Immer mehr Frauen berichten von Unregelmäßigkeiten bei ihrem Zyklus nach der Covid-Impfung. Wir haben beim Gynäkologen nachgefragt, ob und in welchem Ausmaß Zyklusschwankungen tatsächlich möglich sind.

Auf einen möglichen Zusammenhang machte zuerst eine Professorin für Anthropologie aus Illinois über Twitter aufmerksam. Die Reaktionen auf den Tweet führten zu einer weltweiten wissenschaftlichen Umfrage.

Sind Menstruationsbeschwerden noch unbekannte Impfreaktion?

In letzter Zeit mehren sich die Berichte von Frauen, sie hätten nach der Covid-Impfung mit Unregelmäßigkeiten im Zyklus zu kämpfen. Erste Vermutungen über Zusammenhänge von Impfung und Zyklusstörungen wurden aufgrund eines Tweets der Professorin Kathryn Clancy im Frühjahr ausgelöst. Die Professorin für Anthropologie an der University of Illinois teilte ihre Erfahrungen damals via Twitter mit. Wegen der Reaktionen auf ihren Tweet wurde dann im Anschluss ein Fragebogen über die University of Illinois erstellt, bei der jeder weltweit teilnehmen kann.

Wir haben nachgefragt, was es mit den Zyklusschwankungen auf sich hat

Sogar in unserem eigenen Umfeld hören wir, dass Frauen einen Zusammenhang zwischen der Covid-19 Impfung und einem plötzlich unregelmäßigen Zyklus beobachten. Deshalb haben wir beim Santé Femme Team nachgefragt, ob ein Zusammenhang wirklich möglich ist.

1. Anfragen zu Unregelmäßigkeiten im weiblichen Zyklus häufen sich

„Tatsächlich haben sich die Anfragen zu dem Thema bei uns gehäuft“, erzählt uns Dr. Julian Marschalek. Allerdings gäbe es momentan keinerlei Hinweise, dass die Ursache der Unregelmäßigkeit die Covid-Impfung selbst ist. Menstruationsschwankungen wurden schon in der Vergangenheit mit anderen Impfungen in Verbindung gebracht und untersucht. Beispielsweise vermutete man einen Zusammenhang der HPV-Impfung und Menstruationsstörungen. Eine japanische Studie zur HPV-Impfung untersuchte dafür 29.000 Teilnehmerinnen, die Ergebnisse blieben allerdings unauffällig.

2. Zyklusstörungen sind meist bedenkenlos

Dr. Julian Marschalek betont: „Zyklusunregelmäßigkeiten sind meist bedenkenlos. Nur bei anhaltenden Zyklusstörungen sollte ein Arzt zur Rate gezogen werden“. Also bleibt die Regelblutung über drei Monate aus oder sie tritt mehr als zweimal pro Monat auf, dann vereinbart einen Termin bei eurem Frauenarzt.

3. Es gibt Faktoren, die Zyklusstörungen begünstigen

Es gibt einige Faktoren, die dazu führen können, dass der Zyklus aus dem Gleichgewicht gerät. Dabei spielen zum Beispiel körperliche Betätigung oder Sport, aber auch eure Ernährung oder Schlafqualität eine Rolle. Was wir auch nicht unterschätzen dürfen: Der seelische Stress, dem wir ausgesetzt waren, besonders in Bezug auf die Ausnahme-Situation in der Pandemie. Hier reiht sich auch die Impfung ein. Denn auch die Impfung kann sowohl seelische als auch körperliche Belastungen auslösen. „Dies führt dazu, dass sich der Menstruationszyklus kurzfristig verändern kann„, erklärt der Gynäkologe.

4. Seit der Pandemie kämpfen Frauen vermehrt mit Zyklusschwankungen

Der Gynäkologe beobachtete selbst, dass sich Frauen in der Pandemie häufiger an ihn wendeten, weil sie mit Zyklusschwankungen zu kämpfen hatten. In Zeiten des Lockdowns und Social Distancing rückte der eigene Körper in den Vordergrund. Auf diese Weise wurde dem Körper mehr Beachtung geschenkt, sodass Veränderungen in der Regel sichtbarer wurden.

5. Auch eine Covid-Infektion hat Auswirkungen auf den Menstruationszyklus

Auch eine Covid-Infektion selbst kann Auswirkungen auf den Zyklus haben„, erklärt uns Dr. Julian Marschalek. Dafür hat eine Studie aus dem Jahr 2020 die Eckdaten des Menstruationszyklus bei 177 Frauen mit Covid-Infektion untersucht. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass die Infektion zu Veränderungen beim Zyklus führen kann, besonders in Bezug auf die Blutmenge und -dauer.