In einem Krankenhaus im britischen Chester herrschte Sprachlosigkeit und Verwirrung. Denn komplett gesunde Babys verstarben plötzlich. Jetzt scheint sich der Fall aufzulösen. Aktuell wird eine Krankenschwester vor Gericht beschuldigt, die Babys vergiftet zu haben.

Sie soll den Neugeborenen unter anderem Insulin verabreicht haben.

Todesfälle in Neugeborenenstation sorgen für Aufsehen

2015 war für die Neugeborenen-Station in einem Krankenhaus in Chester ein schwieriges Jahr. Denn obwohl die Babys kerngesund zur Welt kamen und die scheinbar ideale Versorgung bekamen, verstarben sie. Und das auf rätselhafte Weise.

„Vor Januar 2015 waren die Statistiken über die Sterblichkeit von Babys in der Neugeborenenabteilung des Countess of Chester Hospital mit denen anderer vergleichbarer Abteilungen vergleichbar“, erklärt der Staatsanwalt Nick Johnson heute. „In den darauffolgenden 18 Monaten kam es jedoch zu einem deutlichen Anstieg der Zahl der sterbenden Babys und der Zahl der schweren katastrophalen Zusammenbrüche.“

Krankenschwester soll Babys vergiftet haben

Doch dahinter stand kein Mysterium oder eine unerklärliche Krankheit, sondern in den Augen des Staatsanwaltes eine „Giftmischerin“. Eine Frau, die jetzt vor Gericht steht. Denn sie wird angeklagt, Babys in dem Krankenhaus vergiftet zu haben. Insgesamt fünf kleine Jungen und zwei Mädchen sollen zwischen Juni 2015 und 2016 durch ihre Hand getötet worden sein; bei zehn weiteren Babys lautet die Anklage laut Medienberichten versuchter Mord.

Und zwar mithilfe von Insulin. Dieses soll die Krankenschwester verwendet haben, um zwei Babys zu vergiften. Bei anderen wurde zu viel Milch über die Ernährungssonde verabreicht; wieder andere bekamen Luft in den Blutkreislauf injiziert, was zu einer Luftembolie führte. Eines der Babys, das Luft injiziert bekam, war nur 24 Stunden alt.

Es sind Fälle, die das Krankenhaus vor Rätsel stellte. Denn die Babys waren gesund und nicht gleich war klar, was hier passiert war. „Nach der Suche nach einer Ursache, die sie nicht finden konnten, stellten die Berater fest, dass die unerklärlichen Zusammenbrüche und Todesfälle einen gemeinsamen Nenner hatten“, sagt der Staatsanwalt jetzt. „Die Anwesenheit einer der neonatologischen Krankenschwestern“.

Krankenschwester bestreitet Vorwürfe

Einige Neugeborene, bei denen die Schwester angeblich ebenfalls einen Mord versucht hatte, konnten Mediziner:innen noch retten. Den Grund für den Kollaps entdeckten die Ärzte jedoch nicht. Denn: „Niemand würde denken, dass in der Neugeborenenabteilung eines Krankenhauses jemand versucht, Babys zu töten“, betont der Staatsanwalt. Die Polizei wurde schließlich eingeschaltet und fand die Todesursachen der Babys.

Mithilfe einer Tabelle, die alle anwesenden Krankenschwestern zu den Todeszeitpunkten der Babys auflisteten, meint der Staatsanwalt jetzt belegen zu können, dass die Krankenschwester hinter den Vergiftungen steckte. Denn sie war in allen Fällen im Dienst. Meist handelte es sich außerdem um die Nachtschicht. „Manchmal gelang es ihr, ein Baby zu töten, das sie beim ersten Mal nicht töten konnte, oder sogar beim zweiten Mal, und in einem Fall sogar beim dritten Mal“, behauptet Johnson in seiner Erklärung.

Warum genau sie die Neugeborenen getötet haben soll, ist jedoch unklar. Denn ein Motiv schildert der Staatsanwalt bisher noch nicht. Bisher behaupten die Behörden nur, dass die Frau ein „ungewöhnliches Interesse“ an den Eltern der Opfer zeigte und sie sogar auf Facebook verfolgte. Der Prozess gegen die Frau vor einem Geschworenengericht könnte übrigens bis zu sechs Monate lang dauern. Die Frau bestreitet die Anschuldigungen übrigens! Es gilt die Unschuldsvermutung.