„Ich habe einfach gute Gene“ – nach neuesten Entdeckungen von Wiener Forscher bewahrheitet sich dieser Satz nun wirklich. Denn ein Forscher-Team rund um den österreichischen Genetiker Josef Penninger entdeckte nun ein „Schlankmacher-Gen“, das offenbar die Fettverbrennung anheizt.

Die Ergebnisse der Studie veröffentlichten sie nun im Fachblatt „Cell“. Penninger arbeitet derzeit übrigens auch an der Entwicklung eines Coronavirus-Medikaments.

„Schlankmacher-Gen“ entdeckt

Ein internationales Forscher-Team unter Beteiligung des IMBA (Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) konnte nun nachweisen, dass Mutationen eines bestimmten Gens mit erhöhter Fettverbrennung und Glukosetoleranz in Verbindung stehen. Das sogenannte „Schlankmacher-Gen“ führt offenbar dazu, dass manche Menschen schlanker sind als andere. Und das, ohne Sport zu machen oder sich gesund zu ernähren. Denn neben Faktoren wie Bewegung und Ernährung sind diese individuellen Unterschiede in der Gewichtszunahme auch genetisch festgelegt. Das berichten die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Cell“ laut APA OTS.

Erbgut von 47.000 Menschen untersucht

Bislang konzentrierten sich Studien eher auf Gene, die in Verbindung mit Übergewicht stehen. Doch ein internationales Forscher-Team rund um den österreichischen Genetiker Josef Penninger konnte nun auch ein sogenanntes „Schlankmacher-Gen“ identifizieren. Im Rahmen der Studie untersuchten die Wissenschaftler das Erbgut von 47.000 Menschen aus der Datenbank des „Estonian Genome Center“ in Estland. Diese hatten entweder einen besonders niedrigen Body Mass Index oder waren normalgewichtig.

Bei der Analyse entdeckten die Forscher bei den besonders schlanken Menschen häufig eine Mutation eines bestimmten Gens, welches ein sogenanntes ALK-Protein („Anaplastic Lymphoma Kinase“) bildet. Dieses dient als Andockstelle in Zellen. Bislang wusste man, dass das ALK-Gen häufig in Verbindung mit unterschiedlichen Krebsarten, wie etwa Lungenkrebs oder Neruoblastom, in Verbindung steht. Doch mithilfe einer Untersuchung an Fruchtfliegen und Mäusen fand man nun heraus, dass Mutationen des ALK-Gens auch mit gesteigerter Fettverbrennung, verbesserter Glukosetoleranz und einem sehr schlanken Äußeren in Verbindung stehen.

Gen beeinflusst Fettverbrennung

Mithilfe von Fruchtfliegen und Mäusen untersuchten die Forscher die Auswirkungen des ALK-Gens auf die Fettverbrennung genauer. Dabei manipulierten sie das Gen zuerst bei Fruchtfliegen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Blutfettwerte der Insekten trotz zuckerhaltiger Nahrung beim Ausschalten des Gens niedrig blieben.

Weitere Studien mit Mäusen bestätigten die Ergebnisse schließlich. Dabei deaktivierten die Forscher das ALK-Gen bei den Tieren komplett und das führte dazu, dass die Mäuse schlanker waren. Dieser niedrigere Fettgehalt wurde verstärkt, wenn man den Tieren fettreiche Nahrung verabreichte. Und das, obwohl sie gleich viel Nahrung zu sich nahmen und sich gleich viel bewegten wie normale Mäuse. Nach wenigen Wochen beobachteten die Forscher sogar einen Unterschied von 50 Prozent Körperfett.

Fettverbrennung beginnt im Gehirn

Um die Wirkung des Gens genauer zu untersuchen, deaktivierten die Wissenschaftler es in unterschiedlichen Bereichen des Körpers. Einen Einfluss auf das Körpergewicht stellten sie allerdings nur bei der Manipulation des ALK-Gens im Gehirn, und zwar im Hypothalamus, fest. Dieser Bereich ist für die Hormonregulation des Körpers zuständig. Als sie das Gen in den Muskeln, im Fettgewebe, in der Leber oder im Immunsystem deaktivierten, konnte bei den Mäusen keine Gewichtsveränderung festgestellt werden.

„Mit unserer Arbeit konnten wir nachweisen, dass ALK eine vollkommen neue und wesentliche Schnittstelle im Gehirn ist, die Nahrungsverwertung und Energiekreislauf steuert. Ein nächster wichtiger Schritt wäre es jetzt zu erforschen, wie die Neuronen im Hypothalamus, in denen ALK aktiv ist, diese Stoffwechselkontrolle beeinflussen,“ so Josef Penninger. Die Hemmung des Gens könnte nun womöglich eine neue Therapiemöglichkeit bei Übergewicht sein, so der Forscher.