Im Jahr 2001 erschien der Film „Schwer verliebt“ mit Gwyneth Paltrow und Jack Black in den Hauptrollen. Doch während die beiden Hollywoodstars großen Erfolg feierten, entwickelte Paltrows Body Double Ivy Snitzer eine schwere Essstörung.

Mehr als 20 Jahre später erzählt die Schauspielerin jetzt, dass sie sich beinahe zu Tode gehungert hätte.

Body Double von Gwyneth Paltrow: „Ich hasste meinen Körper“

In den 2000ern (und auch all die Jahrzehnte davor) wurden noch reihenweise Filme gedreht, die heutzutage nicht nur höchst problematisch wären, sondern auch einen Dauer-Shitstorm auslösen würden. Etwa „Schwer Verliebt“, ein Film aus dem Jahr 2001, in dem Hollywoodstars Gwyneth Paltrow und Jack Black die Hauptrollen übernahmen.

Wer den Inhalt nicht kennt oder sich aus guten Gründen nicht mehr daran erinnern kann: durch einen Zauber sieht Jack Black plötzlich alle Frauen als wunderschöne Wesen, da er ihre „innere Schönheit“ erkennt. Die damalige Definition von „wunderschön“: schlank, groß, wallendes Haar, makellose Haut und perfektes Make-up. Doch in Wirklichkeit waren besagte Frauen genau das Gegenteil, also schwergewichtig, ungeschminkt und mit proportionalem Gesicht.

Eine der „schönen Frauen“ war Gwyneth Paltrow. Doch während sich Paltrow in den Szenen, in denen ihr übergewichtiger Gegenpart zu sehen war, in einem Fat-Suit zeigte, musste ein Body Double für Close-up-Aufnahmen einspringen. Diese Aufgabe übernahm Ivy Snitzer. Eine damals 20-jährige Schauspielerin, die eine große Karriere angestrebt hat, deren Leben durch den Film allerdings eine traurige Kehrtwende nahm. Denn als „Schwer Verliebt“ weltweit zu sehen war und so ziemlich jedes Klischee von übergewichtigen Personen bediente, wurde Ivy von wildfremden Menschen auf der Straße angesprochen und beschuldigt, Fettleibigkeit zu promoten. In einem Interview mit The Guardian gesteht sie jetzt, dass sie sich damals so schlecht fühlte, dass sie „sich zu Tode hungern wollte“.

Sie habe damals nicht damit gerechnet, dass den Film Millionen von Menschen sehen, erzählt die Schauspielerin. „Ich habe meinen Körper gehasst“, so Ivy. Die Folge: „Ich hatte Essstörungen, auf die ich sogar stolz war“. Denn das war genau das, was ihr die Öffentlichkeit versucht hatte, einzureden. Dass sie sich aufgrund ihres Übergewichts schlecht fühlen solle und dass sie besser eine Diät machen solle. Ein besonders unverschämter „Fan“ soll ihr sogar Diät-Pillen per Post geschickt haben.

Magenverkleinerung sorgte für Komplikationen

Wie Ivy weitererzählt, habe sie sich während der Dreharbeiten sehr wohlgefühlt. „Ich wurde behandelt, als wäre ich wichtig“. Sowohl die Film-Crew als auch alle Darsteller:innen haben ihr ein gutes Gefühl gegeben. Bis der Film schließlich Premiere feierte. „Es war, als ob das Schlimmste am Fettsein hervorgehoben wurde“, so die 42-Jährige. Diese ungewollte, negative Aufmerksamkeit brachte Ivy beinahe dazu, ihren Traum, als Schauspielerin durchzustarten, aufzugeben.

2003, zwei Jahre nach dem Erscheinen von „Schwer Verliebt“, unterzog sie sich sogar einer Operation, bei der man ihren Magen verkleinerte. Um ihren Gewichtsverlust zu beschleunigen, trainierte Ivy auch übermäßig viel, aß nur noch die notwendigste Menge und machte zahlreiche Entschlackungskuren durch. Doch plötzlich verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand rapide, denn das Verrutschen ihres Magenbandes führte zu einer schweren Komplikation. „Ich erlitt eine Torsion [Magendrehung] – so wie Hunde sie bekommen und dann sterben“, erklärte sie.

Je dünner sie war, desto besser behandelte man Ivy

Nahrung bei sich zu behalten, sei Ivy unheimlich schwergefallen, wie sie weiter erzählt. Stattdessen ernährte sie sich hauptsächlich von Sportgetränken und verdünnten Nährstoffshakes. „Ich war so dünn, dass man meine Zähne durch mein Gesicht sehen konnte, und meine Haut war ganz grau“.

Am meisten schockiert hat Ivy jedoch die Tatsache, dass man sie besser behandelte, je dünner sie war. „Alles war so anders“, erinnert sie sich und schildert, dass Menschen sie auf der Straße nicht mehr verurteilten, sondern anlächelten und sie sogar öfter mal auf einen Kaffee einluden. „Es war wirklich schön, gut behandelt zu werden“, so die Schauspielerin.

Heute lebt Ivy Schnitzer ein weitestgehend ruhiges Leben. Sie habe „viel Stabilität zwischen den beiden Extremen“ ihrer Vergangenheit gefunden. Der Aufstieg der Body-Positivity-Bewegung die seit einigen Jahren besteht, habe sie sehr gefreut. Zudem lasse sie sich von der offenen Generation ihrer Tochter inspirieren, wie sie dem Guardian erzählt. Doch ihre persönliche Geschichte war nie einfach und wird es vermutlich auch nie sein. Ivys Beziehung zu ihrem Körper wird sich außerdem „jeden Tag ändern“, wie sie abschließend sagt.