In Südkorea sorgt gerade eine Milchwerbung für Aufsehen. Denn der Werbespot des größten Milchkonzerns des Landes zeigt eine Gruppe von Frauen, die sich in Kühe verwandelt. Viele sehen darin eine sexistische und voyeuristische Darstellung von Frauen.

Mittlerweile hat sich der Konzern für die Werbung entschuldigt.

Milchwerbung zeigt Frauen als Kühe

Es sind skurrile 37 Sekunden, in denen die Firma Seoul Milk für Milch werben möchte. In dem Spot ist ein Wanderer zu sehen, der mit einer Kamera durch die Wälder spaziert. Dort entdeckt er schließlich einige Frauen, die in weiß gekleidet sind und scheinbar in dem Wald wohnen.

Sie trinken aus einer Wasserquelle und dehnen sich auf einer großen Wiese. Während die Frauen auf der Wiese Yoga-Übungen machen beziehungsweise die Sonne genieße, versteckt sich der Mann hinter einem Baum und filmt die Frauen geheim.

Zu dieser Szene erzählt eine Voiceover-Stimme: „Endlich ist es uns gelungen, sie an einem unberührten Ort, an dem die Natur in ihrer Reinheit erhalten ist, mit der Kamera einzufangen.“ Wie in einer Art Tierdokumentation fährt die Stimme dann fort: „Sie trinken sauberes Wasser aus reiner Natur, ernähren sich umweltfreundlich und leben friedlich in einer ruhigen Umgebung. Ich werde versuchen, mich ihnen behutsam zu nähern.

Als der Mann dies jedoch versucht, steigt er versehentlich auf einen kleinen Ast, der laut bricht. Das Geräusch macht die Frauen aufmerksam und plötzlich sind sie nicht mehr zu sehen. Stattdessen sind auf dem Feld Kühe. Die Frauen haben sich also in Kühe verwandelt – quasi als eine Art Tarnung.

Kritik: Werbung verharmlost Voyeurismus

Gleich zu Beginn: Nein, wir verstehen auch nicht, was genau mit dieser Werbung vermittelt werden sollte und welche Verbindungen es zwischen Kühen und Frauen gibt. Und so geht es scheinbar vielen Menschen. Eine Nutzerin kommentiert etwa: „Ich weiß nicht, welche Botschaft Sie mit der Anzeige vermitteln oder fördern möchten und es ist bizarr. Warum haben sie einen Menschen mit einer Kuh verglichen und wie haben Sie das bewilligt bekommen?“

Aber nicht nur dieser Aspekt des Werbespots sorgt für Aufruhr. Für viele Zuschauer aus Korea ist die Botschaft dahinter aber zusätzlich eine verletzende und besonders aktuelle.

Denn viele verbinden den Mann, der die Frauen heimlich filmt mit einer aktuellen Debatte in Korea. Immer wieder kommt es hier nämlich zum sogenannten „Molka“, also dem heimlichen Filmen von Frauen durch Männer. Betroffene berichten etwa von Löchern, die in Toilettenkabinen oder Rolltreppen gebohrt werden, um so heimlich zu filmen. Der massive Eingriff in die Privats- und Intimsphäre vieler Frauen ist ein immer größer werdendes Problem in Südkorea.

Milchkonzern entschuldigt sich

Dass gerade eine Milchwerbung sich jetzt scheinbar einem ähnlichen Narrativ bedient, kritisieren viele online. So schreibt ein Nutzer etwa: „Menschen sollten niemals als Vieh bezeichnet werden, und das heimliche Filmen darf niemals als Werbematerial verwendet werden.“ Unzählige weitere beschweren sich über die Werbung, nennen sie geschmacklos und betonen, dass es das heimliche Filmen von Frauen verharmlose.

Der Shitstorm wurde schließlich so groß, dass sich der Milchkonzern scheinbar gezwungen sah, darauf zu reagieren. Seoul Milk nahm den Werbespot von YouTube und entschuldigte sich öffentlich. „Wir entschuldigen uns aufrichtig bei allen, die sich durch die Milchwerbung unwohl gefühlt haben“, heißt es einem Statement. „Wir nehmen diese Angelegenheit schweren Herzens an und werden eine interne Überprüfung durchführen und besondere Sorgfalt walten lassen, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden.“