Eine dänische Studie untersuchte die Folgen einer Herzattacke bei Männern und Frauen. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass Frauen deutlich häufiger an schweren Herzattacken sterben. Der Grund: Sie erhalten seltener die rettenden Therapien.

Die Ergebnisse stellten die Studienautoren bei einem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) vor.

Kardiogener Schock: So gefährlich sind Herzattacken

Bei einem Herzinfarkt gibt es für Patienten immer das große Risiko eines kardiogenen Schocks. Diese Folge einer Herzattacke bedeutet, dass das Herz nicht mehr genug Blut in den Körper pumpen kann. Dadurch können die Organe nicht mehr ausreichend versorgt werden. Die Folge: Multiorganversagen und der Tod der Patienten. Schätzungen zufolge erleiden bis zu 10 % der Patienten mit Herzinfarkten, die einen großen Teil des Herzens betreffen, auch einen kardiogenen Schock. Nur die Hälfte aller Menschen, die einen kardiogenen Schock erleiden, überlebt diesen auch.

Eine dänische Studie wollte jetzt untersuchen, inwiefern sich die Behandlungen bei Männern und Frauen unterscheiden; mit einem erschreckenden Ergebnis. Denn bei der Studie, die insgesamt 1.716 Herzinfarktpatienten mit kardiogenem Schock untersuchte, stellte sich heraus, dass Frauen deutlich häufiger an den Folgen des kardiogenen Schocks sterben. Und das, obwohl die Studienteilnehmer alle „ähnliche klinische Merkmale“ hatten, als sie nach einem Herzinfarkt einen kardiogenen Schock entwickelten, heißt es in einer Aussendung der Studie.

Doch bei der Behandlung gab es einige Unterschiede. So erhielten deutlich weniger Frauen mechanische Kreislaufunterstützung (19 Prozent der Frauen gegenüber 26 Prozent der Männer). Auch chirurgische Eingriffe, um den Blutfluss in den blockierten Arterien wiederherzustellen, waren bei Frauen seltener (83 Prozent gegenüber 88 Prozent). Während 82 Prozent der Männer eine mechanische Beatmung bekamen, waren es bei den Frauen nur 67 Prozent.

Frauen: Deutlich geringere Chance zu überleben

Entscheidungen, die große Konsequenzen hatten. „Bei Frauen war die Wahrscheinlichkeit, kurz- und langfristig zu überleben, deutlich geringer als bei Männern“, heißt es in der Studien-Aussendung. „30 Tage nach dem Herzereignis waren nur 38 % der Frauen am Leben, verglichen mit 50 % der Männer. Nach 8,5 Jahren waren noch 27 % der Frauen am Leben, verglichen mit 39 % der Männer.“

Die Gründe für die unterschiedlichen Behandlungs-Entscheidungen seien vielseitig, erklärt Studienautorin Dr. Sarah Holle. „Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass Frauen mit akuten Herzproblemen häufiger als Männer unspezifische Symptome wie Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Husten, Müdigkeit und Schmerzen im Rücken, Kiefer oder Nacken haben“, erklärt sie.

„Dies könnte ein Grund dafür sein, dass in unserer Studie mehr Frauen als Männer zunächst in ein örtliches Krankenhaus und nicht in ein Fachkrankenhaus eingewiesen wurden.“ Die Behandlung im örtlichen Krankenhaus könnten notwendige Entscheidungen und Schritte verzögern. Doch Holle hat auch einen Lösungsvorschlag. „Wenn mehr erkannt wird, dass Frauen auch andere Symptome als Brustschmerzen haben können, könnten Verzögerungen bei der Diagnose und Behandlung minimiert und die Prognose möglicherweise verbessert werden„, sagt sie.

Doch um das zu erreichen, brauche es auch einige grundlegende Veränderungen in der medizinischen Forschung, betont sie. Denn: „Die Behandlungsrichtlinien beruhen auf Studien, an denen hauptsächlich Männer teilgenommen haben.“ Dementsprechend liege bisher der Fokus auch auf jenen Symptomen, die eher bei Männern vorkommen. „Es bedarf weiterer Forschung, um festzustellen, ob Frauen und Männer mit kardiogenem Schock von unterschiedlichen Maßnahmen profitieren könnten“, sagt Holle.