Wie man sich ausdrückt, ist wichtig und trägt dazu bei, wie Gesagtes bei dem Gegenüber ankommt. Es kann unbewusst dazu beitragen, wie man über Ausgesprochenes denkt und, welchen Zugang man dazu hat. Deswegen ist Sprache und die Formulierung, die damit Hand in Hand geht, so bedeutend. Und genau deswegen ist es so wichtig, wie über Vergewaltigung, Nötigung, Missbrauch und Gewalt gesprochen wird. 

Immer öfter sieht man Beiträge, in denen Missbrauch so beschrieben wird, wie es sich eigentlich nicht gehört. Und, dass die Formulierung nicht zwingend beabsichtigt so gewählt wurde, sondern deshalb, weil nicht verstanden wird, dass eine passive Beschreibung von Gewalt gegenüber Frauen falsch ist.

Formulierungen, die Männern die aktive Rolle nimmt

Mir ist schon lange klar, dass es viel ausmacht, wie man etwas formuliert. Dass es dazu beiträgt, wie ein Satz rüberkommen kann. Man dasselbe sagen, sich aber anders ausdrücken und somit etwas vollkommen konträres meinen kann. Auch ist es wichtig zu wissen, dass bei Sätzen, die Täter und Opfer beinhalten, auf die passive und aktive Rolle geschaut wird. Der Täter soll im aktiven Part stehen, so, dass nicht nur das Gesagte zeigt, dass er Schuld hat, sondern die Formulierung und der Satzbau das auch unterstreicht. Genauso, wie bei der Opfer-Rolle. Auch hier soll darauf geachtet werden, dass Unschuld durch eine passive Satzstellung herausgehoben wird. Gezeigt hat mir das ein Bild, das ich letztes gesehen habe, in dem zwei Sätze, die sinngemäß dasselbe bedeuten, gegenüber gestellt wurden.

men rape women

women are raped by men

Auf den Bild war die eigentliche, erste Beschreibung die, dass Frauen die sind, die von Männern vergewaltigt werden. Der Satz wurde jedoch durchgestrichen und ausgebessert: Männer vergewaltigen Frauen. Und das ist wichtig. Das verdeutlicht, dass in der Sprache Gewalt gegenüber Frauen oft passiv passiert. Dass das eine Sache ist, die nicht so sein sollte, habe ich gemerkt. Es ist nämlich Fakt, dass ich beide Sätze, die eigentlich dasselbe bedeuten, anders lese. Sprache kann beeinflussen, aber auch, wie in diesem Fall, verharmlosen. Dem Mann die aktive Rolle zu nehmen, spielt seine Rolle als Täter runter.

In den beiden Sätzen wird der Fokus unterschiedlich gelegt. Einmal auf den Mann, einmal auf die Frau. Und, wenn der Fokus nicht auf dem Mann liegt, dann es ist nun mal so, dass seine Tat nicht im Mittelpunkt steht. Aber genau darum geht es. Zu zeigen, dass Vergewaltigung etwas ist, dass nicht beidseitig passiert, sondern nur von einem: dem Täter. Und Sprache sollte diesen Fakt unterstreichen, nicht bagatellisieren.

Es suggeriert, dass Frauen einen aktiven Beitrag zu Missbrauch beitragen

Es passiert immer noch, dass Frauen eine Teilschuld zugewiesen wird, wenn sie vergewaltigt werden. Das reicht von einem Outfit, dass als aufreizend eingestuft wird, bis hin zu einem zu unklaren, nicht fixem Nein. Auch, wie man sich als Frau verhält, kann als Grund genommen werden, wieso man mitschuldig ist, wenn man missbraucht wird. Dass das alles falsch ist, ist klar. Und ich finde, eine passive Formulierung von Gewalt an Frauen reiht sich hier ein.

Ich finde, women are raped by men legt den Fokus auf die Frau und es liest sich so, als hätte sie einen Beitrag dazu geleistet. Als wäre es eine Eigenschaft, die ihr zugeschrieben wurde. Und keine Tat, die ihr widerfahren ist. Es ist eine fast schon schöne Formulierung, eine Umschreibung eines Verbrechens. Die Schwere wurde hier durch Sprache genommen und zeigt, dass Satzstellungen, vor allem, wenn es um solche Themen geht, verdammt wichtig sind.

Mir zeigen solche Formulierungen, dass wir noch sehr weiter hinten liegen, wenn es um Gerechtigkeit und Gleichberechtigung geht. Dass sich falsche Gedanken in unseren Köpfen so manifestiert haben, dass sie sich bereits unbewusst in unserer Sprache äußern. Wir sollten aufhören, eine Frau als Mitverantwortliche von Vergewaltigung darzustellen. Wir sollten aufhören, darüber zu diskutieren, wer die Schuld bei Missbrauch trägt, wenn es keine Diskussion drüber braucht. Und wir sollten auch damit aufhören, die Konversation von Gewalt gegenüber Frauen passiv zu halten.