Immer mehr Frauen wollen hormonfrei verhüten. Hoch im Kurs ist dabei die Temperaturmethode. Die Verhütungsapp „Natural Cycles“ soll das umständliche Messen und Berechnen von fruchtbaren Tagen erleichtern und den Hormonzyklus der Frau anzeigen. Nur leider ziemlich ungenau, denn in Schweden wurden  innerhalb weniger Monate 37 Frauen ungewollt schwanger, weil sie sich auf die App verlassen hatten, die weltweit sehr beliebt ist.

Die moderne Verhütungsmethode via App soll angeblich einen Pearl Index von nur 0.5 haben. Dieser gibt das Restrisiko an, trotz der jeweiligen Verhütungsmethode schwanger zu werden. Auf „Natural Cycles“ kann man sich also verlassen, denn 0.5 ist ziemlich sicher  – könnte man meinen, denn im  Vergleich dazu hat die Pille 0.1-0.9 und das Kondom 2-12. Den Zahlen nach scheint die App recht zuverlässig. Und genau das ist das Problem – sicher ist sie nämlich nicht. Aufgefallen ist dies, weil sich von 668 Frauen, die  zwischen September und Dezember 2017 im Södersjukhuset Krankenhaus eine Abtreibung machen ließen, 37 mit der App „verhütet“ hatten. 

Die Hersteller der App meinen gegenüber „Business Insider“, dass die Verhütungs-App genauso verlässlich sei, wie andere Verhütungsmittel – Voraussetzung sei, dass man sie streng regelmäßig verwendet. Um ein richtiges Resultat liefern zu können, muss die Benutzerin jeden Morgen ihre Temperatur unter der Zunge messen und die Werte in die App eintragen. Diese generiert den Wert und gibt dann mittels roten oder grünen Leuchten darüber Bescheid, ob man derzeit fruchtbar ist oder eben nicht. Außerdem verteidigt sich der Hersteller mit dem Argument, dass die Pille auch nur bei regelmäßiger Einnahme Wirkung zeigt. Bei rotem Licht empfiehlt die App außerdem, zusätzlich zum Beispiel mit einem Kondom zu verhüten.

„Natural Cycles“ wirbt damit, die einzige verifizierte Verhütungs-App zu sein. Sie wurde auch vom deutschen „TÜV süd“ zugelassen. Trotzdem hagelt es Kritik an der Methode, da kleinste Veränderungen des Lebensstils oder der Gesundheit – wie Fieber, Alkoholkonsum oder Schlafmangel – Auswirkungen auf die Körpertemperatur haben – was wiederum die Genauigkeit der Messung verfälscht.  Im Zweifelsfall also immer zusätzlich zum Kondom greifen – denn das ist und bleibt die einzige Methode, die auch vor übertragbaren Krankheiten schützt.