Soziale Medien dienen mittlerweile ebenso als Unterhaltungs-, wie auch Informationsmedium. In Zeiten wie diesen, in denen sich News über einen Terroranschlag rasend schnell verbreiten, kann das zur Gefahr werden. Wie man mit Social Media am besten umgeht und dabei sich und andere schützt, lest ihr hier.

Experte Dietmar Pichler, der als Kommunikationsberater und Mitbegründer des Zentrums für Social Media Kompetenz tätig ist, teilt seine Meinung mit uns.

Wie soll ich mich auf Social Media verhalten?

Soziale Medien begleiten uns mittlerweile ununterbrochen durch unseren Alltag. Gerade in Zeiten einer Katastrophe konsumieren wir damit auch Breaking News. Doch vor allem hier ist es wichtig, darauf zu achten, wie und was man konsumiert. Social-Media-Experte Dietmar Pichler sagt uns: „Auch wenn man es schon oft gehört hat, ist es sehr wichtig, sich auf verlässliche Quellen zu beschränken, wenn man etwas in den sozialen Medien teilt. Die offiziellen Mitteilungen der Polizei werden beispielsweise auf deren Twitter-Kanal geteilt. Auch der ORF ist eine Quelle, der die Meldungen prüft, bevor sie veröffentlicht werden.“

Unseriöse Quellen gelten als Gefahr: „Das, was im Boulevard-Blatt steht, stellt sich im Nachhinein oft als falsch heraus. Das kann dann nicht nur die Ermittlungen gefährden, sondern auch Personen. Wenn sie zum Beispiel einen anderen Fluchtweg einschlagen, weil sie glauben, irgendwo findet eine Geiselnahme statt, die es gar nicht gibt„, warnt Pichler.

Das, was im Boulevard-Blatt steht, stellt sich im Nachhinein oft als falsch heraus. Das kann dann nicht nur die Ermittlungen gefährden, sondern auch Personen.

Dietmar Pichler, Zentrum für Social Media Kompetenz

Wo soll ich mich informieren?

„Wenn man sich nur informieren will, ohne etwas zu teilen, wenn man wissen will, was gerade los ist oder was gerade passiert sein könnte, dann macht es bis zu einem bestimmten Grad schon Sinn, Soziale Medien zu nutzen“, so Pichler. Eines ist dabei aber besonders wichtig: „Das muss man auch mit der nötigen Distanz sehen und mit dem Gedanken betrachten, dass es gerade so sein KÖNNTE. Denn die Informationen sind nicht gesichert. Ich habe gestern die Tweets, die über #wien oder #vienna platziert wurden, stundenlang analysiert und ich muss sagen: bisher habe ein derartiges Ausmaß an Fakenews noch nie erlebt!“

Die Motive dafür, wieso Fakenews überhaupt kursieren, sind unterschiedlich, wie uns auch der Social-Media-Experte bestätigt. „Ein Motiv hinter Falschmeldungen könnten beispielsweise Fehler sein. Gestern habe ich ein Video gesehen, in dem die angebliche Festnahme der Täter zu sehen war. Ich merke jedoch, dass die Bodenmarkierung ganz ungewöhnlich aussieht und habe mich gefragt, wo in Wien das sein könnte. Dann kamen auch schon andere Hinweise, wie Einsatzkräfte, die anders ausgesehen haben und es hat sich herausgestellt, dass das eigentlich ein Video aus Barcelona war. Irgendwann ist das im Internet unter dem Hashtag #vienna gelandet. Die Leute, die das gepostet haben, haben sich dann gerechtfertigt, dass dies nur ein Symbolbild gewesen wäre.“

Doch auch das Schüren bewusster Fehlinformationen und politisch motivierte Hintergründe können Auslöser für die Verbreitung von Fakenews sein. „Es geht um Reichweite für bestimmte Kanäle. Es geht um Desinformation und Propaganda und um die Motive des Erstellers der Postings zu unterstützen„, so Pichlers erschreckende Bilanz.

Eine Sache möchte der Social-Media-Experte auch positiv hervorheben: „Durch die Sozialen Medien, konnten sehr viele Menschen rasch gewarnt werden und haben so die Innenstadt frühzeitig verlassen oder gar nicht erst betreten.“

Bisher habe ich ein derartiges Ausmaß an Fakenews noch nie erlebt!

Dietmar Pichler, Zentrum für Social Media Kompetenz

Wie gehe ich am besten mit den kursierenden Videos um?

All jene, die die gestrige Lage in den sozialen Medien verfolgt haben, waren vermutlich mit schockierenden Bildern konfrontiert. Bewaffnete Menschen, Schießereien, Blut: All das sind Eindrücke, die man so schnell nicht wieder vergisst. Vor allem, wenn man diese unvorbereitet zu sehen bekommt. Wie man am besten damit umgeht? „Diese Frage kann man wahrscheinlich nur als Psychologe beantworten. Aber ich glaube, die Diskussion sollte in die Richtung gehen, ob solche Dinge überhaupt verfügbar gemacht werden sollen. Man sollte sich aber einig sein, dass man so etwas nicht proaktiv zeigt„, erklärt Pichler.

Die Diskussion sollte in die Richtung gehen, ob solche Dinge überhaupt verfügbar gemacht werden sollen.

Dietmar Pichler, Zentrum für Social Media Kompetenz

Wie gefährlich ist die Verbreitung dieser Videos auf Social Media?

Neben einer möglichen Traumatisierung und der Behinderung der Ermittlungen, gibt es laut Pichler noch einen anderen Grund, wieso man diese Videos nicht posten und für die breite Masse zugänglich machen sollte: „Der Terrorist bekommt damit eine sehr große Bühne. Wenn man die Taten dann aber nicht in diesem großen Ausmaß zeigt, dann könnte dieser Mann in seiner Community der Extremisten, die auch sehr stark in den sozialen Medien sind, vielleicht auch keinen Heldenstatus bekommen.“

Wie auch die Wiener Polizei auf Twitter schreibt, sollen Menschen die Fotos und Videos der gestrigen Attacke nicht in den sozialen Medien teilen, sondern auf dieser offiziellen Seite hochladen.