„Oppenheimer“ ist neben „Barbie“ DAS Kino-Highlight des Sommers – das steht fest. Doch der Film über den „Vater der Atombombe“ sorgt auch für einige Kontroversen. In Indien haben vor allem die freizügigen Sexszenen jetzt gleich mehrere Debatten im Netz ausgelöst.

Warum genau, erfahrt ihr hier.

„Oppenheimer“ sorgt für Kontroversen in Indien

Mit „Oppenheimer“ liefert uns Christopher Nolan eines der großen Blockbuster-Events des Jahres 2023. Erst vor wenigen Tagen lief der Film in den Kinos an und hat am Start-Wochenende bereits ordentlich die Kassen klingen lassen. Wer sich den Film bereits angesehen hat, weiß, dass einige explizite Sexszenen darin vorkommen. Und genau diese sorgen jetzt für echte Kontroverse. Zumindest in Indien.

„Das ist ein direkter Angriff auf die Hindu-Gemeinde“, schreibt Uday Mahurkar von der „Save Culture Save India Foundation“ in einem Brief an den US-Regisseur, den er auch auf Social Media geteilt hat. In dem Schreiben fordert er den Filmemacher auf, eine ganz bestimmte Szene aus dem Film über den „Vater der Atombombe“ zu entfernen. Denn sie sei „unnötig“ und „respektlos“. Doch worum geht’s im Detail?

Protagonist liest aus spirituellem Gedicht

Bei der besagten Szene handelt es sich um einen Schlüsselmoment des Films. Zu sehen sind dabei der von Cillian Murphy gespielte US-Physiker J. Robert Oppenheimer mit seiner von Florence Pugh dargestellten Geliebten Jean Tatlock, als sie gerade miteinander Sex haben. Tatlock holt dann ein Buch aus einem Regal, das in der altindischen Sprache Sanskrit verfasst ist. Sie setzt sich auf Oppenheimer und bringt ihn beim Sex dazu, aus dem Buch vorzulesen. Er sagt dann die Verse „Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten“.

Das Zitat stammt aus der Bhagavad Gita, einem spirituellen Gedicht, das zu den zentralen Schriften des Hinduismus gehört. Dieses Zitat bekommt später, nach der Zündung der ersten Atombombe eine tiefere Bedeutung. J. Robert Oppenheimer sprach den Satz in einer Dokumentation von 1965.

Künstlerische Freiheit des Regisseurs

Zwar ist das Zitat durchaus wichtig für den Erzählstrang, doch kritisieren viele User:innen Nolans Wahl, den Satz ausgerechnet in Verbindung mit einer Sexszene aufzugreifen. In Online-Netzwerken verbreiteten sich deshalb Cancel-Aufrufe unter den Hashtags #BoycottOppenheimer (Boykottiert Oppenheimer) und #RespectHinduCulture (Respektiert die Kultur der Hindus). Auch die Hinduorganisation „Vishva Hindu Parishad“ fordert den Hollywood-Regisseur bereits auf, sich bei der hinduistischen Gemeinde zu entschuldigen. „Deren Gefühle wurden sehr verletzt“, so ein Sprecher der Organisation. Christopher Nolan hat sich bislang noch nicht zu den Rassismus-Vorwürfen geäußert.

Zensur lässt Kinobesucher:innen schmunzeln

Doch nicht nur deshalb sorgt der Film in Indien gerade für mächtig Diskussionen. Neben den Vorwürfen gegen Christopher Nolan aufgrund des Drehbuchs sorgt auch eine kuriose Zensur-Maßnahme für Aufsehen. In mehreren Ländern (darunter eben auch Indien) wurde „Oppenheimer“ nämlich stark zensiert und vor allem die Art und Weise, wie die Zensur umgesetzt wurde lässt viele Kinobesucher:innen schmunzeln.

Wer „Oppenheimer“ hierzulande gesehen hat, wird sich an die Szene erinnern, in der Oppenheimer und seine Geliebte in einem Hotelzimmer ein Gespräch führen. Beide sind nackt, ihre Genitalien aber verdeckt. Zu viel Nacktheit für das indische Publikum? In der indischen Version wurde Florence Pough jedenfalls einfach kurzerhand mit einem computergenerierten schwarzen Kleid bedeckt, wie unter anderem die Hindustan Times berichtet. Im Netz sind viele User:innen deshalb empört. So kommentiert ein Kinobesucher ironisch: „Der Preis für die beste CG-Arbeit aller Zeiten in Indien geht an die indische Zensurbehörde für das schwarze Kleid von Florence Pugh in #Oppenheimer. Einwandfrei.“ Hier könnt ihr euch die überarbeitete Version ansehen.

Ein anderer Nutzer kann gar nicht glauben, dass die Darstellerin in dem Film eigentlich nackt gewesen wäre. „Also das schwarze Kleid von Florence Pough war gar kein schwarzes Kleid?“

Was Christopher Nolan von dem „Kleid“ hält, ist nicht bekannt. Allzu begeistert dürfte er von der Arbeit der Zensurbehörde allerdings nicht sein. Der Regisseur steht dem Einsatz von CGI grundsätzlich skeptisch gegenüber und „trickst“ bei seinen Filmen so selten wie möglich, wie er in der Vergangenheit bereits öfters betonte.