Die Krimi-Autorin Carmen Mola wurde von Kritikern als die „spanische Elena Ferrante“ gefeiert. Bei einer Preisverleihung stellte sich jedoch heraus, wer hinter der mysteriösen Autorin in Wahrheit steckt.

Das Trio verteidigt seine Entscheidung.

Anonyme Autorin wird zum Erfolg

Rund um die Identität der Thriller-Autorin Carmen Mola rankten in Spanien lange Zeit Gerüchte. Denn die erfolgreiche Schriftstellerin war ein Pseudonym, in der Öffentlichkeit zeigte sie sich nie. Bereits nach dem erfolgreichen Debütroman „Er will sie sterben sehen“, der auch ins Deutsche übersetzt wurde, wollten die Menschen wissen, wer sich hinter dem Pseudonym versteckte.

Alle wollten erfahren, wer die Frau ist, die die „eigenartige und einsame“ Figur Elena Blanco erfunden hat, die „Grappa, Karaoke, Oldtimer und Sex in Geländewägen liebt“, wie sie der Verlag Penguin Random House beschreibt. Jeder wollte das Gesicht sehen, das sich die brutalen Szenen von Mord und Totschlag überlegt hat.

Ähnlich wie bei der Autorin Elena Ferrante, deren Identität 2016 aufgedeckt wurde, entstanden binnen kürzester Zeit Theorien. Einige vermuteten etwa, dass Carmen Mola in Wahrheit eine Professorin aus Madrid sei. Und Carmen schien diese Aufmerksamkeit und den Medientrubel zu genießen. Sie gab schriftliche Interviews und erstellte Steckbriefe auf ihrer Webseite, in der sie sich als Professorin und dreifache Mutter vorstellte. Immer wieder betonte sie, dass ihr Pseudonym auch ein Schutz für sie sei. Denn niemand solle erfahren, dass sie hinter den teils blutrünstigen und brutalen Romanen steckte.

Männertrio nimmt Preis entgegen

Ein Wunsch, der jetzt ein Ende nimmt. Denn Carmen Mola wurde für Spaniens wichtigsten Literaturpreis – den Premio Planeta – nominiert. Das Preisgeld: Eine Million Euro. Den Preis sollte Carmen für ihr noch unveröffentlichtes Manuskript „La Bestia“ erhalten. Das Einzige, was sie dafür tun musste: Den Preis persönlich entgegennehmen.

Was folgt ist ein Auftritt, der viele Fans der Autorin verwirrt. Denn statt einer Hausfrau, Professorin oder mysteriösen Schriftstellerin betreten drei Männer die Bühne und decken ihr jahrelanges Geheimnis auf. Hinter dem Pseudonym Carmen Mola stehen die Drehbuchautoren Jorge Díaz, Agustín Martínez und Antonio Mercero. Eine Enthüllung, die in der spanischen Literatur-Szene für Aufruhr sorgt. Viele sehen dahinter Betrug und betonen, dass die Bücher so erfolgreich waren, weil man hinter den brutalen Szenen eine weibliche Autorin vermutete. So schreibt die feministische Autorin Beatriz Gimeno auf Twitter etwa: „Es ist nicht nur der Name, es ist das falsche Profil, mit dem sie Leser und Journalisten für sich eingenommen haben. Betrüger.“

Autoren wehren sich gegen Kritik

Kritik, gegen sich die drei Autoren jetzt wehren. Denn in einem Interview mit der spanischen Zeitung El Pais betonen sie, dass die Entscheidung für ein weibliches Pseudonym keineswegs bewusst war. „Ich weiß nicht, ob sich ein weibliches Pseudonym besser verkauft als ein männliches, ich habe nicht die geringste Ahnung, aber für mich sieht es nicht so aus“, erklärt etwa Antonio Mercero. „Wir haben uns nicht hinter einer Frau versteckt, nur hinter einem Namen.“

Der Erfolg der ersten Bücher sei so schnell gekommen, dass sie sich gar keine Gedanken machen konnten und einfach an dem alten Pseudonym weiterarbeiteten – inklusive mysteriösem Steckbrief und Interviews. „Aber die ganze Sache fing an, an Fahrt zu gewinnen und baute sich zu einer Welle auf, von der wir nicht mehr wegkamen. Es gab Übersetzungen, wir wurden um einen weiteren Roman gebeten…“, schildert Jorge Díaz die Situation.

Wie geht es mit der Autorin weiter?

„Wir mussten etwas über die Autorin für die Schutzumschlagshülle schreiben, also erfanden wir, dass sie eine Universitätsprofessorin aus Madrid war. Aber sie hätte genauso gut eine Verkosterin von Gin-Tonic sein können… Erst sagten wir, sie hätte zwei Kinder, dann vergaßen wir, dass sie drei hatte… Wir haben es nicht sehr genau genommen„, ergänzt Mercero.

Wie es jetzt mit dem Pseudonym Carmen Mola weitergeht, ist nicht bekannt. Ob das Gewinner-Manuskript, in dem es nicht um Elena Blanco, sondern um eine Cholera-Epidemie im Jahr 1834 geht, eine Fortsetzung bekommt, ist unklar.