Oktober ist Brustkrebsmonat. Das wissen wir. Dank der Pink Ribbon Aktion wissen wir auch, dass Früherkennung bei dieser Krankheit eine ausschlaggebende Rolle spielt. Doch noch bei einer anderen Form von Krebserkrankungen ist eine zeitgerechte Feststellung sehr wichtig: Unterleibskrebs. Doch was ist das eigentlich?

Anders als Brustkrebs ist Unterleibskrebs noch nicht in den Köpfen der Bevölkerung verankert. Dabei betrifft er ungefähr 6.500 Österreicherinnen jährlich. Doch was genau ist eigentlich Unterleibskrebs?

Was ist eigentlich Krebs?

Gesunde Zellen im Körper teilen sich. Sie teilen sich aber nur so oft, wie es für den Erhalt und die Funktion des jeweiligen Gewebes erforderlich ist. Ist das Erbgut in den Zellen geschädigt, können sie sich zu bösartigen, also sogenannten Krebs- und Tumorzellen umwandeln. Diese wachsen dann unkontrolliert und verdrängen nach und nach das gesunde Gewebe.

Unterleibskrebs: Ein Überbegriff

„Der Begriff Unterleibskrebs umfasst die Krebsarten Eierstockkrebs, Gebärmutterkörperkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Sarkome der Gebärmutter, Keimzell- und Keimstrangtumor des Eierstockes und Tumoren des Mutterkuchens, aber auch die Scheide und die Vulva können betroffen sein“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, Gynäkologe und Präsident der Österreichischen Krebshilfe.

Vorsorge und Impfung

Die häufigste Erkrankung im Bereich des weiblichen Genitals ist der Gebärmutterkörperkrebs. Er tritt vor allem nach der Menopause auf. Weil er meistens Blutungen verursacht, wird er in der Regel früh erkannt. Das ist vor allem deswegen gut, weil sich der Krebs im Frühstadium in den meisten Fällen mit einer Operation sehr gut behandeln lässt.

Auch die Krebsvorstufe zu Gebärmutterhalskrebs ist sehr häufig, betrifft vor allem jüngere Frauen und wird durch sogenannte Humane Papiloma Viren, also HPV übertragen. Etwa 80 bis 90 Prozent aller Menschen stecken sich im Laufe ihres Lebens mit HPV an, ohne, dass sie dies bemerken. Bestimmte Virentypen können aber zu infektiösen und stark wachsenden Hautveränderungen wie Feigwarzen im Bereich der Genitalien führen. Andere wiederum sind für die Entstehung von Gebärmutterhals-, Schamlippen, Penis- und Enddarmkrebs sowie Krebserkrankungen im Mund- und Rachenraum verantwortlich.

Durch den Krebsabstrich beim Frauenarzt wird die HPV-Erkrankung aber häufig früh genug erkannt, noch bevor es zu einer tatsächlichen Krebserkrankung kommt. Eine regelmäßige gynäkologische Untersuchung hat also Sinn. Zudem gibt es eine HPV-Impfung, die einen fast hundertprozentigen Schutz gegen diese Erkrankungen bietet. Wesentlich schlechter sieht die Früherkennungsrate beim Eierstockkrebs aus.

Eierstockkrebs: Früherkennung ist meist Zufall

Im Frühstadium von Eierstockkrebs haben Betroffene nämlich so gut wie keine Symptome. Erst bei fortgeschrittener Krankheit wird der Krebs meist entdeckt. „Symptome, die oft zur Diagnose führen, sind Vergrößerungen des Bauchumfanges, Wasser im Bauch, Atemnot, Stuhlbeschwerden, Gewichtsabnahmen. Das sind alles bereits Symptome einer fortgeschrittenen Erkrankung“, sagt Gynäkologe Sevelda. Die Zahl der Eierstockkrebs-Erkrankungen ist zwar in den letzten Jahren zurückgegangen, dennoch ist er aufgrund der fehlenden Frühdiagnose-Möglichkeiten der Unterleibskrebs mit der höchsten Sterblichkeitsrate.

Tabuthema Unterleibskrebs

Egal welche Form von Krebs: Die Diagnose ist für den Patienten ein Schock. Das Selbstbild vieler gerät ins Wanken. Die Krankheit wird zum Hauptthema im Leben: Die Angst vor der Krankheit selbst, die Angst davor, sein Leben zu verlieren, aber auch die Angst, nur noch als Patientin angesehen zu werden. „Die Fragen, die eigentlich am meisten gestellt werden, sind die Fragen, wie man mit dem veränderten Aussehen und wie man mit der Angst umgeht“, erklärt Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe. Doch gerade der Unterleib, die Geschlechtsteile, die auch mit sexueller Aktivität in Verbindung stehen, sind in der Gesellschaft immer noch ein großes Tabuthema. Vielleicht auch aus diesem Grund gibt es anders als bei Brustkrebs wenig Diskurs über Unterleibskrebs. Dabei ist es wichtig, über dieses Thema zu sprechen und Awareness zu schaffen

Doch auch Brustkrebs war nicht immer so fest im Bewusstsein der Menschen verankert. „Das hat sich durch die Pink Ribbon Aktion wesentlich geändert“, erzählt Doris Kiefhaber, die die Aktion 2002 in Österreich gestartet hat. Genau deswegen hat die Österreichische Krebshilfe gemeinsam mit der AGO (Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie) 2019 auch die Aktion „Unterleibskrebs Österreich“ ins Leben gerufen. Seit diesem Jahr feiert man zudem am 20. September den Welttag der gynäkologischen Onkologie. Mit der Verschmelzung des Pink und des Petrol Ribbon soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass die frauenärztliche Vorsorgeuntersuchung nicht nur oberhalb, sondern auch unterhalb der Gürtellinie von großer Bedeutung ist.


Kontoinhaber: Österreichische Krebshilfe
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