Gegensätze ziehen sich an, oder? Unterschiede können eine Partnerschaft richtig spannend machen. Doch sie können auch zu Problemen führen. Gerade beim Thema Politik ist es schwer vorstellbar, dass Menschen unterschiedlicher Meinung eine funktionierende Beziehung führen können.

Doch muss man sich deswegen den Partner danach aussuchen, welche Partei er oder sie wählt?

Beziehung trotz unterschiedlicher politischer Einstellungen: Geht das?

Die meisten von uns umgeben sich wahrscheinlich gerne mit Menschen, die ähnliche Ansichten haben wie wir selbst. Das ist auch verständlich. Man möchte ja nicht ständig mit seinem Freundeskreis streiten. Wer allerdings ab und zu aus seiner Blase heraustritt und mit Leuten anderer Meinung diskutiert, weiß, wie spannend und bereichernd das manchmal sein kann. Wer sich auf eine Diskussion einlässt und sich auch einmal andere Ansichten anhört, lernt oftmals auch etwas über sich selbst oder sieht ein Thema plötzlich von einer ganz neuen Seite. Doch kann man mit jemandem eine Beziehung führen, der in grundlegenden Dingen komplett anderer Meinung ist? Gerade bei politischen Themen ist das wohl schwer. Immerhin berührt die Politik fast jeden Aspekt unseres alltäglichen Lebens.

Wenn man sich Hals über Kopf in eine Person aufgrund ihrer Persönlichkeit verliebt und später herausfindet, sie hat eine komplett andere politische Einstellung als man selbst, ist man anfangs wohl schockiert. Gut, vielleicht passiert das gar nicht so oft, denn die Meinungen der Menschen spiegeln sich meist auch in ihren Charakteren wider. Eine Kommunistin würde sich wohl eher nicht in einen Neonazi verlieben und ein Grün-Wähler vielleicht nicht in jemanden, der mit seinem Plastiksackerl im Gepäck in seinem SUV zum nächsten Supermarkt fährt, um das billigste Rindersteak für die nächste Grillparty in der Nähe eines Waldes zu kaufen. Aber Unterschiede müssen nicht immer so groß und deutlich sein. Was passiert also, wenn zwei Personen zusammenkommen, die in politischen Fragen nie einer Meinung sind?

Studie: Die politische Einstellung ist kein Grund für ein Beziehungsaus

Laut einer Studie von Parship aus dem Jahr 2013 kam es damals immerhin in 30 Prozent der österreichischen Haushalte zu politischen Diskussionen. Zwei Drittel davon wollten den Partner zumindest teilweise von ihrer politischen Meinung überzeugen. Unter Grün-Wählern waren es sogar 80 Prozent. Grund für ein Beziehungsaus waren die Meinungsdifferenzen aber nicht. Politische Einigkeit war für viele nicht oberste Priorität bei der Partnerwahl. Wichtiger war den Befragten vielmehr die Übereinstimmung bei Themen wie Treue, Vertrauen und Ehrlichkeit.

Seit 2013 hat sich politisch aber einiges getan. 2015 erlebte Österreich die Auswirkungen der europäischen Flüchtlingskrise. Themen wie Asyl, Ausländerfeindlichkeit, aber auch Umwelt- und Klimaschutz sind mittlerweile in aller Munde. Die Fronten scheinen sich auch im privaten Umfeld zu verhärten. Viel mehr Menschen äußern ihre Meinung und sehen es als wichtig, diese auch zu vertreten. Ist es also noch möglich, mit jemanden zusammen zu sein, der beispielsweise eine ganz andere Einstellung zum Klimawandel hat, als man selbst?

Twitter-User könnten nicht mit jemandem zusammen sein, der anderer Meinung ist

Deutschlandfunk Nova hat 2016 Twitter-User gefragt, ob sie sich eine Beziehung mit jemandem vorstellen könnten, der politisch eine ganz andere Meinung vertritt. Die meisten antworteten mit „Nein“. Für Paarberater Eric Hegmann können Beziehungen zwischen Menschen unterschiedlicher politischer Einstellungen aber durchaus funktionieren. „Ganz viele Ehepaare haben unterschiedliche politische Ansichten und erleben das nicht als tragisch, sondern als Ergänzung und interessant bei der Diskussion am Abend“, erklärt er gegenüber Deutschlandfunk Nova. Allerdings dürften die Unterschiede nicht zu groß sein. Gerade bei Wert- und Glaubensvorstellungen sollte man sich einig sein.

Außerdem ist auch ausschlaggebend, wie wichtig den beiden Partnern ihre politische Überzeugung ist. Wählt man lediglich verschiedene Parteien, hält sich aber sonst von politischen Diskussionen fern und interessiert sich auch nicht brennend für das Thema, wird es in der Beziehung wahrscheinlich eher selten deswegen zum Streit kommen. Ob eine Wählerin einer neoliberalen Partei mit jemandem zusammen sein kann, der ständig über den Kapitalismus schimpft, muss sie dann für sich selbst entscheiden.