Wie die Donau-Uni Krems untersucht hat, ist unsere Psyche durch die Corona-Pandemie stärker belastet als sonst. Neueste Auswertungen zeigen zudem, dass das alles andere als ein kurzfristiger Trend ist.

Eine erste Studie zeigte bereits im April einen Anstieg an psychischen Symptomen für Depression, Ängste oder Schlafprobleme. Nun bestätigten Folgeuntersuchungen im Juni und im September die Ergebnisse.

Pandemie belastet stark und lange

Mitte März änderte sich unser alltägliches Leben drastisch. Die Geschäfte blieben geschlossen, die meisten von uns arbeiteten zu Hause. Rausgehen durfte man nur für die dringlichsten Erledigungen und um frische Luft zu schnappen. Die Corona-Pandemie hatte zu einem Lockdown geführt. Das Virus beeinträchtige nicht mehr nur die Gesundheit der Menschen, sondern auch alle anderen Lebensbereiche. Und das wirkte sich auch auf die Psyche aus. Nun haben wir Oktober und die Geschäfte sind wieder offen und viele sind wieder zurück im Büro. Man kann teilweise wieder seinen Hobbys nachgehen und seine Freunde treffen. Dennoch begleitet uns die Pandemie und ihre politischen wie gesellschaftlichen Auswirkungen im Alltag.

Wie sehr sich das auch auf unsere psychische Gesundheit auswirkt, hat die Donau-Universität Krems seit Beginn der Pandemie wiederholt untersucht. Das Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit untersuchte in einer ersten Studie im April eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe von rund 1.000 Personen. Sie zeigte einen Anstieg der psychischen Symptome für Depression, Ängste oder Schlafprobleme auf das drei- bis fünffache der Werte vor der Pandemie.

Folgeuntersuchungen im Juni als auch im September bestätigen die Ergebnisse: Die Belastung ist weiterhin gleichbleibend hoch. „Nach einem raschen Anstieg psychischer Symptome im April gibt es nach neuerlichen Untersuchungen derselben Personen im Juni als auch im September bisher keine Entwarnung“, so der Studienautor Christoph Pieh, Leiter des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit. „Es ist besorgniserregend, dass ein so großer Teil der Bevölkerung psychisch dermaßen stark und lange belastet ist. Denn leider zeigt sich auch ein halbes Jahr nach dem Ausbruch von COVID-19 keine relevante Verbesserung“, so Pieh.

Gründe vielfältig

Die Gründe für den Anstieg psychischer Probleme sind vielfältig. Neben Sorgen um die eigene Gesundheit könnten laut Studie Zukunftsängste, finanzielle Sorgen, Jobverlust oder Einsamkeit eine Rolle spielen. „Gerade die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sind ein nicht zu unterschätzender Faktor und auch weiterhin nur schwer abschätzbar. Möglicherweise spielen gerade die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie bei dem Anstieg psychischer Symptome eine zentrale Rolle“, sagt Christoph Pieh.

Auswirkungen der Pandemie auch in anderen Ländern stark

Österreich sei aber kein Einzelfall. Der Trend zeichne sich auch in einer großen Anzahl internationaler Studien ab. In Ländern, die schwerer als Österreich von der Pandemie betroffen sind, beispielsweise in Großbritannien, sei die Häufigkeit psychischer Probleme noch höher.

Sport kann helfen

Um die Psyche zu entlasten, kann beispielsweise Sport helfen. Körperliche Bewegung sei sehr wichtig, sagt Christoph Pieh. Menschen, die regelmäßig körperliche Bewegung betreiben, sind während der Pandemie weniger belastet: „Regelmäßige körperliche Bewegung hat mitunter eine ähnlich gute Wirkung wie ein Antidepressivum.“ Auch ein gutes soziales Netzwerk oder eine positive Lebenseinstellung lassen einen die CoV-Krise besser meistern.

Wenn die Probleme aber zu groß werden, sollte Hilfe in Anspruch genommen werden. „Gerade in schweren Fällen ist eine professionelle Hilfe in der Regel notwendig.“ Schwere depressive Symptome sind seit Beginn der Coronavirus-Pandemie konstant bei circa acht Prozent der Bevölkerung und damit um ein Vielfaches höher als bei früheren Untersuchungen.