Eine Nobelpreisträgerin, eine Ex-Regierungschefin und Menschenrechtsaktivisten arbeiten nun für Facebook. Sie sind die ersten Mitglieder eines unabhängigen Aufsichtsgremiums, das über strittige Inhalte in dem Online-Netzwerk entscheiden soll.

Dem Gremium gehören unter anderem die frühere dänische Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt und die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman an, wie Facebook am 6. Mai mitteilte. Sie sollen künftig entscheiden, ob umstrittene Inhalte auf Facebook bleiben können oder nicht.

Facebook: Aufsichtsgremium soll entscheiden, was bleiben darf und was nicht

Schon länger verbringen die meisten von uns einen Großteil ihrer Zeit auf Social Media. Doch besonders während der Pandemie spielt sich das soziale Leben vorwiegend online ab. Denn gerade in Krisenzeiten seien soziale Netzwerke eine große Hilfe für Menschen, erklärte Facebook. Zugleich könnte man aber über das Netz „hasserfüllte, schädliche und betrügerische“ Äußerungen verbreiten. „In den vergangenen Jahren ist die Frage, welche Inhalte bleiben und welche entfernt werden sollten, und wer darüber entscheiden sollte, für die Gesellschaft zunehmend dringlich geworden.“

Nun soll erstmals das unabhängige Gremium endgültige und bindende Entscheidungen darüber treffen, was bleibt und was entfernt wird. „Das ist eine große Sache. Wir errichten ein neues Modell für die Leitung von Plattformen“, erklärte Helle Thorning-Schmidt. Die ehemalige dänische Premierministerin ist eines der Mitglieder des Gremiums.

Leitlinie für ähnliche Fälle

Weil das Gremium unmöglich alle strittigen Inhalte genauer betrachten könne, soll es übrigens vor allem besonders hervorstehende Fälle prüfen. Die Entscheidungen des Gremiums könnten Facebook dann als Leitlinie für ähnlich gelagerte Fälle dienen. „Wir sind nicht die Internet-Polizei“, betonte der ehemalige US-Bundesrichter Michael McConnell. Der Experte für Religionsfreiheit ist ebenfalls Gremiumsmitglied.

Nutzer sollen das Gremium übrigens in der ersten Phase bei einer aus ihrer Sicht ungerechtfertigten Löschung von Inhalten einschalten können. Später soll es dann auch um die Forderung nach Entfernung von Inhalten anderer Leute oder um gelöschte Gruppen und Facebook-Seiten gehen. Zugleich kann Facebook selbst das Gremium bei diversen Fragen zum Umgang mit Werbung, Gruppen oder Seiten anrufen.