Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Nach über zehn Jahren Verhandlungen hat sich die EU nun geeinigt: Handys und zahlreiche andere Elektrogeräte müssen in der EU ab Mitte 2024 einen einheitlichen Ladestecker haben. Heißt: Der Kabelsalat in der Schublade dürfte tatsächlich bald Geschichte sein!

Der große Verlierer im Kampf gegen das Kabel-Wirrwarr? Apple!

EU-Parlament einigt sich auf einheitliche Ladekabel

Wir alle kenne sie: Diese eine Schublade, Kiste, Box oder was auch immer mit gefühlt 1000 verschiedenen Anschlusskabeln für diverse Elektrogeräte. Kaum einer weiß, welches Kabel zu welchem Gerät gehört, und doch behält man sie – einfach sicherheitshalber. Tja, damit dürfte jetzt bald Schluss sein. Denn: Das einheitliche Ladekabel kommt … ja, diesmal wirklich!

Schon seit vielen Jahren diskutiert das EU-Parlament über einheitliche Ladekabel. Bereits vor mehr als zehn Jahren brachte die Kommission die Ladekabel-Frage erstmals auf den Plan. Zu einem konkreten Ergebnis gelangten die Unterhändler im Parlament allerdings nicht: Zumindest bis jetzt!

Nun löst die EU ihr schon vor Jahren abgegebenes Versprechen ein, dass elektronische Geräte auf einheitliche Weise geladen werden können. Ab Herbst 2024 müssen neue tragbare elektronische Geräte mit Akku eine USB-C-Buchse besitzen. Darauf haben sich die Unterhändler von EU-Parlament, Mitgliedstaaten und EU-Kommission am Dienstag geeinigt.

Weniger Elektroschrott

Die neue Regel soll auf der einen Seite uns, den Verbrauchern, helfen, denn ein einheitliches Kabel zu verwenden, ist komfortabler und auch billiger. Auf der anderen Seite soll so Elektronikschrott vermieden werden. Kundinnen und Kunden sollen außerdem selbst entscheiden können, ob sie ein neues Gerät mit oder ohne Ladegerät kaufen möchten.

Die vollständige Liste der betroffenen Geräte beinhaltet:

  • Mobiltelefone
  • Tablets
  • E-Reader
  • Ohrhörer
  • Kopfhörer
  • Headsets
  • tragbare Videospielkonsolen
  • tragbare Lautsprecher
  • Digitalkameras
  • Keyboards
  • Computermäuse
  • Navigationsgeräte
  • Smartwatches
  • elektronisches Spielzeug
  • Laptops – für sie gilt die USB-C-Pflicht allerdings erst in rund dreieinhalb Jahren

Produkte, die zu klein für einen USB-C-Anschluss sind, dürfen auch weiterhin ohne einen solchen verkauft werden.

Was ist mit Apple?

Und jetzt, die Frage aller Fragen: Wird Apple mitziehen? Ja, auch iPhones müssen künftig mit einem Standardstecker aufgeladen werden können. Das kommende Gesetz ist in dieser Hinsicht ein echter Durchbruch. Denn die verpflichtende Vereinheitlichung der Ladekabel dürfte tatsächlich primär Apple treffen. Der Konzern hatte sich jahrelang gegen das Gesetz gestemmt. Fast alle anderen Smartphone-Hersteller setzen schon seit Jahren auf USB-C, während iPhones immer noch per Lightning-Anschluss aufgeladen werden müssen. Die langjährige Argumentation von Apple: Es behindere Innovation.

Für den kalifornischen Technologiekonzern dürfte es nun teuer werden, zwei Versionen seiner Handys zu produzieren – eine mit USB-C für Europa und eine mit Lightning für den Rest des Planeten. Um das neue Gesetz zu umgehen, könnte Apple daher einen drastischen Schritt wagen – und gänzlich auf einen physischen Ladeanschluss verzichten. Die Aufladung könnte dann ausschließlich drahtlos passieren.