Als Ryan Millen kurzfristig Tickets für das britische Creamfields-Festival kauft, ahnt er nicht, dass sein Festivaltrip eine ganz besondere Aufgabe beinhaltet: Er verstreut die Asche eines Suizid-Opfers auf dem Festivalgelände.

Die Asche wurde während einem Set von Tiësto aus einer Konfetti-Kanone geschossen.

Memorial-Banner am Festivalgelände

Ryan Millen wollte eigentlich nur spontan Tickets für das Creamfields-Festival kaufen. Sein Cousin und er fanden schließlich zwei Karten. Um sie zu authentifizieren, kontaktierten sie den Verkäufer und erfuhren von der tragischen Geschichte hinter den Tickets. Denn am Telefon ist der Vater von Stuart Mitchell.

Mitchell hat sich Ende Juli das Leben genommen, deshalb verkaufte die Familie jetzt seine Festivalkarten. „Das hat uns beide zutiefst erschüttert, und so beschlossen wir mit dem Segen seiner Familie, dass es nur richtig war, ein Banner mit seinem Bild drucken zu lassen, den wir mitnehmen konnten, damit sein Geist immer noch da sein würde“, schreibt Millen in einem Facebook-Post.

Familie möchte Asche am Gelände verstreuen

Als er dann schließlich die Tickets zugesandt bekommt, erhält er zusätzlich einen Brief von Stuart Mitchells Familie. In diesem ist ein kleines Behältnis mit seiner Asche. „Ich wäre sehr dankbar, wenn ihr sie irgendwo auf Creamfields verstreuen könnten, damit er wirklich ein letztes Mal dort war“, heißt es in dem Brief.

Doch statt die Asche nur auf dem Feld zu verstreuen planen Ryan Millen und sein Cousin eine Aktion der Extraklasse. Mit dem Banner und der Asche ausgestattet kontaktieren die beiden die Festival-Organisatoren und erzählen ihnen die Geschichte. Diese sind scheinbar sehr ergriffen und lassen Millen zeitweise sogar Backstage und auf die Bühne, um den Banner aufzuspannen. Ein Organisator hat schließlich die Idee, die Asche in eine Konfettikanone zu füllen.

Asche bei Tiësto-Set verstreut

Millen nennt die Aktion „etwas, das uns beide völlig umgehauen hat und weit über alles hinausging, was wir uns je hätten träumen lassen.“ Denn die Asche wird schließlich während des Sets von Tiësto – der als Headliner auf dem Festival ist – aus der Konfettikanone gefeuert. 70.000 Menschen sind anwesend, als der Wunsch von Stuart Mitchells Familie erfüllt wird. Das Besondere: Stuart war selbst großer Tiësto-Fan. Auf seiner Beerdigung spielte die Familie deshalb den Song „Adagio for Strings“. Ryan Millen wusste davor übrigens nichts von Stuarts Begeisterung für den DJ.

Das Erlebnis hat Ryan Millen und seinen Cousin nachhaltig berührt und beeinflusst. Die beiden starteten daraufhin eine GoFundMe-Kampagne, um eine Gedenkstätte für Stuart Mitchell einrichten zu können. Das restliche Geld soll Hilfsorganisationen zur Suizidprävention und -aufklärung gespendet werden. „Stuart Mitchell, wir fühlen uns geehrt, dass wir helfen durften, deine Reise mit uns zu beenden“, schreibt Millen auf der GoFundMe-Seite. „Du wirst für immer ein Teil einer deiner Lieblingsorte sein. Ein Teil von dir wird immer bei Creamfields sein.“


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