In Frankreich wurde einem jungen Mann der Penis aufgrund eines Behandlungsfehlers vollständig amputiert. Der Fall landete vor Gericht. Nun muss die Klinik dem Patienten eine fünfstellige Summe Schadenersatz zahlen.

„Zu wenig“, laut dem Anwalt. Dieser hatte eine noch viel höhere Zahlung gefordert.

Mann wird Penis amputiert: Fall landet vor Gericht

In Frankreich sorgt derzeit ein ungewöhnlicher Gerichtsfall für Aufsehen. Wegen eines Behandlungsfehlers muss einem Mann der komplette Penis amputiert werden. Jetzt muss die behandelnde Klinik dem Patienten eine hohe Summe zahlen. Aber wie konnte es zu dem Urteil kommen?

2014 diagnostizierten Ärzte bei dem damals 30-jährigen Mann Hautkrebs an seinem Penis. „Wie man Hautkrebs an der Hand haben kann, war er bei mir an der Eichel. Eine ziemlich blöde Stelle“, erzählt der Mann gegenüber französischen Medien. Sein Urologe am Universitätskrankenhaus von Nantes empfiehlt ihm dann die Entfernung des Tumors durch das Abschneiden eines Teils der Eichel.

Gutachten stellt Behandlungsfehler fest

Die Operation wurde noch im selben Jahr durchgeführt. Wie ein Gutachten aber im Nachhinein feststellte, sind bei der OP nicht alle Krebszellen entfernt worden. Wegen des Behandlungsfehlers sank seine Rückfallgefahr nicht wie erwartet. Im Gegenteil: Ärzte stellten das Fortschreiten der Krebserkrankung fest. In den Folgejahren werden also weitere Eingriffe vorgenommen, bis ihm schließlich der Penis vollständig entfernt wird.

„Jetzt habe ich nur noch meine Hoden und das war’s“, zitiert der Nachrichtendienst Francebleu den Patienten. „Anfangs kam es für mich nicht in Frage, meine Frau anzufassen. Heute kommen wir uns wieder näher, um ein paar Dinge zu tun, aber hey, es ist sehr begrenzt. Meine Integrität wurde beeinträchtigt und wird es für immer bleiben“, sagt er. Doch der Mann wollte den Ärztepfusch nicht einfach so hinnehmen und entschließt sich schließlich, rechtlich gegen die Klinik vorzugehen.

Klinik muss Schadenersatz zahlen

Nun entschied das Verwaltungsgericht von Nantes: Die Klinik muss dem Mann rund 61.000 Euro Schadenersatz zahlen. Der Anwalt des Patienten zeigte sich enttäuscht über das am Mittwoch veröffentlichte Urteil, dieser hatte nämlich fast eine Million Euro für seinen Mandanten gefordert. Dem Anwalt zufolge berücksichtige das Urteil, das durch die Amputation verursachte körperliche und seelische Leid seines Mandanten nicht ausreichend. Er kündigte deshalb bereits Berufung an.