Im Mai ist die Ukraine zum Sieger des diesjährigen Eurovision Song Contest gekürt worden. Gleichzeitig stellte sich aber auch die Frage, wo – angesichts des Kriegs – der nächste Wettbewerb stattfinden soll. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) stellt jetzt klar: 2023 wird der ESC nicht im Siegerland ausgetragen.

Kiew ist mit dieser Entscheidung ganz und gar nicht zufrieden und fordert Gespräche.

Kein Song Contest im Siegerland

Während fast ganz Europa mit dem ESC-Sieg der Ukraine die Solidarität gegenüber dem kriegsgebeutelten Land gefeiert hat, stand gleichzeitig auch eine Frage im Raum: Wo soll der Song Contest 2023 stattfinden? Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verkündete nach dem Sieg der Band Kalush Orchestra im Nachrichtenkanal Telegram: „Unser Mut beeindruckt die Welt, unsere Musik erobert Europa! Im nächsten Jahr empfängt die Ukraine den Eurovision! Zum dritten Mal in unserer Geschichte.“

Doch die EBU hat diesem Vorhaben jetzt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn nach zahlreichen Gesprächen und Analysen mit dem ukrainischen Rundfunksender UA:PBC hinsichtlich der gewährleisteten Sicherheit, sei man zu einem eindeutigen Entschluss gekommen. In einem Statement der Rundfunkunion heißt es daher: „Die Sicherheit und Garantie, die ein Fernsehsender bieten muss, um den Eurovision Song Contest nach den Regeln des ESC auszurichten, zu organisieren und zu produzieren, kann UA-PBC nicht gewährleisten.“ Man teile die Enttäuschung darüber, wie es weiter heißt.

Zuerst wollte man sich erst im Herbst festlegen, doch aufgrund des hohen Planungs- und Vorbereitungsaufwands fiel die Entscheidung bereits jetzt.

Findet der ESC 2023 in Großbritannien statt?

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein anderes Land als Austragungsort einspringt, wenn es auch nur sehr selten vorkommt. Einer der Gründe war Geldmangel, da die Ausrichtung eines ESCs einen unheimlich großen finanziellen sowie organisatorischen Aufwand bedeutet. Doch wenn es um Kriegsangriffe geht, dann spielt die Sicherheit eine umso größere Rolle. Im Gespräch für die Show 2023 soll jetzt jedenfalls Großbritannien sein. Immerhin landete der britische ESC-Teilnehmer Sam Ryder mit seinem Song „Space Man“ auf Platz zwei.

Schon während des Song Contest gab es Spekulationen, dass das bestplatzierte Land der „Big Five“, also der größten EBU-Einzahler (Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien), für die Ukraine einspringen könnte. Laut Voting ging dieser Platz ganz klar an Großbritannien. Die Briten wären bereit, wie es heißt. „Wir würden alles daransetzen, um sicherzustellen, dass die reiche Kultur, das Erbe und die Kreativität der Ukraine sich im überbordenden Ausmaße widerspiegelt“, versicherte ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson.

Aber auch Schottland zeigt großes Interesse daran, den ESC kommendes Jahr auszurichten. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon könne sich einen perfekten Veranstaltungsort am Ufer des Flusses Clyde vorstellen, wie sie auf Twitter schrieb. Damit spielte sie offenbar auf die schottische Großstadt Glasgow an.

Kiew wehrt sich gegen Entscheidung

Für die ukrainische Regierung ist hier noch nicht das letzte Wort gesprochen. „Die Ukraine ist mit der Art der von der Europäischen Rundfunkunion getroffenen Entscheidung nicht einverstanden“, wie Kulturminister Olexandr Tkatschenko erklärt „Wir fordern weitere Verhandlungen zur Austragung des Eurovision-2023 in der Ukraine.“