Um Schauspieler:innen ein möglichst angenehmes Gefühl während Sex-Szenen zu geben, gibt es eigene Intimitätskoordinatoren. Auf einer Universität in Großbritannien gibt es jetzt einen Studiengang, der Studierende genau dazu ausbildet.

Ins Leben gerufen von der Intimitätkoordinatorin Ita O’Brien, die bereits am Set von „Normal People“ zum Einsatz kam.

Britische Uni: Intimitätskoordinatoren als Master-Studium

Die #metoo-Debatte hat so einiges losgetreten und teilweise auch für eine positive Veränderung in der Film- und Serienbranche gesorgt. Denn seither gibt es bei vielen Produktionen eigene Intimitätskoordinatoren, die dafür sorgen, dass Sex-Szenen möglichst ohne unangenehme Momente ablaufen. Da es allerdings noch immer zu wenig ausgebildete Menschen in diesem Bereich gibt, wird es auf der britischen University of East Anglia ab September einen eigenen Masterstudiengang dazu geben.

Studierende sollen dabei lernen, wie man beim Drehen von Sex-Szenen so damit umgeht, dass sich dabei niemand unwohl fühlt. Schauspieler:innen sowie Regisseur:innen sollen durch die Arbeit der Intitmitätskoordinatoren darauf vorbereitet werden, wie sie sich verhalten sollen bzw. was sie tun können, um eine unangenehmen Situationen zu vermeiden. Damit alle Anwesenden auch möglichst viel von der Praxis lernen, führt Ita O’Brien, Intimitätskoordinatorin der BBC-Serie „Normal People“, durch die Kurse.

„Ein Weg, dem man in der Branche vertrauen kann“

Innerhalb von zwei Jahren sollen die Studierenden alles über die Machtdynamik zwischen Darsteller:innen und Produzent:innen lernen. Auch die Zustimmung und Grenzen sowie die beste Art, Kleidung zu verwenden, um den Intimbereich von Schauspieler:innen zu bedecken, stehen im Lehrplan. Wie O’Brien gegenüber The Times erzählt, gibt es so vieles, was man rund um dieses Thema noch nicht weiß. Es sei daher unbedingt notwendig, Menschen zu diesem speziellen Topic auszubilden.

„Es ist eine wirklich komplexe Aufgabe und es ist wichtig, dass es einen Weg gibt, dem man in der Branche vertrauen kann“, so O’Brien. „Ich möchte, dass die Rolle des Intimitätskoordinators und die Umsetzung der Intimitätsrichtlinien [am Set] einfach Pflicht sind“. Billig ist der Spaß allerdings nicht. Denn die Uni verlangt alleine nur für das erste Studienjahr 15.000 Pfund.

Job alles andere als „irrelevant“

Die Koordinatorin, die auch am Set von „It’s A Sin“ und „Lady Chatterly’s Lover“ gearbeitet hat, möchte außerdem sicherstellen, dass die Standards für diesen neuartigen Job beibehalten und keinesfalls geschmälert werden. Selbsternannten Expert:innen, die meinen, es bräuchte keine Intimitätskoordinatoren, will sie damit das Gegenteil beweisen.

Kürzlich hat etwa Sir Ian McKellen für Aufsehen gesorgt. Denn der „Herr der Ringe“-Star bezeichnete diesen Job in aller Öffentlichkeit als „irrelevant“. Das würde „die pure Form“ des modernen Theaters zerstören. Mittlerweile gebe es schon zu viele Menschen am Filmset, die den Schauspieler:innen „im Weg stehen“, so die Meinung des Schauspielers. Ob der neue Studiengang großen Anklang findet, macht sich bald bemerkbar. Ab sofort sind die Anmeldungen dafür möglich.