In Österreich läuft seit ein paar Wochen die erste Phase der Corona-Impfungen. Großbritannien impft bereits seit Anfang Dezember. In Israel haben laut Angaben bereits 2,2 Millionen Menschen die erste Dosis des Vakzins erhalten.

Noch kann man nicht viel über die Wirksamkeit der flächendeckenden Impfungen sagen. Aber erste Trends und Prognosen zeichnen sich bereits ab. Verschaffen wir uns also einen Überblick, welche Corona-Impfstoffe es gibt und was wir bereits über ihre Wirksamkeit wissen.

Diese Corona-Impfstoffe gibt es

BionTech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca/Universität Oxford: So lauten die drei Impfstoffe, die uns im grauen Alltag der Pandemie doch ein wenig auf bessere Zeiten hoffen lassen. Der Impfstoff von BioNTech kommt bereits massenhaft zum Einsatz. In der EU wird er seit 27. Dezember verimpft. Das Vakzin von Moderna ist am 6. Jänner von der EU zugelassen worden, steht also bereits in den Startlöchern und dürfte hierzulande als Nächstes zum Zug kommen. In den USA, Kanada und Israel gibt es schon länger eine Notfallzulassung für den Impfstoff. Als erstes Land erteilte Großbritannien den Impfstoff von AstraZeneca und der Universität Oxford am 30. Dezember eine Notfallzulassung. Seither folgten weitere Notfallzulassungen. Das Unternehmen kündigte zudem Ende Jänner an, das Vakzin überarbeiten zu wollen, damit es auch gegen die neu entdeckten Corona-Varianten schützt.

Die Wirksamkeit der BioNTech/Pfizer und Moderna-Impfstoffe soll jeweils bei 90 Prozent liegen. Laut einer Zwischenauswertung, die am 9. Jänner im Magazin „Lancet“ veröffentlicht wurde, könnte die Schutzrate des AstraZeneca-Vakzins deutlich geringer bei 70 Prozent liegen.

Was bedeuten die Prozentangaben zur Wirksamkeit?

Die Prozentangaben zur Wirksamkeit sind für uns Pandemie-bedingte Hobby-Virologen lediglich ziemlich abstrakt. Sie kommen folgendermaßen zustande: die Teilnehmer an den Impftests bei der Entwicklung der Vakzine werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe erhält den Impfstoff tatsächlich gespritzt, die andere jedoch nur ein Placebo, also eine unwirksame Lösung. Weder die Teilnehmer noch die Entwickler des Impfstoffs bekommen mitgeteilt, wer zur Placebo- und wer zur Impfstoffgruppe gehört.

Dann wartet man auf das Auftreten erster Krankheitsfälle unter den Teilnehmern. Sobald eine gewisse Anzahl an Erkrankungen aufgetreten ist, wird gezählt, wie viele der Erkrankten aus der Placebo-Gruppe stammen und wie viele davon in der Gruppe der Geimpften zu finden waren. Wenn dann 100 Erkrankten in der Placebogruppe nur 5 Covid-19-Fälle in der Impfgruppe gegenüberstehen, hat der Impfstoff 95 Menschen in der Impfgruppe vor der Krankheit geschützt. Sein Wirkungsgrad beträgt damit 95 Prozent.

Erste Erfolge der Corona-Impfungen

Tatsächlich sehen wir mittlerweile erste Erfolge des BioNTech-Impfstoffes in Israel. Eine Beobachtung der größten Krankenkasse des Landes ergab, dass die Impfung in der Gruppe der älteren Menschen bereits Wirkung zeigt und es dort deutlich weniger Neuerkrankungen mit Covid-19 gibt. Doch die Neuinfektionen in Israel haben vor einigen Tagen ein neues Rekord-Hoch erreicht. „Es ist so, das Israel derzeit nach einem Lockdown und einer gewissen Zeit der Öffnung nun wieder sehr viele Neuinfektionen hat“, erklärt Virologe Norbert Nowotny. Er relativiert aber: „Bis eine Impfung in einem Land wirkt, muss ein gewisser Prozentsatz der Bevölkerung geimpft sein und der sollte zwischen 50 und 70 Prozent liegen. Am besten eher bei 70 Prozent.“

Langsame Erfolge

Viele Grundimmunisierungen basieren auf zwei Teilimpfungen. So auch beim Coronavirus. Die Impfung besteht aus zwei Teilimpfungen im Abstand von etwa drei bis vier Wochen. „Man kann davon ausgehen, dass zwei Wochen nach der Zweitimpfung ein Impfschutz besteht“, erklärt Norbert Nowotny. Das bedeutet auch, dass wir auf die ersten Erfolge wohl noch eine Zeit lang warten müssen. „Bis der Impfschutz bei 50 bis 70 Prozent der Bevölkerung liegt, werden wir nur langsam Erfolge sehen. Sobald diese Prozentzahl erreicht ist, werden die Infektionsketten mehr und mehr unterbrochen werden und die Krankheit wird zunehmend zurückgedrängt werden“, so Nowotny.

Der Virologe schätzt, dass erste Erfolge in Österreich im Sommer sichtbar sein werden. „Die Impfstoffe sind leider  nur begrenzt vorhanden. Wir bekommen sie über die EU zugeteilt. Daher dauert es noch eine gewissen Zeit“, erklärt er. Wie lange der Impfschutz schließlich anhält, kann man übrigens noch nicht sagen. „Das wird begleitend untersucht werden und anhand von Blutuntersuchungen wird man sehen, wie lange ein schützender Antikörpertiter da ist und danach wird empfohlen werden, wann eine Auffrischungsimpfung notwendig sein wird“, so der Virologe.

Corona-Varianten und Impfungen: Ein Wettlauf?

Im Jänner sorgten neue Coronavirus-Varianten für Aufregung. So breitete sich die zuerst in Großbritannien entdeckte Variante auch in anderen Ländern, darunter auch Österreich, rasant aus. Auch in Südafrika und Brasilien entdeckte Mutationen sollen ansteckender sein als der ursprüngliche Coronavirus-Stamm. Norbert Nowotny beruhigt: „Wie es aussieht, sind die Impfstoffe, die bereits zugelassen sind oder in nächster Zeit zugelassen werden, auch gegen die britische Variante wirksam. Bei den anderen beiden Varianten wissen wir es noch nicht so genau. Sicher wird ein Teilimpfschutz da sein, vielleicht auch ein voller Impfschutz. Das muss aber noch untersucht werden.“

AstraZeneca hat bereits angekündigt, sein Vakzin an die neuen Varianten anpassen zu wollen. Laut dem Virologen dauert das bei Boten-RNA-Impfstoffen wie den Vakzinen von BioNTech oder Moderna nur einige Tage, bei jenem von AstraZeneca höchstens ein paar Wochen.

Dass die momentan verimpften Vakzinen aufgrund der Veränderungen des Coronavirus nicht mehr wirken noch bevor die letzten Phasen der Impfungen vorbei sind, glaubt Norbert Nowotny nicht. Dennoch „sollte man weltweit so schnell wie möglich impfen, damit das Virus nicht die Möglichkeit erhält, sogenannte Escape-Mutanten zu entwickeln.“ Bei Escape-Mutanten handelt es sich um Mutationen, die der Immunreaktion unseres Körpers durch die momentanen Impfungen entkommen könnten.

Die Zukunft der Corona-Impfungen

Norbert Nowotny kann sich vorstellen, dass die Corona-Impfungen ähnlich wie die Grippe-Impfungen regelmäßig angepasst werden müssen. „Wahrscheinlich wird der Corona-Impfstoff weniger Anpassungen benötigen als das Grippe-Vakzin. Denn das Coronavirus mutiert seltener.“ Zudem seien die Anpassungen bei Corona-Impfungen im Fall der Boten-RNA-Stoffe von etwa BioNTech oder Moderna sehr leicht und schnell machbar.