Unsterbliche Wesen wie Vampire, Werwölfe, Magier und Co kennen wir alle. Doch eines haben sie gemeinsam: Sie existieren rein in einer Fantasiewelt. Doch wusstet ihr, dass es in der realen Welt tatsächlich ein Lebewesen gibt, das als unsterblich gilt? Dabei handelt es sich um eine mysteriöse Qualle, die überwiegend vor der Küste Mallorcas lebt.

Forschende wollen das Geheimnis hinter dem ewig lebenden Meerestier nun entschlüsselt haben.

Unsterbliche Qualle: Geht das wirklich?

Ewig auf dieser Welt zu leben kann Fluch und Segen zugleich sein. Denn mal ehrlich: Wer hat sich nicht schon mal vorgestellt, unsterblich zu sein und anschließend Pros und Cons abgewogen? Während für viele der Aspekt der ewigen Jugend überzeugend klingt, haben andere Angst davor, den etwaigen Weltuntergang mitzuerleben, wenn sie ewig leben. Schlussendlich ist man aber meistens doch froh, dass der menschliche Körper nicht fähig ist, unsterblich zu sein.

Anders sieht es allerdings in der Tierwelt aus. Denn der italienische Meeresbiologe Ferdinand Boero entdeckte bereits Ende der 90er eine spezielle Quallenart, die tatsächlich niemals stirbt (außer sie wird gefressen, versteht sich). Die sogenannte Turritopsis dohrnii lebt überwiegend vor der Küste Mallorcas und gehört zur Familie der Oceaniidae. Ihre Besonderheit: Durch ihren speziellen Lebenszyklus kann sie biologisch gesehen nicht sterben. Denn sie verjüngt sich konstant von selbst und beginnt einen neuen Kreislauf – und das immer und immer und immer wieder.

Benjamin Button der Tierwelt

Man könnte die besondere Qualle beinahe mit „Der seltsame Fall des Benjamin Button“, einem Film mit Brad Pitt in der Hauptrolle, vergleichen. Mit dem feinen Unterschied, dass sich Button als alter Mann wieder zurück in ein Baby verwandelt und schließlich stirbt und der Kreislauf nicht so wie bei der Qualle von vorne beginnt. Aber wie macht die Qualle das? Ein Team aus spanischen Wissenschaftler:innen hat das Rätsel rund um das Meerestier gelöst.

In einer Studie, die in der Fachzeitschrift PNAS erschien, beschreibt das Forschungsteam, was dazu führt, dass die zwei bis vier Millimeter kleine Qualle unsterblich ist. Dazu verglichen die Wissenschaftler:innen erstmal zwei Quallenarten miteinander: die mysteriöse T. dohrnii sowie die T. rubra. „Wir haben Varianten und Erweiterungen von Genen identifiziert“, heißt es in der Studie. Das Ergebnis: die unsterbliche Qualle besitzt unzählige Gene, die für die DNA-Reparatur zuständig sind. Diese sorgen nicht nur dafür, dass das Tier nicht altert, sondern schützt es auch vor oxidativem Stress.

Kommt es diesem Bereich nämlich zu einem Ungleichgewicht, dann leidet der Stoffwechsel darunter und eine Schädigung von Zellen und ihren Funktionen tritt ein. Die DNA-Reparatur beugt außerdem der Abnutzung von Schutzkappen an den Enden der Chromosomen, während der Zellteilung vor. Mit anderen Worten: Der Alterungsprozess, der im Normalfall bei Lebewesen eintritt, wird dadurch gestoppt.

Reset, wann immer sie möchte

Die DNA-Reparatur ist aber nicht die einzige Fähigkeit, die diese Qualle unsterblich macht. Sie ist auch in der Lage, sich konstant selbst zu verjüngen und beginnt immer wieder ein vollkommen neues Leben. Für ihre sogenannte Rejuventation lässt sich das Tier auf den Meeresgrund sinken und führt mittels genetischem Prozess einen Reset durch. Die Qualle wandelt dafür Zellen ihres Außenschirm um, die daraufhin wieder zu Keimen von Polypen – der Vorstufe von Nesseltieren – werden.

Während der Umwandlungsphase sind jene Gene deaktiviert, die den Wachstum der Qualle vorantreiben würden. Dafür sind andere Gene aktiv, die dafür da sind, um das Tier in Stammzellen zu verwandeln, aus denen wieder neue Polypen entstehen können und sich die Qualle wieder zur Medusa verwandelt. Das Spektakuläre für Forschende ist dabei, dass es T. dohrnii auf diese Weise möglich ist, so oft zwischen den beiden Lebensformen Polyp und Medusa zu wechseln, wie sie möchte und dabei den unendlichen Lebenskreislauf fortzuführen.

Wertvoll für Forschung rund um Alterungsprozess des Menschen

Besonders für einen Bereich der Forschung können die Erkenntnisse der unsterblichen Qualle wertvoll sein. Wie das Forschungsteam aus Spanien erklärt, könne die Quallenart mehr Verständnis im Alterungsprozess des Menschen bringen. Denn offenbar verbindet uns genetisch gesehen mehr mit den Meeresbewohner, als man denkt. Dabei ist allerdings nicht die Rede davon, Menschen zu verjüngen oder gar unsterblich zu machen – vielmehr können die Studienergebnisse, etwa der genetische Prozess der DNA-Reparatur, wichtige Schlüsselfaktoren in Bereichen wie der Alzheimerforschung liefern.