Von sämtlichen Tierarten wird das Nilpferd wohl am meisten unterschätzt. Denn die an und für sich friedlichen Tierchen können, wenn man ihnen zu nahe kommt, ganz schön ungemütlich werden. Ihr Angriff passiert schnell und ist oft tödlich. Der einstige Touristguide Paul Templer überlebte so einen Angriff und erzählt seine Geschichte.

Dazu haben wir auch einige Tipps, wie ihr euch im Falle eines Angriffes verhalten solltet.

Die Safari des Grauens

Paul liebte seinen Job als Touristguide in Simbabwe. Die malerische Landschaft, die majestätische Tierwelt – bis er auf ein aggressives Hippo traf. Der ehemalige Guide erzählte CNN Travel von seiner nicht ganz so friedlichen Begegnung mit einem Flusspferd …

Es war an einem Samstag im März 1996. Da sprang Paul Templer für einen an Malaria erkrankten Freund als Leiter bei einer Kanusafari-Tour am Sambesi Fluss ein. Sein Expeditionsteam bestand aus insgesamt 8 Leuten. Davon vier angehende Guides und Templer als Leitung, die sich in der Partie auf 4 Kanus aufteilte. Im Schlusslicht ein Lehrling namens Mack in einem Sicherheitskajak. Alles lief gewöhnlich, bis die Truppe auf eine Herde von etwa einem Dutzend Flusspferde traf. Das ist auf einem afrikanischen Fluss nichts Ungewöhnliches. Templer beschloss daher in sicherer Entfernung um die Nilpferde herumzupaddeln.

Plötzlich dieser große Knall

Paul also voran, während ihm die anderen Kajaks folgten. Doch das dritte Kanu war plötzlich vom Kurs abgekommen. „Plötzlich ist da dieser große Knall. Und ich sehe das Kanu, wie sein Hinterteil, in die Luft katapultiert. Und Evans, der Führer hinten im Kanu, wurde rausgeschleudert.“ Die Touristen schafften es irgendwie im Kanu zu bleiben, während Templers Kollege von der Strömung in Richtung eines Mama-Nilpferdes und ihrem Kalb gespült wurde. Evans war an die 150 Meter entfernt und Templer wusste, dass er ihn da schnell herausholen musste. Während der dritte Guide sich und die anderen Touristen auf einem Stein in Sicherheit brachte, drehte Templer sein Kanu um, um Evans aus dem Wasser zu holen.

„Ich paddelte auf ihn zu … kam näher und sah diese Bugwelle auf mich zukommen. Wenn Sie jemals einen dieser alten Filme mit einem Torpedo gesehen haben, der auf ein Schiff zukommt, war es so ähnlich. Ich wusste, dass es entweder ein Nilpferd oder ein wirklich großes Krokodil war, das auf mich zukam“, so Templer gegenüber CNN. Instinktiv schlug er mit seinem Paddel auf die Wasseroberfläche, um das Tier abzuwehren, was zunächst auch zu funktionieren schien.

„Meine Welt wurde dunkel und seltsam still“

Als er Evans die Hand reichen wollte, brach das Wasser plötzlich zwischen ihnen und der Albtraum für Paul begann. „Meine Welt wurde dunkel und seltsam still“, erzählt Templer. „Von der Hüfte abwärts konnte ich das Wasser spüren. Ich konnte fühlen, dass ich im Fluss nass war. Von meiner Taille aufwärts war es anders. Mir war warm, und es war nicht nass wie der Fluss, aber es war auch nicht trocken. Und es war einfach ein unglaublicher Druck auf meinem unteren Rücken“. Templer versuchte sich zu bewegen, doch es ging nicht. Da wurde ihm klar, dass er bis zur Hüfte in der Kehle eines Nilpferds steckte. Vermutlich wurde er dem Nilpferd irgendwann unangenehm und er spuckte ihn aus.

Nach einer kurzen Verschnaufpause wurde er von unten gepackt und steckte wieder bis zur Hüfte in der Kehle des Nilpferds -doch diesmal mit den Beinen zuerst und die Hände befreit. Templer versuchte nach seiner Waffe zu greifen, doch wurde so heftig herum geschüttelt, dass ihm dies nicht gelang. Da spukte das Nilpferd ihn ein zweites Mal aus und Templer schwamm um sein Leben. Doch das Nilpferd kam erneut mit weit aufgerissenem Maul auf ihn zu und erwischte ihn seitlich. „Für mich geschah zum Glück alles in Zeitlupe. Wenn er also unter Wasser ging, hielt ich die Luft an. Als wir an der Oberfläche waren, atmete ich tief ein und versuchte, mich an Stoßzähnen festzuhalten, die mich durchbohrten“, um nicht auseinandergerissen zu werden.

Rettung in letzter Sekunde

Der Lehrling im Sicherheitskajak bewies unglaublichen Mut und eilte ihm zu Hilfe und die beiden konnten, sich ebenfalls auf den Felsen retten. Evans war verschwunden und wurde Tage später im Fluss gefunden. Er schien ertrunken zu sein, da sein Körper keinerlei Verletzungen einer Attacke aufwies. Templer verlor durch den Angriff einen Arm. Den anderen Arm und die Beine konnten die Chirurgen in letzter Sekunde retten.

Darum ist ein Nilpferd-Angriff so gefährlich

Flusspferde gelten als friedlich, werden aber gefährlich, wenn jemand in ihr Territorium vordringt. Flusspferde erden bis zu 5 Meter lang und 4 Tonnen schwer. Ihre riesigen Mäuler können sie bis zu 150 Grad weit öffnen. Ihre scharfen Eckzähne dienen zu Verteidigung und können bis zu 51 Zentimeter groß werden. Einer Studie nach liegt die Wahrscheinlichkeit, durch einen Nilpferdangriff getötet zu werden, im Bereich von 29 Prozent bis 87 Prozent.

Im Vergleich dazu liegt ein Haiangriff bei 22,7 Prozent und ein Krokodilangriff bei 25 Prozent. Vermutlich ist dies darauf zurückzuführen, dass viele Touristen die Nilpferde unterschätzen. Um ein süßes Foto zu bekommen, kommen sie den Tieren zu nah und dies kann ihnen zum Verhängnis werden. Nilpferde sind keine Jäger, sie interessieren sich nicht für Menschen – es sei denn man kommt in ihr Revier. Fühlen sich Nilpferde bedroht, greifen sie Menschen auf dem Wasser und an Land an. In Afrika verlieren etwa 500 Menschen jährlich ihr Leben durch Flusspferde. Das macht die Tiere zu einem der tödlichsten weltweit.

So könnt ihr einem Nilpferd-Angriff entkommen und überleben

Viva AZ-Animals haben wir folgende Tipps für euch zusammen gefasst.

  1. Flusspferde leben in afrikanischen Flüssen, Sümpfen und Feuchtgebieten. Respektiere ihr Territorium.
  2. Achte bei Flüssen, wo Nilpferde leben auf Ohren und Nase, die auf der Wasseroberfläche zu sehen sind.
  3. Öffnet ein Nilpferd weit sein Maul, dann ist das eine Drohung! Auch ruhige Nilpferde können in Sekundenschnelle in Kampfmodus wechseln.
  4. Mach Lärm! Lass die Nilpferde wissen, dass du in der Nähe bist. Wenn sie die Möglichkeit haben, gehen sie dir gerne aus dem Weg.
  5. Droht ein Angriff im Wasser, kannst du mit dem Paddel auf die Wasseroberfläche schlagen. Greift ein Nilpferd dich an, stelle dich nicht tot, sondern wehre dich so gut es geht. Benutze das Paddle als Waffe. Schlage damit auf die Augen des Nilpferds und versuche es in sein Maul zu schieben. Hast du kein Paddel, benutze deine Fäuste und ziele damit auf Augen und Schnauze.
  6. Außerhalb des Wassers fühlen sich Flusspferde am schnellsten angegriffen. Bei einem Nilpferd-Angriff an Land solltest du schnellst möglichst einen Baum aufsuchen. Ist aber kein Baum in Sicht versuche in Zickzack-Linie zu laufen bis du Unterschlupf findest.
  7. Steckst du erstmal im Maul eines Nilpferdes, versuche, mit deinen Fingern es dem Tier so ungemütlich wie möglich zu machen. Viel Glück!