Dieser kuriose Fall aus der Medizin sorgt jetzt für Schlagzeilen: Bei einer Operation in einem deutschen Spital lässt ein Arzt spontan eine Reinigungskraft assistieren. Die Frau hatte keine medizinische Ausbildung. 

Der Chirurg wurde deshalb entlassen.

Chirurg lässt Reinigungskraft bei Zehen-OP assistieren

Wem eine Operation bevorsteht, der braucht eine Menge Vertrauen in das Spital. So müssen sich Patient:innen einfach darauf verlassen können, dass das behandelnde Personal ganz genau weiß, was zu tun ist. In einem Spital in der deutschen Stadt Mainz war dies aber bei zumindest einer Operation nicht der Fall. Dort assistierte nämlich eine Reinigungskraft bei einer Zehenoperation. Ja, ihr habt ganz richtig gelesen.

Wie Allgemeine Zeitung berichtet, ist das Ganze aber bereits im Jahr 2020 passiert. Einem 80-jährigen Patienten sollte unter örtlicher Narkose der kleine Zeh amputiert werden. Dabei handelt es sich eigentlich um einen Routineeingriff, der nicht selten von einem einzigen Chirurgen durchgeführt wird. An diesem Tag waren eigentlich zwei Ärzte für die OP eingeteilt. Doch die beiden Chirurgen, die den Eingriff ursprünglich durchführen sollten, wurden zu einem Notfall gerufen. Also sprang ein dritter Arzt stattdessen ein.

Putzhilfe hielt Bein des Patienten fest

Als der Patient während der örtlichen Narkose plötzlich unruhig wurde, rief der Chirurg die Reinigungskraft einer externen Reinigungsfirma als OP-Assistenz. Die Putzkraft habe dann das Bein des Patienten festgehalten und dem Chirurg auch Instrumente gereicht.

Öffentlich bekannt wurde der Fall erst jetzt, da mehrere Medien vor wenigen Tagen zu dem Fall berichtet hatten. Daraufhin berief die Unimedizin eine spontane Pressekonferenz ein und die Klinik bezog Stellung zu dem Fall. „Das hätte nicht passieren dürfen“, bedauert Professor Norbert Pfeiffer – Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin – das „Fehlverhalten und Versagen des Fach- und Oberarztes“ bei der PK.

Arzt hatte „Blackout“

Die Universität rechtfertig sich damit, dass es sich um ein „Blackout“ und ein „individuelles Versagen“ gehandelt habe. Pfeiffer betont auch, dass es richtig gewesen wäre, einen Kollegen zu informieren. „Es wäre einfach gewesen, das Richtige zu tun: einen Kollegen oder das OP-Management hinzuzurufen.“ Der Vorfall habe sich nämlich nicht spätnachts ereignet, sondern am späten Nachmittag. „Da waren entsprechende Personen noch im Haus“, so der Vorstandsvorsitzende bei der PK.

Gleichzeitig stellt Pfeiffer aber auch klar, dass die Reinigungskraft „nicht selber Hand angelegt“ habe: „Es hat nicht eine Reinigungskraft jemanden operiert.“ Der Patient habe auch keinen Schaden davon getragen. Ob die Person auf dem OP-Tisch je von dem Vorfall erfahren hat, ist nicht klar. Für den ausführenden Arzt hatte die Aktion jedenfalls Folgen. Die Klinik habe das Arbeitsverhältnis zu dem Oberarzt bereits aufgelöst. Auch die externe Reinigungskraft sei nicht mehr im OP eingesetzt worden.