Shampoo, Wasser, Pflegespülung, Wasser: Mein Ritual beim Haarewaschen ist denkbar einfach. Doch was passiert, wenn man nur noch Wasser verwenden darf? „No Poo“ heißt der Trend, bei dem man komplett auf Chemie bei der Haarwäsche verzichtet: „no (sham)poo“ eben. Stattdessen nimmt man Natron (Backsoda) als Shampoo und Apfelessig als Spülung.

Die Idee dahinter: Früher kam man sowohl ohne Haarpflegemittel als auch ohne tägliche Haarwäsche aus – und hatte dennoch schönes Haar. Eine Umfrage in der Redaktion ergibt: Ja, hier wird ordentlich gewaschen. Die einen täglich, die anderen alle zwei Tage. Ich selbst gönne meinen Haaren etwa zwei Mal die Woche Pflege. Doch das ändert sich, als ich mit dem Projekt No Poo starte …

No Poo – Pferdeschwanz gegen fettige Haare

Es dauert etwa eine Woche, bis meine Haare fettig werden, doch ich will warten. Ich trage einfach tagelang einen strengen Pferdeschwanz. An Tag zwölf starte ich dann den ersten Waschgang – nur mit Wasser. Und bin irritiert: Wo bitte geht’s hier zum Pflegeerlebnis? Ich habe das Gefühl, als würde ich mir eine Kopfmassage verpassen statt einer Haarwäsche – und warte gespannt auf das trockene Ergebnis. Das ist so lala. Der fettige Ansatz ist zwar reduziert, aber nicht ganz weg. Tage später versuche ich Natron als Shampoo. Dazu rührt man einen Löffel Natron in eine Tasse mit Wasser und verwendet diese Mischung als Shampoo. Das geht bei meinen langen Haaren nicht auf, ich brauche mehr Natron und weniger Wasser, um eine Art Shampoogefühl zu bekommen.

Dann aber läuft’s: Die Haare werden sauber und sehen gut aus. Dann fange ich an, nach der Natronwäsche mit Apfelessig zu spülen. Der schließt die Haarstruktur. Einzig der Geruch ist etwas ungut. Doch auch da kann man tricksen: indem man Kamillenblüten mit heißem Wasser überbrüht, ziehen lässt und als Spülung verwendet. So verflüchtigt sich der Essiggeruch und das Haarewaschen macht einigermaßen Spaß.

Fazit: Ich halte drei Monate durch, in denen ich ca. alle acht/neun Tage die Haare à la No Poo wasche. Was anfangs gewöhnungsbedürftig ist, geht bald in den Alltag über und ist nicht schwer durchzuhalten, zumal man bewusster damit umgeht. „Muss ich heute echt die Haare waschen?“ Nein, eigentlich nicht, weil man immer ein/zwei Tage überbrücken kann (Hut! Mütze! Haarband!). Einzig das Schaumerlebnis durch Shampoo und Pflege fehlt. Dafür gewinnt man Zeit, weil man weniger wäscht, pflegt oder stylt. Und die Haare? Als ich nach zwölf Wochen beim Frisör sitze, muss ich Spitzen schneiden: Das Natron hat meine (durchs Färben ohnehin angegriffenen) Haare ausgetrocknet.

Zwölf Wochen später passiert etwas anderes: Erneut beim Frisör, bekomme ich ein Lob für meine Haare. Weil ich seither weniger wasche und pflege und zudem manche Sünden (Fön! Glätteisen! Lockenstab!) reduziert habe, ist kein Spliss zu sehen. Es lohnt sich also wirklich, seine Haarpflege zu überdenken und manchmal auf weniger statt auf mehr zu setzen!

Experteninterview mit Carina Zulus (30), Top-Stylistin bei Bundy&Bundy

Haarewaschen ohne Chemie – geht das?

Natürlich, mit gewissen Hilfsmitteln wie Natron. Das Problem ist aber der Aufwand. Die Frage ist, ob wir in der heutigen Zeit damit zurechtkommen und ob man ein Wohlfühl­erlebnis beim Waschen hat. Der Duft spielt eine große Rolle, ebenso wie sich die Haare anfühlen und natürlich aussehen.

Wie oft soll man denn die Haare waschen?

Das kommt auf die äußerlichen Einflüsse an: Beruf, Sport und genereller Lebensstil. Ich persönlich sehe 2–3 Mal pro Woche für den europäischen Standard als perfekt an.

Typische No-Gos bei der Haarwäsche?

Zu viel von einem Produkt zu verwenden. Bei der Pflege ist weniger oft mehr!

Wie kann man Chemie reduzieren?

Nicht zu viel Shampoo nehmen. Bei mittellangen Haaren reicht eine kleine Menge in der Größe einer Brombeere.

Dein Tipp für gesunde Haare?

Nach jeder Wäsche den pH-Wert mit der Abschlusspflege, sprich einem Conditioner, wieder optimieren. So bleibt die äußerste Schicht des Haars geschlossen und ist gesund und glänzt; auch die Kopfhaut bleibt geschmeidig und elastisch.