Die Nachrichten aus der Ukraine schockieren, sorgen für Fassungslosigkeit und das Gefühl, nichts tun zu können. Bei all den Livetickern, Sondersendungen und schrecklichen Bildern, die in den Sozialen Medien kursieren, vergessen wir schnell darauf, auf die eigene mentale Gesundheit zu achten.

Wir haben fünf Tipps, die euch beim Umgang mit dem Thema helfen können.

1. Ihr müsst nicht alles wissen!

Schon klar, das klingt bei einer so extremen Situation wie einem Krieg absolut falsch. Denn wenn man einmal den Liveticker geöffnet hat, ist es quasi unmöglich, sich von dem Schwall an Informationen zu trennen. Was ist, wenn genau dann etwas Wichtiges passiert?

In einer Situation, die so schnell eskaliert ist und in der es gefühlt jede Minute eine neue Entwicklung gibt, fällt es schwer, sich von eben diesen Informationen zu lösen. Denn die Hoffnung bleibt: je mehr man weiß, desto mehr Macht hat man über die Situation.

Doch Doomscrolling – also das endlose Scrollen durch die Nachrichten – bewirkt oft das genaue Gegenteil. Statt das Gefühl zu bekommen, den Überblick über die Situation zu haben, fühlt man sich eher hilflos und von all den Infos überfordert. Das bestätigen auch zahlreiche Experten und Psychologen, wie etwa die klinische Psychologin Dr. Emma Hepburn. Gegenüber der BBC erklärt sie: „Die Art und Weise, wie wir nach Klarheit suchen, besteht darin, nach mehr Informationen zu suchen, aber das schafft oft weniger Klarheit, weil wir die gleichen Informationen immer wieder sehen und es uns nicht erlauben, einen Schritt zurückzutreten.“

Wir wollen damit natürlich nicht sagen, dass ihr jetzt die Handys und Fernseher ausschalten und das Weltgeschehen ignorieren sollt. Denn natürlich ist es weiterhin wichtig, sich zu informieren und auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Aber kleine Pausen können dabei helfen, kurz durchzuatmen und ein bisschen Ablenkung zu bekommen. Nehmt euch zum Beispiel aktiv vor, die ersten 30 Minuten des Tages NICHT aufs Handy zu schauen oder schaltet den Liveticker bewusst in der Mittagspause aus. Es ist vollkommen in Ordnung, nicht immer über jede Entwicklung sofort informiert zu sein.

Achtet auf vertrauenswürdige Quellen!

Apropos Informationen: was ebenfalls helfen kann ist, auf vertrauenswürdige und seriöse Quellen zu achten. Denn Falschinformationen, Clickbait-Titel und Co sorgen nur allzu oft für Panikmache und ein noch schlechteres Gefühl, als wir in dieser Krise ohnehin schon haben.

Achtet also darauf, dass ihr die Quellen überprüfen könnt, die Medien verwenden und dass es auch einen gewissen Grad an Transparenz gibt. Das gilt natürlich auch für die Sozialen Medien. Filtert durch eure Abonnements und entfernt bewusst die, die euch überfordern, Fehlinformationen verbreiten oder dazu neigen, Panik erzeugende Titel und Geschichten zu publizieren.

Diese Art des Medienkonsums empfiehlt sich bei allen Krisen, wie die Psychologin Caroline Erb bereits kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie betonte. „Wichtig ist, auf Qualitätsmedien zu hören und sich vor Fake News fernzuhalten“, empfahl sie.

Achtet darauf, dass ihr nur die Medien konsumiert, die euch hilfreiche Informationen liefern und denen ihr vertrauen könnt.

Werdet aktiv!

Ein gutes Mittel gegen die Hilflosigkeit ist das Bewusstsein, dass ihr sehr wohl viel unternehmen könnt. Sei es Geld an Hilfsorganisationen spenden, Sachspenden sammeln oder an Protestaktionen und Kundgebungen teilnehmen. Es gibt viele Möglichkeiten, eure Solidarität zu zeigen und aktiv gegen diesen Krieg vorzugehen.

Informiert euch über lokale Kundgebungen, Sammelaktionen oder Spendenaufrufe und versucht, euch zu beteiligen. Aber Achtung: Das heißt natürlich nicht, dass ihr gleich ALLES machen müsst und an jeder Kundgebung teilnehmen müsst. Achtet auch hier auf eure mentale Gesundheit, überfordert euch nicht und behaltet im Hinterkopf: Jede noch so kleine Hilfe zählt und hat einen großen Effekt.

Ein paar Möglichkeiten, wie ihr helfen könnt, haben wir übrigens hier für euch zusammengesammelt!

Ihr seid nicht allein – sprecht über eure mentale Gesundheit

Globale Krisen, Krieg und politische Eskalationen gehen an niemandem spurlos vorbei. Trotzdem fühlen wir uns hin und wieder mit unserer Angst alleine oder haben das Gefühl, dass andere „so viel besser“ damit umgehen. Das liegt aber meist daran, dass wir mit unserem Umfeld nicht aktiv darüber sprechen, wie es uns in solchen Situationen geht. Statt über unseren Umgang mit der Krise zu sprechen, sprechen wir dann meist nur über die Krise selbst.

Dabei kann darüber sprechen extrem hilfreich sein, um die eigene Frustration über die Situation zu verarbeiten. Zu sehen und zu hören, dass es anderen auch so geht und die Situation uns alle beschäftigt, kann in gewisser Weise auch Trost spenden und bis zu einem gewissen Grad die überstrapazierten Nerven beruhigen. Denn so klischeebehaftet der Spruch auch ist, aber hinter „geteiltes Leid ist halbes Leid“ steckt eben doch ein Funken Wahrheit. Also habt ein offenes Ohr für euer Umfeld und sprecht auch ganz aktiv darüber, wie es euch in der Situation geht.

Es ist vollkommen ok, wenn ihr Hilfe braucht

Es steht außer Frage: Was die Menschen in und aus der Ukraine gerade erleben oder erlebt haben, ist wohl mit kaum einem Leid vergleichbar. Viele Menschen mussten alles zurücklassen, um sich in Sicherheit zu begeben und erlebten in den vergangenen Tagen den absoluten Horror.

Aber auch zuzusehen, wie Menschen leiden und um ihr Überleben kämpfen, kann uns seelisch extrem belasten und unsere mentale Gesundheit beeinträchtigen. Umso wichtiger ist es dann, sich Hilfe zu suchen und auch einmal mit Profis und Experten zu sprechen. Denn es ist eine extrem belastende und erschöpfende Zeit – für jeden von uns. Ihr seid damit nicht allein und es gibt absolut keinen Grund, sich dafür zu schämen, dass einen eine Situation wie Krieg mental beschäftigt.

Wenn ihr oder jemand den ihr kennt Hilfe braucht, gibt es einige Hotlines, die ihr kontaktieren könnt:

Österreich:

  • Telefonseelsorge: 142
  • Rat auf Draht (für Kinder und Jugendliche): 147

Deutschland:

Schweiz: