Hochzeiten haben gerade Hochsaison. Wer nicht selbst heiratet, ist höchstwahrscheinlich auf einer eingeladen oder plant sogar gerade den Junggesellinnenabschied seiner BFF. Ich liebe Hochzeiten und freue mich immer, wenn mir jemand in meiner Familie oder in meinem Freundeskreis ein „Save the Date“ schickt. Ich persönlich möchte aber nie diejenige sein, die im weißen Kleid vor den Altar tritt.

Das hat nichts damit zu tun, dass ich gegen die Ehe bin oder Hochzeiten kitschig finde. Ich möchte einfach nicht viel Geld für einen einzigen Tag in meinem Leben ausgeben, um weiterhin offiziell mit der Person zusammen zu sein, die ich liebe.

Ich wollte noch nie eine Braut sein

Schon als Kind habe ich mir nicht vorstellen können, mit meinem Mann vor Hunderten von Leuten zu stehen und ihm zu erzählen, wieso ich ihn so sehr liebe. Mir wurde sogar richtig unwohl, wenn meine Mutter zu mir kam und mir erklärte, dass ich auch irgendwann einmal in einem weißen Kleid zum Altar schreiten werde. Als ich älter wurde, änderte sich meine Abneigung gegenüber Hochzeiten etwas. Ich konnte es beispielsweise gar nicht erwarten, bis einer meiner Brüder endlich heiraten würde. Als letztes Jahr zwei meiner Brüder und eine meiner ältesten Freundinnen Hochzeit feierten, war ich überglücklich. Ich fand auch alle drei Feiern richtig schön und musste bei einer vor Rührung sogar weinen. Trotzdem kann ich mich weiterhin nicht in der Rolle einer Braut sehen.

Warum ich keine eigene Hochzeit haben möchte

So schön es war, letztes Jahr auf gleich drei Hochzeiten zu tanzen, so traurig war meine Geldbörse darüber. Lauter Bachelor- und Bachelorette-Partys, Kleider für unterschiedliche Jahreszeiten und für unterschiedliche Farbthemen und Geschenke: Das alles führte dazu, dass es sich Ende des Sommers auf meinem Konto eher wie karger Winter anfühlte. Ich fragte mich, wenn ein einfacher Gast für eine Hochzeit schon so viel ausgibt, wie sieht es dann erst mit dem Brautpaar aus? 2015 gaben Österreicher für ihre Hochzeit im Durchschnitt 4.200 Euro aus. Eine kurze Umfrage bei meinen Bekannten zeigte mir, dass die Kosten tatsächlich oft mindestens doppelt so hoch sind. Ich muss zugeben, dass mir da kurz die Luft wegblieb. Ich war mir sicher: Ich möchte nie so viel Geld für einen einzigen Tag im Leben ausgeben. Stattdessen würde ich meinen Freund packen und eine Weltreise machen.

Ich weiß noch nicht, ob ich verheiratet sein möchte

Verheiratet sein und eine Hochzeit feiern gehen für mich nicht Hand in Hand. Man kann auch einfach zum Standesamt gehen, Dokumente unterzeichnen und schon führt man eine Ehe. So pragmatisch und nüchtern das klingt, stelle ich mir das sehr schön vor: Mit meinem Partner einen normalen Tag verbringen, ohne Stress oder viel Planung. Ob ich auch wirklich verheiratet sein möchte, weiß ich noch nicht. Die Zahl der Eheschließungen ist laut Statistik Austria im Jahr 2018 wieder angestiegen. Auch um mich herum merke ich, dass immer mehr Leute heiraten. Wenn ich sie frage wieso, kommen unterschiedliche antworten, die ich alle sehr gut verstehen kann. Viele heiraten nur, weil sie es möchten. Andere wiederum heiraten, weil sie finden es ist einfacher mit Kindern, wenn man verheiratet ist. Beispielsweise erhält am Tag der Geburt die unverheiratete Mutter das alleinige Sorgerecht für das gemeinsame Kind, selbst wenn die Vaterschaft bestätigt wird und die Eltern zusammen leben. Ein gemeinsames Sorgerecht muss später erst explizit beantragt werden. Das alles wären auch für mich Gründe, eine Ehe einzugehen.

Eingeladen werde ich trotzdem gerne

Eine Hochzeit brauche ich deswegen aber trotzdem nicht und das wird sich auch nicht ändern. Oft genug sind mir Leute mit einem Schmunzeln begegnet und einer abwertenden Handbewegung: „Ach, das sagst du jetzt und in fünf bis zehn Jahren tanzen wir auf deiner Hochzeit“. Das wird ganz bestimmt nicht so kommen. Ob ich aber in Zukunft jemanden meinen Ehemann nennen werde, weiß ich selbst noch nicht. Eines weiß ich aber: Ich bin gerne Gast auf einer Hochzeit und sicher nicht abgeneigt für meine beste Freundin einmal die Trauzeugin zu sein.