Die einen machen viel Sport, nehmen ausreichend Vitamin C zu sich und achten auf einen gesunden Lebensstil, um ihr Immunsystem zu stärken. Und andere sehen sich einfach ekelerregende Videos von ansteckenden Krankheiten an und haben nahezu denselben Effekt. Klingt verrückt? Ist aber tatsächlich so. Eine Studie aus Hamburg hat das jetzt bestätigt.

Laut dem Forschungsteam sollen Ekel-Videos unsere Abwehrkräfte dazu bringen, Antikörper zu produzieren.

Studie zeigt: Ekel-Videos stärken Immunsystem

Wer sieht sich schon gerne ekelerregende Videos von irgendwelchen Krankheiten an? Wenn man nicht gerade ein Faible für ansteckende Ausschläge und Co hat, dann vermutlich niemand. In Zukunft sollten wir aber besser nicht wegklicken, sondern ganz genau hinsehen. Denn wie Forscher:innen aus Hamburg jetzt herausgefunden haben, soll bereits das bloße Ansehen von Ekel-Videos, die mit Erkrankungen zu tun haben, dafür sorgen, dass wir vermehrt Antikörper produzieren.

Dazu haben sich 116 Testpersonen verschiedene Videos angesehen, die Ekel auslösen. Eine Gruppe bekam Clips mit ansteckenden Virusinfektionen der Atemwege vorgespielt. Den anderen Proband:innen zeigte man Videos, die zwar ekelerregend waren, jedoch keine Gefahr einer Ansteckung beinhalteten – wie etwa verdorbene Lebensmittel, verwester Tierkadaver oder Krabbeltiere, vor denen sich ja bekanntlich viele Menschen fürchten.

Danach entnahm man allen Personen Speichelproben. Das erstaunliche Ergebnis: „Es zeigte sich, dass die sIgA-Konzentration (auch als Antikörper bezeichnet) bei Testpersonen nach der Stimulation – vor allem bei Videos, die Menschen mit Krankheitssymptomen zeigen – anstieg“, erklärt Judith Keller, Erstautorin der Studie, die in der Fachzeitschrift Brain, Behavior & Immunity – Health nachzulesen ist. Im Durchschnitt erhöhte sich der sIgA-Wert nach dem Schauen des Krankheitsvideos um ganze 83,15 Prozent. Die Clips mit verdorbenen Lebensmitteln sorgten immerhin für einen Ansteig um 44,79 Prozent an Antikörpern im Speichel.

Das steckt hinter dem Phänomen

Das Forschungsteam rund um Judith Keller erklärt sich das Phänomen so, dass wir neben unserem biologischen Immunsystem auch so etwas wie ein „Verhaltensimmunsystem“ haben. Dieses soll sogar bei der Bekämpfung von Infektionen helfen und auch das Risiko einer Ansteckung minimieren. Dazu wird das Immunsystem durch Hinweise auf Krankheitserreger von selbst angekurbelt. Neben sichtbaren Anzeichen können auch Gerüche und Gefühle wie Ekel oder Abneigung dafür sorgen, dass unser Körper von sich aus mehr Antikörper produziert.

Für zukünftige Studien gilt es jetzt, herauszufinden, ob die vermehrte Antikörper-Konzentration im Speichel auch gegen Atemwegsviren wirksam sind. Und das noch bevor die Schleimhäute Kontakt mit dem Erreger hatten. Wer sich also in nächster Zeit Videos von ansteckenden Krankheiten ansieht, tut sich damit in gewisser Weise sogar etwas Gutes …