Eine Schwangerschaft abzubrechen, bedeutet nicht, sich ewig schlecht fühlen zu müssen oder das Trauma der Abtreibung nicht überwinden zu können.

Die Gesellschaft übermittelt jedoch oft genau dieses Bild.

Abtreibung hat negatives Stigma

Dem Stigma gehört ein Ende gesetzt und gezeigt, dass eine Abtreibung nicht bedeutet, sich von seiner psychischen Gesundheit verabschieden zu müssen. Denn in den USA spitzt sich die Situation immer weiter zu: Es wird versucht, in mehreren Bundesstaaten Abtreibungen zu illegalisieren. Auch die Gesetzesgebung änderte sich an mehreren Orten bereits. Der neue Gesetzesentwurf in Ohio plant zum Beispiel, dass Eileiterschwangerschaften in Zukunft nicht abgetrieben, sondern umgepflanzt werden. Und das, obwohl Eileiterschwangerschaften nicht nur lebensbedrohlich sind, sondern eine Umpflanzung laut Experten medizinisch gesehen eigentlich sogar unmöglich ist.

Abtreibungsgegner bezeichnen Schwangerschaftsabbrüche nicht selten als Babymord, protestieren auf den Straßen für die Rechte des Embryos und meinen, Frauen geht es nach einer Abtreibung schlecht. So schlecht, dass es sehr lange dauert, bis die Frau über die Abtreibung hinwegkommt. So schaffen es Abtreibungsgegner, Angst zu machen, ohne, dass dafür Hinweise, Daten oder Studien vorliegen – bis jetzt. Eine neue Studie zeigt nämlich, dass 95 Prozent der Frauen ihre Abtreibung nicht bereuen.

Um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, wie sich eine Abtreibung äußert und was es mit einer Beziehung macht, haben wir mit zwei Paaren gesprochen, die abgetrieben haben. Pärchen, die gemeinsam die Zeit einer Abtreibung erlebt haben, erzählen von ihren Erfahrungen damit.

Sofia (23) und Mark (23)

Sofia und Mark sind seit zwei Jahren zusammen. Als sie schwanger wurden, kannten sie einander noch nicht sonderlich lange. Sie verliebten sich jedoch schnell und es war beiden klar, wenn Sofia abtreibt, dann ist das ein Schwangerschaftsabbruch für beide, nicht nur für sie.

Als Sofia schwanger wurde, beschlossen sie, das Kind nicht zu bekommen. Beide fühlten sich nicht bereit dafür, studierten noch und standen nicht mit beiden Beinen im Leben. „Ich weiß noch, als ich Mark den positiven Schwangerschaftstest gezeigt habe. Es war für uns beide gleich klar, dass es zu früh ist. Also entschieden wir uns gegen die Schwangerschaft und für eine Abtreibung – gemeinsam.“

Die Zeit um die Abtreibung war emotional, teilweise schwierig und herausfordernd. Aber sie schafften es, wuchsen sogar noch mehr zusammen. Mark glaubt, dass ihre Beziehung durch die Abtreibung gewachsen ist. Sie lernten sich, nachdem sie erst kurz zusammen waren, auf eine ganz andere Art und Weise kennen. „Ich hatte Angst, dass wir daran zerbrechen. Man hört so oft, dass eine Abtreibung eine Entscheidung ist, die einen ein Leben lang begleiten wird. Dass es nicht nur etwas Negatives ist, wird außen vor gelassen“, so Mark. Beide sind sich sicher, dass es die richtige Entscheidung war. Zwar war diese Zeit nicht einfach, dennoch schafften sie es schnell, die Abtreibung anzunehmen und damit umzugehen. Eine Sache, die durch die Gesellschaft für beide schwieriger gestaltet wurde, als es eigentlich notwendig war.

Hannah (25) und Leon (22)

Hannah wurde schwanger und wusste, es ist zu früh. Leon war derselben Meinung, also beschlossen auch sie, abzutreiben. Heute wissen sie, dass es ein Fehler war, ihrer Familie davon zu erzählen. Aber sie brauchten Geld, immerhin kostet eine Abtreibung in Österreich viel. Vor allem, wenn man noch Student ist.

Sie weihten ihre Eltern ein und baten sie um Geld. Zu diesem Zeitpunkt war die Abtreibung zwar eine Entscheidung, die schwerwiegend war, aber keine, die beide in vollkommene Verzweiflung stürzte. Hannah ist sehr selbstbestimmt, Leon auch. Die Eltern der beiden fand jedoch, durch die Abtreibung würde ein unschuldiges Kind sterben. Sie verwehrten den beiden Geld und meinten, für eine Schwangerschaft fühlt man sich nicht bereit, man wird es einfach.

„Damit wir uns die Abtreibung leisten konnten, lebten wir nur von Reis und baten unsere Freunde, uns zu helfen. Zu wissen, dass man nur durch Geld solch eine Entscheidung frei treffen darf, war schwierig“ so Hannah. Schlussendlich schafften sie es, genügend Geld zu sammeln und Leon verbrachte während der Abtreibung jede Sekunde mit Hannah. Heute, ein Jahr nach dem Schwangerschaftsabbruch, reden sie immer noch darüber – hin und wieder. Bereut haben sie ihre Entscheidung jedoch nie.

Falls du abtreiben möchtest, aber nicht weißt, an wen du dich wenden solltest, gibt es Beratungsstellen, die dir dabei helfen.