Laut dem nun veröffentlichten Antisemitismusbericht für 2019, ist die Zahl der antisemitischen Meldungen in Österreich wieder einmal gestiegen. Insgesamt verzeichnete man 550 Vorfälle im Zusammenhang mit Judenhass.

Binnen fünf Jahren gab es demnach mehr als eine Verdopplung judenfeindlicher Vorfälle.

Judenhass nimmt zu

Laut dem Antisemitismusbericht gab es 2019 550 judenfeindliche Vorfälle. Das entspricht einer Steigerung um 9,5 Prozent innerhalb von zwei Jahren. Binnen fünf Jahren ist es mehr als eine Verdoppelung. Knapp die Hälfte der Fälle ist übrigens eindeutig dem rechtsextremen politischen Umfeld zuordenbar. Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) erhebt die Fälle gemeinsam mit dem Forum gegen Antisemitismus (FgA). Noch im Jahr 2008 gab es nur 46 Meldungen von antisemitischen Vorfällen. Erst seit 2017 liegt man über der Schwelle von 500. Zurückführen lässt sich das auf einen tatsächlichen Anstieg an judenfeindlichen Aktionen ebenso wie aber auch auf ein gesteigertes Bewusstsein, diese Fälle zu melden.

Dennoch gibt es auch bei Judenhass eine Dunkelziffer. Und die Coronakrise könnte zusätzlich einen weiteren Anstieg mit sich bringen. Das befürchtet der Gegenradsekretär der IKG, Benjamin Nägele. Er warnt davor, dass der Judenhass in der Mitte der Gesellschaft ankommen könnte.

Die Coronakrise und antisemitische Verschwörungsmythen

Der Nahostkonflikt, die Terroranschläge vom 11. September, die Finanzkrise: Sie haben vermehrt zu antisemitischen Vorfällen geführt. Und auch während der momentanen Coronavirus-Pandemie würden sich viele klassischer antisemitischer Verschwörungsmythen bedienen, erklärt Nägele. So komme es vor allem bei den sogenannten „Hygienedemos“ gegen die Corona-Maßnahmen zu judenfeindlichen Aktionen. Wie Nägele berichtet, können sich diese auch nicht mehr politisch einordnen lassen. Denn auch in der Esoterikszene oder auch unter den Impfgegnern wachse mittlerweile die Empfänglichkeit für Stereotype. Der IKG-Generalsekretär sieht in diesem Problem eine große Herausforderung. „Es zeigt, wie gefährlich dieses antisemitische Virus ist.“

Dennoch sieht er die Situation in Österreich noch stabiler als in Deutschland. Trotzdem glaube er, dass man hierzulande noch am Anfang stehe und sich die Situation etwa durch die vermutlich bevorstehende Finanzkrise zuspitzen könnte. Er betonte aber auch, dass die gute Kooperation mit der Regierung und dem Verfassungsschutz hilfreich sei.