Wie wir ja wissen, ist die Lebenserwartung von Männern generell kürzer als jene, von Frauen. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Daher zeigt eine Studie jetzt auch, dass verheiratete Männer in einigen Fällen länger leben, als ledige Frauen.

Dazu hat ein Forscher-Team Daten aus den vergangenen 200 Jahren analysiert.

Laut Studie: Verheiratete Männer „überleben“ ledige Frauen

Frauen leben länger als Männer? Diese These mag zwar oft stimmen. Immerhin gibt es bereits zahlreiche Studienergebnisse, die das bestätigen. Gründe dafür gibt es viele. Ein generell ungesünderer Lebensstil, ein stärkerer Hang zu Zigaretten und Alkohol und auch die Mutation des männlichen Körpers, wie etwa dem Verlust von Y-Chromosomen, die wichtig für die Blutstammzellen sind, führen zu einer geringeren Lebenserwartung bei Männern. Doch es gibt auch Fälle, in denen das ganz und gar nicht zutrifft.

Ein dänisches Forscher-Team hat jetzt nämlich Daten aus den vergangenen 200 Jahren untersucht. Dazu hat das Team rund um Jesús-Adrian Álvarez von der Universität Süddenemark Todesstatistiken von rund 200 Bevölkerungsgruppen aller Kontinente aus den Jahren 1751 bis 2020 analysiert. Das spannende Ergebnis: Bildungsgrad und Beziehungsstatus sind in Bezug auf die Lebenserwartung ausschlaggebend. So leben gebildete und verheiratete Männer länger, als wenig gebildete und ledige Frauen.

25 bis 50 Prozent höhere Chance auf ein längeres Leben

Laut den Todesstatistiken kam es gar nicht mal so selten vor, dass Männer (verheiratet und gut gebildet) Frauen (ledig und weniger gebildet) überlebt haben. In sämtlichen Ländern, die hier untersucht wurden, war es bei 25 bis 50 Prozent der Männer der Fall. „Dass von vier Männern mindestens ein oder zwei länger leben als Frauen, stellt die bisherigen Erkenntnisse zur durchschnittlichen Lebenserwartung zumindest zum Teil in Frage“, so Álvarez gegenüber dem ORF.

Auch Daten aus Europa liegen den Forscher:innen vor. In Österreich etwa sinkt der „Gender Gap“ in diesem Fall. Das Sterbealter von Frauen und Männern gleicht sich also immer mehr an. Jetzt die schlechte Nachricht: Leider ist das nicht deshalb so, weil Männer plötzlich einen gesünderen Lebensstil haben und daher auch länger leben. Sondern, weil sich die Situation der Frauen immer mehr verschlechtert. Gesundheitliche Probleme und ein ungesünderes Leben nehmen nämlich stark zu.

Kleinere Risikobereitschaft mit Ring am Finger

Aus welchem Grund Bildung und Beziehungsstatus so große Auswirkungen auf die Länge des Lebens haben, wurde in der Studie nicht erfasst. Doch Álvarez spekuliert gegenüber dem österreichischen Medium: „Verheiratete Männer sind wahrscheinlich weniger dazu bereit, Risiken einzugehen und achten zusammen mit ihren Partnerinnen oft besser auf ihre Gesundheit.“ Genau das könnte auch in Bezug auf den Bildungsgrad zutreffen. Personen mit etwa einem Universitätsabschluss würden sich daher öfter mit ihrem Körper und ihren Entscheidungen betreffend ihrer Gesundheit auseinandersetzen.

Die Studie soll richtungsweisend für künftige Untersuchungen in Sachen Lebenserwartung sein. „Nur auf den globalen Durchschnitt zu achten, ist nicht genug. Ich glaube, dass unsere Studie die Türen öffnet, unsere Methode auch auf andere Datensätze anzuwenden und so in Zukunft noch mehr über die Lebenserwartung einzelner Individuen zu erfahren“, erklärt der Studienleiter weiter.