Essstörungen können in vielen Formen auftreten, aber nicht jeder weiß das. Neben Magersucht und Bulimie, gibt es noch weitere Arten, die sich andersartig äußern. Teilweise wird gehungert, erbrochen oder eine große Menge Nahrung zu sich genommen. Verschiedene Arten von Essstörungen können zwar ineinander übergehen, aber alle haben eine Gemeinsamkeit: das abhängige Selbstwertgefühl. Denn das ist davon beeinflusst, was die Waage sagt. Das bedeutet: Je weniger, desto besser.

Essen und die Beschäftigung rund um Essen, ist für viele Menschen ein Kampf. Ein Kampf, der sich tagtäglich zu besiegen lohnt, aber immer wieder schwierig ist. Die Gedanken, die sich um Essen, Figur und ähnliches drehen, bestimmen den Alltag. Kaum gibt es eine Situation, in der nicht an Essen und dessen Ausmaß, gedacht wird.

Von einer Essstörung spricht man, wenn die ständige emotionale gedankliche Beschäftigung mit dem Thema Essen die zentrale Rolle des Lebens übernommen hat. In genauerer Beobachtung kann man herausfinden, bei welcher Essstörung gewisse Charakteristika vorkommen und welche nicht. Das bedeutet, es ist von Essstörung zu Essstörung unterschiedlich, welche Symptome man hat oder ab wann man als erkrankt gilt.

Diese verschiedenen Essstörungen gibt es:

1. Magersucht

Anfangs ist es noch ein Müsli mit Obst, dann nur noch Obst. Irgendwann ist es das Einzige des Tages, was zu sich genommen wird. Magersucht, auch Anorexia Nervosa genannt, ist der absichtliche Gewichtsverlust, der selbst herbeigeführt wird. Fasten, hungern, Kalorien zählen. Die Absicht dem Körper wenig Nahrung zu zuführen kann gewaltige Schäden hinterlassen. Unterernährung, Muskelschwund, Mangelernährung und Haare, die auf dem ganzen Körper wachsen, weil er sich wärmen möchte.

Betroffene hungern nicht nur, sondern verbrennen jeden Bissen, den sie hatten, durch Sport. Exzessive Sporteinheiten sind keine Seltenheit, ganz im Gegenteil. Und trotz starken Untergewichts empfinden sich Magersüchtige als zu dick.

2. Bulimie

Durch die panische Angst vor Gewichtszunahme, werden harte Gegenmaßnahmen ergriffen. Nach der Nahrungsaufnahme wird das Essen wieder erbrochen. Sport, Fasten, Einläufe und Abführmittel werden auch verwendet, um der Gewichtszunahme entgegen zu wirken. Damit kommt der Körper in einen gefährlichen Zustand: Mangel. Und genau dadurch passieren Ess-Attacken.

Während einer Ess-Attacke werden große Menschen an Nahrung zu sich genommen. Der Auslöser kann Heißhunger durch Mangel, aber auch Stress sein. Menschen, die an Bulimie leiden, empfinden eine Fressattacke mit darauf folgendem Erbrechen als beruhigend. Jedoch kommt es zu folgenschweren gesundheitlichen Störungen: eine kaputte Speiseröhre, Zahnschäden oder Herzversagen.

3. Binge- Eating Disorder

Man spricht von dieser Krankheit, wenn in kürzester Zeit eine ungewöhnlich große Menge an Nahrung gegessen wird. Der Kontrollverlust steht hier besonders im Fokus. Oft wissen Betroffene nicht, was und wie viel sie zu sich genommen haben. Ähnlich wie bei der Bulimie, werden hier während einer Fressattacke zwischen 3000 und 5000 Kalorien aufgenommen. „Betroffene sind nach den Essanfällen deprimiert, entwickeln Scham und ein starkes Ekelgefühl gegenüber sich selbst“, so Dr. Christof Argeny von sowhat – dem Kompetenzzentrum für Essstörungen in Wien, St. Pölten und Mödling.

Aber obwohl viele Symptome ähnlich sind, unterscheidet sich Binge-Eating Disorder von der Bulimie durch einen Aspekt: das Ausbleiben von Gegenmaßnahmen. Kein Erbrechen, kein Sport, keine Abführmittel.

4. Pica-Syndrom

Hier handelt es sich um ein Symptom, das oft bei Menschen mit geistiger Behinderung auftritt. Aber auch Schwangere können davon betroffen sein. Menschen, die am Pica-Syndrom leiden, essen ungewöhnliche Dinge: Erde, Ton, Papier und vieles mehr. Das führt zu Vergiftungen, Verstopfung und Mangelernährung. Auch die Infektionsgefahr ist hoch.

5. Orthorexia Nervosa

Diese Krankheit zeichnet sich durch krankhaftes Gesund-Essen aus. Menschen, die an dieser Essstörung leiden, verbringen oft Stunden damit, sich mit diversen Lebensmittel auseinander zu setzen. Hat es genug Vitamine? Genügend Nährwerte? Je länger diese Essstörung andauert, desto kürzer wird die Liste der Lebensmittel, die man essen darf. Auch hier kommt es zur Mangelernährung. Zudem wird eine Angst vor Nahrung entwickelt. Orthorexia Nervosa wird auch als Zwangsstörung klassifiziert.

6. Anorexia Athletica

Übermäßiger Sport, hoher Kalorienverbrauch. Menschen, die an dieser Essstörung leiden, versuchen durch viel Sport Gewicht zu verlieren. Die Erkrankung wird auch als Sport-Sucht bezeichnet. Durch stundenlangen Sport wird versucht, jede Kalorie, die man zu sich genommen hat, zu verbrennen. Auch hier ist die Angst vor einer Gewichtszunahme enorm. Anorexia Athletica wird als Begleitstörung von Bulimie angesehen. Sie ist kein eigenständiges Krankheitsbild.

Falls du selbst an einer Essstörung leidest, das Gefühl hast, du hast ein gestörtes Verhältnis zu Essen oder du kennst jemanden, der davon betroffen ist, solltest du dir Hilfe suchen. 

Hilfe findest du zum Beispiel bei sowhat, dem Kompetenzzentrum für Essstörungen in Wien, St. Pölten und Mödling oder bei intakt, das Therapiezentrum für Menschen mit Essstörungen.