Italien fühlt sich im Kampf gegen das Coronavirus von der EU und vor allem von Deutschland im Stich gelassen. Insbesondere die Politik ist sauer. Aber auch die italienische Bevölkerung scheint voller Wut zu sein und wirft Deutschland vor, ihnen nicht zu helfen.

Die Liste der Vorwürfe ist lang. Ein Auslöser war das bereits im März vorübergehend verhängte Verbot der Ausfuhr von Schutzmasken nach Italien. Und dann legte auch noch die Bild-Zeitung mit einem Klischee-bespickten Artikel auf Italienisch und einem dazugehörigen Video, das den Italienern Mut machen sollte, nach.

Bild-Zeitung sorgt für Empörung in Italien

In einer Art offenem Brief wandte sich die BILD-Zeitung an die Italiener, um ihnen Mut zu machen. „Wir sind an eurer Seite“, lautete der Titel des Artikels, der sowohl auf Deutsch, als auch auf Italienisch erschien. Zudem veröffentlichte die deutsche Zeitung ein Video, in dem eine BILD-Mitarbeiterin mit italienischen Wurzeln den Text des Artikels spricht während im Hintergrund für Italien typische Bilder zu sehen sind.

Schon alleine dieser Artikel sorgte in Italien für große Empörung. Denn darin gehe es vor allem darum, dass Deutschland das „Dolce Vita“ des Landes vermisse und sich schon sehr auf Pizza, Pasta und Vino freue, sobald es die derzeitige Situation wieder zulässt. Von Solidarität und Unterstützung aus Deutschland allerdings keine Rede, denn anstatt „Wir schaffen das“, heißt es etwa „Sie werden es schaffen“. Eine pure Provokation für die Bevölkerung, wie etwa die Mailänder Zeitung „Corriere della Sera“ schreibt.

Italienischer Comedian lästert über Deutschland

Auch der italienische Comedian Tullio Solenghi brachte seine Wut auf Deutschland in einem provokanten Video zum Ausdruck. Nur einen Tag nach dem gescheiterten EU-Gipfel, bei dem Deutschland ein Veto gegen die sogenannten Corona-Bonds (das sind gemeinsame Anleihen aller Euroländer, mit denen sich Unternehmen aber auch Länder Geld leihen können) einlegte, veröffentlichte er einen Clip, in dem er die Deutschen als „arrogant und kaltherzig“ beschimpft. Sie hätten die Corona-Bonds verhindert, seien erbarmungslos und würden glauben sie seien „eine überlegene Rasse“, so der Komiker.

Italien: Wut wegen Corona-Bonds

Es ist vor allem das Scheitern der Corona-Bonds, das Italien wütend macht. Denn beim EU-Gipfel am 26. März traten Italien, Spanien, Frankreich und sechs weitere Länder mit der Forderung auf, sogenannte europäische Corona-Bonds aufzulegen. So könne man gemeinsam auf die sich annähernde Rezession vorbereitet sein und ein starkes Zeichen setzen. Zudem gebe es finanzielle Unterstützung von besonders von der Krise betroffene Länder. Neben den Niederlanden und Österreich legte auch Deutschland ein Veto gegen diese Bonds ein. Und nachdem Deutschland mit dem Verbot des Exports von Schutzmasken bereits zu Beginn der Coronavirus-Krise in Italien für Aufregung gesorgt hatte, verstärkte sich die Wut gegen die Deutschen damit nur noch weiter.

„Die behandeln uns wie Pestkranke!“ und Deutschland würde Italien „ersticken“, heißt es daraufhin in italienischen Zeitungen. Und auch die Bevölkerung ist sauer. Man würde sie verbluten lassen, heißt es im Netz. Zudem machen Bilder von Angela Merkel mit Hitler-Schnurrbart und andere Karikaturen in den sozialen Netzwerken die Runde.

Italien ist von Europa enttäuscht

Neben Deutschland richtet sich die Wut der Italiener aber auch generell gegen ganz Europa. Aktuell käme die Hilfe für das Land stattdessen aus Russland, China oder Kuba. Und, dass die Italiener sauer sind, zeigen auch Meinungsumfragen in der Bevölkerung. Denn ganze 65 Prozent seien enttäuscht von Europa, 42 Prozent sind mittlerweile sogar der Meinung, dass das derzeitige Handeln der EU ein weiterer Grund sei, um auszutreten. Mittlerweile wird eine Finanzhilfe für Italien zwar bereits diskutiert. Doch bislang gibt es immer noch keine Einigung der EU-Finanzminister und die Beratungen wurden vorerst abgebrochen.