Claudia Neumann, eine Fußball-EM-Kommentatorin des ZDF, sieht sich immer wieder mit Anfeindungen und Beleidigungen im Internet konfrontiert. Besonders bei Live-Kommentaren von internationalen Turnieren wie der Fußball-EM der Männer spitzen sich die Hass-Posts zu. Jetzt zieht der Sender eine Grenze und veröffentlicht die Anfeindungen, um über das Ausmaß aufmerksam zu machen.

Wegen der großen Zahl der Social-Media-Posts im Rahmen der Fußball-EM musste das ZDF sogar das Social-Media-Team erweitern.

Beleidigungen sind Alltag der Fußball-EM-Kommentatorin

Claudia Neumann kommentierte 2016 als erste Frau live das Fußball-EM-Finale der Männer. Seitdem muss sie sich online allerdings regelmäßig mit Beleidigungen und Hetze auseinandersetzen. Sie ist eine der wenigen Frauen in dem männlich konnotierten Berufsfeld. Damit richten sich ihre Fußballkommentare hauptsächlich an ein männliches Publikum, bei dem ein kleiner Teil online mit ihren Hass-Posts immer wieder unter die Gürtellinie zielt. Jetzt veröffentlichte das ZDF die Kommentare, um das ganze Ausmaß der Grenzüberschreitung und Feindseligkeit sichtbar zu machen.

So begründet das ZDF die Veröffentlichung der Hass-Posts

Unter den Posts finden sich Aussagen wie „Darum schicken wir unsere Frauen weg beim Fußball“, „Die soll lieber ‚Let’s Dance‘ kommentieren“ oder „In der idealen Welt wäre Neumann im Schweigekloster.“ Der Sender möchte mit dem Tweet der Kommentare nicht konstruktive Kritik unterbinden, sondern heißt jedes sachliche Feedback immer herzlich willkommen. „Die Beispiele haben jedoch mit Meinung oder Kritik nichts zu tun, sondern greifen unsere Kollegin persönlich an und verstoßen gegen jede Regel der Kommunikation„, begründet der Sender die Veröffentlichung des Posts auf Twitter.

„Ich lese nach wie vor nichts“

Über die Jahre hinweg hat sich die Fußball-EM-Kommentatorin ein dickes Fell wachsen lassen. Trotzdem meide sie die sozialen Medien, insbesondere nach großen Turnieren. „Ich lese nach wie vor nichts, nur wenn mich jemand darauf anspricht, bekomme ich Kenntnis. Der Reflex, nach Spielen ins Netz zu schauen, ist mir wirklich fremd“ erklärt sie vor ein paar Tagen.

Social-Media-Team musste aufgestockt werden

Der ZDF-Sport hat eine eigene Online- und Social-Media-Redaktion, welche sich auch um die Kommentarspalten bzw. das Community Management kümmert und mit den Fans interagiert. Bei Großveranstaltungen und internationalen Turnieren muss das Team in der Regel immer aufgestockt werden, weil die Anzahl der Kommentare rasant ansteigt, in der Regel seien zwei bis drei Personen ausreichend. „Wenn Claudia Neumann am Mikrofon sitzt, sind bis zu sechs Personen mit dem Community Management beschäftigt„, erklärte der ZDF-Sportchef.