Wissenschaftsminister Heinz Faßmann hat am 4. Mai die zweite Dunkelziffer-Studie, die in Österreich durchgeführt wurde, vorgestellt. Der Politiker nannte dabei die Vorstellung einer Herdenimmunität eine „Illusion“.

Höchstens 11.000 Covid-19-Infizierte zusätzlich zu den Erkrankten in Spitälern gab es Ende April in Österreich. Dieses Ergebnis der zweiten repräsentativen Stichprobenuntersuchung stellte Bildungs- und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann bei einer Pressekonferenz vor.

Niedrigere Dunkelziffer

Im Rahmen der zweiten repräsentativen Stichprobenuntersuchung auf eine Infektion mit dem Corona-Virus hat das Wissenschaftsministerium auch eine „experimentelle Validierungsstudie“ für Antikörpertests gestartet. Die Studie stellte Minister Faßmann am 4. Mai vor. Ende April gab es höchstens 11.000 COVID-19-Infizierte zusätzlich zu den Patienten in den Spitälern. Die erste derartige Studie hatte für Anfang April noch eine maximale Dunkelziffer von rund 60.000 Infizierten in der Bevölkerung über 16 Jahren ausgewiesen. „Wir sehen einen deutlichen Rückgang und das beruhigt„, erklärte Faßmann.

Nach der ersten repräsentativen Stichprobenuntersuchung auf eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2, durch das Sozialforschungsinstitut SORA von Anfang April, lief die zweite Studie zur Abschätzung der Dunkelziffer der Infizierten zwischen 21. und 24. April. Die Statistik Austria hat dazu eine repräsentative Stichprobe von 2.800 Personen ab 16 Jahren ausgewählt und die Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Roten Kreuz und der MedUni Wien durchgeführt. Die nunmehrige Schätzung für Gesamt-Österreich beruht auf den PCR-Testergebnissen von 1.432 Personen.

Herdenimmunisierung ist eine Illusion

Faßmann erklärte außerdem, dass eine Herdenimmunisierung in Österreich eine Illusion sei. „Die Vorstellung, dass das Virus unbemerkt große Teile der Bevölkerung erfasst und in einer etwaigen zweiten Welle als Infektionsbremse wirkt, scheint eine Illusion zu sein. Eine zweite Welle kann stattfinden, aber sie wird nicht durch einen hohen Anteil an Infizierten gleichsam gebremst. Wir müssen wachsam bleiben“, erklärte er.

Auch die Virologin Elisabeth Puchhamer erklärte bei der Pressekonferenz, dass man zwar nicht wisse, ob es eine Herdenimmunität überhaupt geben kann, man dazu aber sowieso 60 Prozent Infizierte benötige. „Davon sind wir weit entfernt“, so Puchhammer. Österreich hatte aber ja auch nie eine Herdenimmunisierung angestrebt. Auf die Frage, ob das Virus einfach wieder verschwinden könne, wie 2003 das SARS-Virus, erklärte Puchhammer außerdem, dass sich bei den beiden Viren die Übertragungswege unterscheiden. Das neuartige Coronavirus werde uns also vermutlich bleiben. Die Bevölkerung werde aber wahrscheinlich über die Jahre einen Schutz aufbauen.