Es ist noch gar nicht so lange her, da war es verboten, als homosexueller Mensch in der britischen Armee zu dienen. Die Soldaten wurden für ihre sexuelle Orientierung sogar unehrenhaft entlassen und ihre erworbenen Orden wurden ihnen weggenommen.

Diese können sie sich nun zurückholen.

„Historisches Unrecht“ an Soldaten

Britische Veteranen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung aus der Armee entlassen wurden und denen deshalb ihre Orden aberkannt wurden, können nun die Rückgabe der Auszeichnungen beantragen. Das Verteidigungsministerium in London teilte mit, damit solle ein „historisches Unrecht“ wieder gut gemacht werden.

Denn bis zum Jahr 2000 war es Homosexuellen nicht erlaubt, in der Armee zu dienen. Hat man einem Soldaten seine gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung nachgewiesen, wurde er unehrenhaft aus dem Dienst entlassen. Alle Orden und Ehrungen, die sie sich bis dahin in ihrem Dienst erkämpft haben, wurden ihnen zudem abgenommen. Der Job weg, der Rang weg: Alles nur wegen der eigenen sexuellen Orientierung. Dieses Unrecht soll nun wiedergutgemacht werden, kündigte Veteranenminister Johnny Mercer an. All jene, denen aufgrund ihrer Homosexualität die militärischen Ehren aberkannt wurden, können einen Antrag beim Verteidigungsministerium stellen und diese zurückbekommen. „Das Verteidigungsministerium ist entschlossen, dieses historische Unrecht wettzumachen und führt eine Richtlinie ein, die es Einzelpersonen ermöglicht, die Rückgabe ihrer Medaillen zu beantragen“, teilte die Behörde zudem mit. Außerdem könnten Angehörige im Namen mittlerweile verstorbener Veteranen einen Antrag stellen.

Veteranenminister Mercer twitterte zudem: „Extrem traurig, dass manche unserer Leute ihr Zeit beim Militär nicht so genossen haben wie ich und ernsthafte Ungerechtigkeit erlebt haben, nur weil sie homosexuell sind. Das Büro für Veteranenangelegenheiten will die Beziehung des Vereinigten Königreichs zu seinen Veteranen neu regeln, und dazu gehört dieser historische Fehler.“

Forderung nach Entschädigungszahlungen

Doch der Schaden ist weit größer als nur fehlende Orden. Vor einem Jahr hatte der 70-jährige Veteran Joe Ousalice seinen Orden von Verteidigungsminister Ben Wallace zurückbekommen. Dem bisexuellen Ousalice war die Auszeichnung 1993 von einem Militärgericht weggenommen worden. „Das ist noch nicht einmal ansatzweise genug“, sagte er nach der Rückgabe. Denn mit der Aberkennung der Auszeichnungen habe er seinen Rang verloren und somit seine Pensionsansprüche. Er habe bis 60 warten müssen, um Pensionszahlungen zu erhalten, die ihm ansonsten gleich nach dem Ausscheiden aus dem Dienst zugestanden wären.

Deshalb fordern Interessensgruppen neben der Rückgabe der Orden auch Entschädigungszahlungen. Außerdem müsse die britische Regierung die Zeit vor dem Jahr 2000 aufarbeiten. Denn Veteranen seien damals von der Militärpolizei heimlich gefilmt und immer wieder belästigt worden. Und das nur, um zu zeigen, dass sie homosexuell seien.