Lucas und Marcus Dobre sind auf YouTube vor allem durch ihre Streiche bekannt. Ein Video, in dem Marcus seinen Suizid vortäuscht, sorgt jetzt allerdings nicht für Unterstützung der Fangemeinde, sondern für einen großen Shitstorm.

Trigger Warnung: In diesem Artikel werden die Themen Tod und Suizid besprochen.

Youtuber täuscht eigenen Tod vor

Die Zwillinge Lucas und Marcus Dobre zählen mit 24 Millionen Abonnenten zu den größten Stars auf YouTube. Regelmäßig produzieren sie gemeinsam mit ihren Brüdern Songs, sprechen über Beziehungen und präsentieren ihr extravagantes Leben inklusive Luxusautos. Am beliebtesten sind jedoch ihre Pranks. Einer davon ging jetzt aber offensichtlich zu weit.

Denn in dem Video „My twin Brother is dead?!“, das die beiden Brüder vor einer Woche posteten, täuscht Lucas seinen Suizid vor. Das Ziel: Er will damit seinen Bruder pranken. Zu Beginn des Videos sieht man Marcus, der in die Kamera sagt, dass er einen Brief von seinem Zwillingsbruder erhalten habe, den er vor laufender Kamera vorlesen soll.

„An meine Familie, Lucas, Mama, Papa, Cyrus, Darius und alle anderen möchte ich nur sagen, dass ich euch liebe. Ich wollte euch nur diesen Brief schreiben, bevor ich gehe. Ich werde euch so sehr vermissen, aber jetzt bin ich für immer weg“, liest er dann vor.

Youtube-Video: Abschiedsbrief wird vorgelesen

Während er zu Beginn noch unsicher ist, ob der Bruder vielleicht abgehauen ist oder der Familie den Rücken kehren wollte, wird er mit jeder Zeile immer geschockter. Denn in dem Brief bedankt sich Lucas bei seiner Fangemeinde und trifft Entscheidungen über sein Erbe.

Der Kameramann erklärt Lucas dann, dass der Zwillingsbruder sich vermutlich das Leben genommen hat und der Brief sein Abschiedsbrief war. Immer wieder wird die Frage in den Raum geworfen, ob es vielleicht ein schlechter Scherz sein soll.

Letztlich weist der Brief jedoch darauf hin, dass Marcus etwas für seine Familie im Garten gelassen hat, dass sie an ihn erinnern soll. Gemeinsam mit der Familie geht Lucas dann in den Garten und entdeckt dort mit seinen Brüdern einen Requisiten-Grabstein.

Die Brüder wundern sich weiter, was passiert sein könnte und wollen nicht wahrhaben, dass es sich um einen Suizid handelt. Letztlich bricht das Video schlagartig ab und Marcus erklärt in einer kurzen Botschaft, dass er am Leben sei und es nur „ein Streich“ an seiner Familie war. „Ich bin nach L.A. geflogen, nur um diesen Streich durchzuziehen. Ich kann nicht glauben, dass ich es getan habe“, erklärt er.

Aufregung um Video

Und viele seiner Fans können es auch nicht glauben. Denn mittlerweile hat das Video mehr als 2,6 Millionen Aufrufe. Die Kommentare sind allerdings alles andere als positiv. Denn viele verurteilen den Prank und betonen, dass das Video einfach zu weit geht.

Ein Nutzer schreibt etwa: „Mein eigener Bruder hat sich Mitte 2020 das Leben genommen, und nach all dem Schmerz und der Trauer, die meine Familie und ich ertragen mussten, finde ich es verblüffend, dass es Menschen gibt, die etwas so Ernstes wie Selbstmord nur für Geld und Zuschauer vortäuschen.“ Viele weitere Nutzer äußern sich ähnlich, kritisieren, dass die Brüder sich über Suizid und den Tod lustig machten und ein so sensibles Thema für einen Streich nutzten und damit verharmlosen.

Viele sind auch besorgt, da die Dobre-Zwillinge eher eine jüngere Fangemeinde haben, die von dem Video stark getroffen sein könnten. „Ich habe irgendwie Mitleid mit den jüngeren Zuschauern, die glauben, dass das echt ist“, schreibt etwa eine Nutzerin.

Verantwortung auch bei YouTube?

Sogar die Wohltätigkeitsorganisation SAVE, die sich für Suizidprävention einsetzt, hat sich zu dem Fall geäußert und das Video verurteilt. Gegenüber „Insider“ erklärte ein Vertreter der Organisation etwa: „Alle 40 Sekunden verlieren wir einen Menschen durch Selbstmord, was bedeutet, dass dies kein Grund ist, Witze darüber zu machen, es zu verharmlosen oder zu versuchen, es lustig zu machen.“

Denn solche Videos könnten zu „Schaden und Tod“ führen oder ein „schweres Trauma“ bei Betroffenen hinterlassen. Der Vertreter sieht die Verantwortung aber auch stark bei YouTube selbst und fordert Handeln. „Social-Media-Plattformen müssen weiterhin daran arbeiten, Leben vor Selbstmord zu retten, indem sie bewährte Praktiken für soziale Medien anwenden und verhindern, dass Scherzvideos die Nutzer negativ beeinflussen.“

Die Zwillinge haben sich zu dem Video übrigens noch nicht geäußert. Es bleibt bisher auf ihrem Kanal online, in den vergangenen Tagen posteten sie zwar weiterhin Videos, ein Statement zu dem Shitstorm gab es bisher aber noch nicht.


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Telefonseelsorge

Tel.: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr

Telefon-, E-Mail- und Chat-Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Krisenzeiten.

Online unter www.telefonseelsorge.at.

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Online unter bittelebe.at.

Rat auf Draht

Tel.: 147 (Notruf), täglich 0-24 Uhr

Online unter www.rataufdraht.at.