In Indien steht das Lichterfest Diwali an. Das mehrtägige hinduistische Fest beginnt heuer am 14. November. Das Fest hat im Hinduismus einen ähnlichen Stellenwert wie Weihnachten im Christentum. Im Zentrum des Fests stehen viele kleine Lichter, die heutzutage oft als günstige LED-Lampen aus China kommen.

Doch im Moment herrschen zwischen China und Indien Spannungen. Im Juni wurden erstmals seit 1975 Soldaten im umstrittenen indisch-chinesischen Grenzgebiet getötet. Seitdem verschlechtert sich das Verhältnis zwischen den beiden asiatischen Ländern zunehmend. Und die Lichter für das Lichterfest? Die sollen heuer nicht mehr aus China kommen, sondern aus Kuhmist hergestellt werden.

Lichter aus Kuhmist: Zum Schutz der Tiere

Aufgrund der Spannungen mit China wirbt die indische Behörde zum Schutz der im Land heiligen Kühe jetzt statt der aus China kommenden LED-Leuchten für Lichter aus Kuhmist. Mit Erfolg: Rund 330 Millionen Mistlichter haben Behörden und Privathaushalte für das mehrtägige Lichterfest mit Höhepunkt morgen gekauft. Der Erlös aus den Mistlichtern soll Unterkünften helfen, die sich um streunende Kühe kümmern, sowie Bauern mit Kühen, erklärte Kuhschutzbehörden-Sprecher Pureesh Kumar der Nachrichtenagentur dpa.

Ein aus Kuhmist gebranntes und bunt bemaltes Mistlicht kostet zwischen zwei und 20 Rupien, also etwa zwei bis 20 Cent. Alternativ gibt es aus Kuhmist auch Götterfiguren und Wandbehänge. Kuhmist ist laut traditioneller indischer Ayurveda-Medizin heilend. Außerdem hat Indien ein Kuhproblem. Denn immer wieder setzen Bauern männliche Kühe oder ältere weibliche Tiere, die keine Milch mehr geben, aus. Diese streunen dann auf Straßen herum und ab und zu sterben sie in Verkehrsunfällen, wie der Sprecher sagte. Der Grund fürs Aussetzen ist religiös bedingt. Die Bauern wollen keine Kühe halten, die sich finanziell nicht lohnen. Aber töten wollen sie die heiligen Tiere auch nicht, etwa wegen religiöser Gefühle, weil das Küheschlachten teils verboten ist und weil es Kuhschutzgruppen gibt, die Leute angreifen, die Kühe töten wollen.

Diwali-Mistlichter stinken nicht

Die Mistlichter würden laut Angaben übrigens nicht stinken. Sie seien gebrannt, bunt bemalt und umweltfreundlich. Es sind kleine Schalen mit Öl oder geklärter Butter und einem Baumwollfaden als Docht. Diwali wird übrigens in den verschiedenen Teilen des indischen Subkontinents sehr unterschiedlich gefeiert, mit vielfältigen Bräuchen und unterschiedlichen mythologischen Bezügen. Je nach Region dauert es zwischen einem und fünf Tagen. Kernaussage des Festes ist der Sieg des Guten über das Böse, der Wahrheit über die Lüge, des Lichts über den Schatten und des Lebens über den Tod.