-up auf Mineralölbasis abdecken“. Teenies sollten also besser die Finger davon lassen oder sich Zweifelsfall bei einer:m Dermatolog:in absichern.

Schlussendlich lässt sich aber sagen: No worries! Denn vielleicht gehört die Experience, hin und wieder kleine Beauty-Mistakes zu machen, einfach zum Leben dazu. Was für die Gen Alpha bzw. die Gen Z heute hochkonzentrierte Seren sind, waren für uns Millennials in unseren Teenagerjahren viel zu hoch dosierte Anti-Pickel-Produkte. Welcher Trend wohl in ungefähr 20 Jahren für genau denselben Effekt sorgen wird …?

Produkt-Tipps für Teenager-Haut

Teenager sollten auf sanfte Skincare statt auf hochkonzentrierte Inhaltsstoffe setzen. Deshalb haben wir hier drei Tipps für euch!

Entzündungshemmend: Gesichts- und Körpermaske „Mask of Magnaminty“ von Lush, 230 ml, € 23,95

Wirksam bei Pickeln: „Pore Normalizing Cleanser“ aus der Clear-Linie von Paula’s Choice, 100 ml, € 24,20

Mit Antioxidantien: „Zero Chill Face Mist“ in Lily Jasmine von Florence by Mills, 100 ml, € 13,95