Eine Umfrage von der Uni Wien, Uni Graz und Deloitte Österreich hat ergeben, dass bereits jedes dritte Unternehmen in Österreich den 12-Stunden-Tag nutzt. Die Arbeitszeiten werden außerdem immer flexibler.

Immer mehr Österreicherinnen arbeiten auch im „Home Office“.

Der 12-Stunden-Tag ist auf dem Vormarsch

Letztes Jahr gab es viel Aufregung, als die Regierung das Gesetz zum 12-Stunden-Tag beziehungsweise zur 60-Stunden-Woche beschloss. Die Angst war groß, dass Arbeitnehmer die Arbeitszeitausdehnung ausnützen könnten. Auch jetzt, nach der Veröffentlichung der Deloitte-Studie, kritisierte SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch den 12-Stunden-Tag. Für ihn bedeutet das neue Modell, dass die Arbeitnehmerinnen ihre Überstunden-Zuschläge verlieren, weil die elfte und zwölfte Stunde nicht mehr als Überstunde bezahlt würde. Er warnt vor „mehr Arbeiten für weniger Geld“. Die neue Studie von Deloitte zeigt, dass tatsächlich immer mehr Unternehmen einen 12-Stunden-Tag einführen. Sie zeigt aber auch, dass die Arbeitszeiten in Österreich immer flexibler werden. Wer also an einem Tag 12 Stunden durcharbeitet, kann dafür an einem anderen weniger Stunden machen.

Die Arbeitszeiten werden immer flexibler

Laut der Studie setzen unsere Arbeitgeberinnen immer weniger auf Kernarbeitszeiten und immer öfter auf flexible Modelle mit Gleitzeit. Bei dieser kann man Beginn und Ende der Arbeit innerhalb eines zeitlichen Rahmens frei gestalten. Man kann sich also einteilen von wann bis wann man arbeitet und seine Normalarbeitszeit individuell aufteilen. Vor ein paar Jahren haben Unternehmen vorwiegend Gleitzeit nur in Verbindung mit Kernzeit angeboten. Das bedeutet, dass es zwar eine Anwesenheitspflicht in der Zeit von beispielsweise 9 bis 17 Uhr gibt, man aber auch früher kommen und dafür früher gehen oder eben später anfangen und später nach Hause gehen kann. Diese Kernzeit fällt jetzt in immer mehr Firmen weg. Ein Viertel der Arbeitgeber verzichtet bereits auf Kernzeiten und lässt seine Angestellten ihre Arbeit flexibel einteilen.

Immer mehr Leute arbeiten von zu Hause aus

97 Prozent der befragten Unternehmen geben ihren Mitarbeiterinnen sogar die Möglichkeit von zu Hause im „Home Office“ zu arbeiten. Wer sich jetzt aber fragt, wo man diese Arbeitgeberinnen finden kann und wieso man seine Arbeit nicht gerade am Balkon in der eigenen Wohnung erledigt, muss wissen: Viele ermöglichen nur einzelnen Personen im Unternehmen das Home Office. Die Heimarbeit nimmt aber immer weiter zu und hat sich in den letzten zwei Jahren sogar mehr als verdoppelt. Wer weiß also, was die Zukunft bringt? Vielleicht führen wir alle in ein paar Jahren Meetings über Facetime und sitzen währenddessen mit der Pyjama-Hose im Bett.

Man muss ständig erreichbar sein

Immer mehr Unternehmen verlangen von ihren Mitarbeitern, ständig erreichbar zu sein. Ein Viertel möchte, dass sie ihre Arbeitnehmerinnen auch in der Freizeit anrufen können. 65 Prozent erwarten sich gerade von Führungskräften ständige Erreichbarkeit. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass man den Mitarbeitern noch nicht ganz zu vertrauen scheint. Viele von ihnen setzen öfters auf Kontrollmechanismen, um die Arbeit ihrer Angestellten nachzuverfolgen.

Von der 30-Stunden-Woche sind wir noch lange entfernt

In den Medien wird oft darüber diskutiert, ob die Einführung einer 30-Stunden-Woche für alle eine gute Lösung für den Arbeitsmarkt ist. Vertreter dieses Modells sind der Meinung, dass die Effizienz der Mitarbeiter dadurch steigen würde. In Schweden testen bereits viele Unternehmen, ihre Angestellten bei vollen Lohn weniger Arbeiten zu lassen. Eine Toyota-Werkstatt in Göteburg hat dadurch letztes Jahr sogar ihren Umsatz steigern können. In Österreich haben weniger als ein Prozent der Firmen dieses Modell eingeführt. Der Traum von mehr Freizeit bei gleichem Gehalt liegt hierzulande also noch in weiter Ferne.