Beeinflusst das Geschlecht des Kindes die Stabilität der Beziehung seiner Eltern? Eine groß angelegte Studie besagt, Paare mit Töchtern lassen sich häufiger scheiden als Paare mit Söhnen.

Der Unterschied kommt allerdings erst zum Tragen, wenn die Kinder Teenager sind.

Warum Töchter der Beziehung der Eltern gefährlich werden könnten

Was die Ursachen für Scheidungen in der Statistik angeht, sind Töchter schon länger in Verruf geraten. Seit den 1980er Jahren wollen uns mehrere in Amerika durchgeführte Studien den Beweis dafür liefern, dass eine Erstgeborene die Wahrscheinlichkeit einer späteren Trennung erhöhen soll. Zu damaliger Zeit spekulierten die Forscher, dass diese Ergebnisse durch eine „Sohnpräferenz“ zum Ausdruck käme. Bitte what?! Männer währen also eher dazu veranlasst in einer zu Ehe bleiben, wenn diese zuerst einen Sohn hervorgebracht hat.

In extremster Form zeigt sich die „Sohnpräferenz“ übrigens heute noch in Ländern wie China, Nordkorea, Indien und Pakistan in Form von selektiver Abtreibung oder Kindstötung weiblicher Nachkommen. Weibliche Säuglinge, Mädchen und Frauen werden sowohl bei der Ernährung als auch bei der Gesundheitsversorgung benachteiligt. Im Amerika der 80er vermuteten die Wissenschaftler aber vielmehr, dass Väter zu ihren Söhnen eine engere Bindung hätten und ihnen demzufolge mehr Zuwendung geben würden.

Das erhöhte Risiko kommt erst im Teenageralter von Töchtern zum Tragen

Wie der „The Economist“ berichtet, entlarvt eine nun groß angelegte Studie diese Vermutung. Jan Kabatek von der University of Melbourne und David Ribar von der Georgia State University in Atlanta bestätigen in „Daughters and Divorce“ zwar, dass eine Erstgeborene das Risiko einer Scheidung der Eltern dieses Kindes erhöht (Wir können es immer noch nicht fassen!). Im Gegensatz zu den früheren Arbeiten beschäftigte sich ihre Studie aber auch mit den Auswirkungen des Alters des Mädchens. So wurde festgestellt, dass das Risiko bei einer Scheidung von Eltern einer Tochter nur in den Teenagerjahren eines erstgeborenen Mädchens auftritt.

Bevor die Töchter 12 Jahre alt sind, sind diese nicht mehr mit der Trennung von Paaren verbunden als Söhne. Im Alter zwischen 13 und 18 Jahren trennten sich 10,7 Prozent der Eltern mit erstgeborenen Jungen. Bei den Eltern mit erstgeborenen Mädchen waren es 11,3 Prozent. Laut Forscher liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Scheidung bei Eltern mit erstgeborenen Töchtern bei rund 4 Prozent, bei Söhnen bei rund 9 Prozent – das ergibt also eine um 5 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, dass sich Eltern von Töchtern scheiden lassen. Die Tatsache, dass das Trennungsrisiko altersspezifisch ist, lässt demnach eine andere Vermutung nahe liegen. „Wenn Väter wirklich eher abhauen würden, weil sie Söhne bevorzugen, würden sie sicherlich nicht 13 Jahre darauf warten“, begründet Dr. Kabatek seine Forschungsergebnisse.

Mehr Meinungsverschiedenheiten über die Kindererziehung sollen der Grund sein

Vielmehr vermuten die Forscher, dass sich Eltern mehr über die Erziehung von Töchtern im Teenageralter als über Söhne im Teenageralter streiten berichtete die im Economic Journal veröffentlichte Studie. Die von Kabatek angelegte zehnjährige Studie untersuchte zwei Millionen Ehen in den Niederlanden. Zwar wurde kein kausaler Zusammenhang zwischen Mädchen und Scheidung hervorgehoben, aber eine Umfrage ergab, dass Eltern von Teenager-Töchtern mehr Differenzen in Sachen Erziehung vermeldeten.

Das erhöhte Scheidungsrisiko bestand übrigens nicht, wenn der Vater zusammen mit einer Schwester aufwuchs. Dies galt sowohl für verheiratete als auch für zusammenlebende Paare.