Frauen leisten während der Pandemie dreimal so viel unbezahlte Haus- und Pflegearbeit wie Männer. Und das in jedem Land auf der Welt. Dreimal so viel! Wir schreiben das Jahr 2020!

Im weltweiten Durchschnitt arbeiteten Männer um 1,7 Stunden pro Tag im Haushalt oder pflegten Angehörige. Frauen hingegen gingen dieser unbezahlten Arbeit 4,2 Stunden lang nach.

In keinem Land gibt es Gleichstellung

Wenn es um die Gleichstellung der Geschlechter geht, spalten sich die Meinungen. Die einen finden, Frauen wären schon längst gleichberechtigt und hätten gar keinen Grund mehr, sich aufzuregen. Die anderen wiederum sehen sehr wohl noch große Unterschiede zwischen Frau und Mann, besonders wenn es um Gehalt, Kindererziehung, dem Bild der Frau in den Medien und Frauen in Machtpositionen geht. Von jenen, die der Meinung sind, Frauen und Männer hätten ihre fixierten Rollen in der Gesellschaft und so müsse es nun einmal sein, möchten wir hier gar nicht erst anfangen.

Wir befinden uns mittlerweile in der vierten Welle von Frauenbewegungen. Die neue Welle, die etwa um 2012 herum begann, konzentriert sich auf Empowerment der Frauen vor allem im Zeitalter des Internets. Die momentane feministische Bewegung fordert, dass Frauen ihren Lebensentwurf frei wählen dürfen, frei von Klischees, traditionellen Rollenbildern oder sogar radikal-feministischen Vorstellungen. Etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte und dennoch weit davon entfernt ist. Denn noch immer scheint sich die Gesellschaft vor allem auf das weibliche Geschlecht zu stützen, wenn es um unbezahlte Arbeit wie Pflege oder Haushalt geht. Viel zu selbstverständlich ist es die Frau, die sich kümmert. Viel zu selbstverständlich ist es die Frau, die jene Arbeit leistet, die von der Gesellschaft gar nicht als Arbeit angesehen wird, weil sie unentgeltlich ist. Und nein, diese Rollenverteilung ist kein Phänomen, das nur mehr in Entwicklungsländern vorherrscht und das in Industrieländern lediglich in historischen Dokumentationen vorkommt.

Wie ein UNO-Bericht nun zeigt, erledigen Frauen auf der ganzen Welt durchschnittlich dreimal so viel unbezahlte Haushalt- und Pflegearbeit wie Männer. Und kein einziges Land auf diesem Planeten hat es bisher geschafft, die Gleichstellung der Gesellschaft zu erreichen.

Corona-Krise bedroht Fortschritte

Männer arbeiteten im weltweiten Durchschnitt 1,7 Stunden pro Tag im Haushalt und pflegten Angehörige, Frauen taten das aber 4,2 Stunden lang. Noch größer ist der Unterschied in Nordafrika und Westasien. Denn dort würden Frauen laut UNO siebenmal mehr unbezahlte Arbeit erldeigen als Männer. Insgesamt wurde während der Corona-Pandemie mehr unbezahlte Arbeit geleistet als zuvor. Zudem hätten im Jahr 2020 nur 47 Prozent der Frauen im arbeitsfähigen Alter einen Job gehabt. Bei den Männern waren es 74 Prozent. Dieser Unterschied sei seit 1995 übrigens relativ konstant. Fortschritt? Fehlanzeige. Generell blieben Fortschritte zur Gleichberechtigung aber schwer fassbar, erklärte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres. „Kein Land hat die Gleichstellung der Geschlechter erreicht, und die Covid-19-Krise droht, das begrenzt Erreichte zu untergraben“, so Guterres.

Frauen auf Entscheiderebene in der Unterzahl

Auch auf der Entscheiderebene sind Frauen dem Bericht zufolge weiterhin klar in der Unterzahl. Manager-Positionen seien nur zu 28 Prozent weiblich besetzt. Von den untersuchten Firmen hätten zudem nur 18 Prozent Geschäftsführerinnen.

Die ungleiche Verteilung unbezahlter Arbeit hat auch Auswirkungen auf die realen Einkommens- und Besitzverhältnisse. Viele Frauen müssen Teilzeit arbeiten, um ihre zusätzliche Arbeit wie Kinderbetreuung erledigen zu können. Aber auch wenn sie wieder in Vollzeitjobs zurückkehren, verdienen sie deutlich weniger als Männer. Laut einer Studie der Hilfsorganisation Oxfam, sei die unbezahlte Arbeit des weiblichen Geschlechts übrigens 10.9 Billionen Euro wert. So viel verdient die Gesellschaft also an Frauen. Eine Gesellschaft, in der Frauen selbst aber noch immer weniger verdienen als Männer.