Ein Fall aus Griechenland schockt derzeit international. Denn eine Kinderwunschklinik auf Kreta hat offenbar zahlreiche Menschen mit Scheinbehandlungen und Ausbeutungen betrogen. Auch von Menschenhandel ist die Rede.

Die Klinik ist jetzt geschlossen.

Griechische Kinderwunschklinik soll Menschen ausgebeutet haben

Während Leihmutterschaft in Deutschland und Österreich verboten ist, ist sie in Griechenland legal. Seit 2014 kann man in Griechenland eine Leihmutterschaft sogar in Auftrag geben, wenn man selbst nicht in dem Land wohnt. Jedoch gibt es strenge Voraussetzungen. So darf an der Leihmutterschaft kein kommerzielles Interesse bestehen. Die Leihmutter muss mit dem zukünftigen Elternpaar außerdem entweder verwandt oder befreundet sein. Voraussetzungen, die eine Kinderwunschklinik in Griechenland offenbar nicht beachtet hat.

Denn wie unter anderem „Zeit“ berichtet, wurden in einer Kinderwunschklinik zahlreiche Menschen ausgebeutet – und zwar sowohl Leihmütter als auch jene mit Kinderwunsch. Alleine seit Dezember 2022 gibt es 182 dokumentierte Fälle, in denen Frauen als Eizellenspenderinnen und Leihmütter ausgebeutet wurden.

Der Direktor der Klinik in der Stadt Chania habe laut Medienberichten demnach „schutzbedürftige Frauen“ aus dem Ausland nach Griechenland geholt, um sie dort „als Eizellenspenderinnen oder Leihmütter auszubeuten“, berichtet die griechische Seite „Ta Nea“. Die Frauen kamen unter anderem aus der Ukraine, Rumänien, Bulgarien oder Moldawien und wurden nach ihrer Ankunft auf Kreta in 14 Wohnungen untergebracht und vollkommen isoliert gehalten und überwacht. In den Wohnungen wurden dann künstliche Befruchtungen sowie Eizellenspenden und Hormonbehandlungen an ihnen ausgeführt. Pro Monat bekamen sie dafür zwischen 300 und 600 Euro.

Direktor und Mitarbeiter festgenommen

Währenddessen bekam die Klinik für ein per Leihmutter ausgetragenes Kind angeblich zwischen 70.000 und 100.000 Euro. Laut den Ermittlungen waren es dabei 70 Prozent Reingewinn für die Klinik. Griechische Medien berichten außerdem von 400 Fällen, in denen Menschen in der Klinik vorgetäuschte In-vitro-Fertilisationen (IVF) erhalten haben sollen. Und auch die richterliche Erlaubnis für eine Leihmutterschaft, die in Griechenland eine Voraussetzung für das Prozedere ist, habe die Klinik angeblich oftmals gefälscht, heißt es in Medienberichten. Die Klinik sei eine „kriminelle Organisation, deren Mitglieder sich des Menschenhandels und illegaler Kinderadoptionen“ schuldig gemacht haben sollen, betont auch die griechische Polizei.

Doch die Ermittler:innen deckten den Betrug jetzt auf. Sowohl der Direktor der Klinik als auch acht weitere Mitarbeiter:innen wurden festgenommen. Die Klinik ist mittlerweile geschlossen. Doch die große Frage bleibt: was passiert jetzt mit den Babys? Denn aktuell sollen 30 Leihmütter schwanger sein. Allein in den vergangenen Tagen sind vier Babys zur Welt gekommen, eine weitere Geburt folgt Medienberichten zufolge bald. Einige der Paare, die die Leihmutterschaft beauftragt haben, sind deshalb in den vergangenen Tagen auch schon nach Kreta gereist, um herauszufinden, was mit den Kindern passiert. Denn ob auch die genetischen Eltern rechtliche Konsequenzen zu erwarten haben, muss erst geklärt werden; ebenso wie die Fragen nach DNA-Tests.