Waaaas, schon wieder ein Jahr rum? Das bedeutet für viele, es wird wieder Zeit für den jährlichen Gynäkologen-Check. Nicht gerade der beliebteste Arztbesuch, aber gerade hier sollten wir alle über unseren Schatten springen und den Gang zu DEM STUHL wagen…und mal ehrlich, so schlimm ist’s dann ja nie, oder?

Damit ihr für euren Frauenarzt-Besuch gut gerüstet seid, haben wir mit Gynäkologen Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda, Vorstand der Österreichischen Krebshilfe, geplaudert und ihn über sämtliche Mythen ausgequetscht. Eines vorweg: die Routine-Kontrolle, vor der sich viele von uns so fürchten, ist harmloser, als ihr vielleicht denkt und eben sehr wichtig.

1. Der Besuch beim Frauenarzt ist peinlich

Absolut nicht, im Gegenteil, er ist sogar sehr wichtig! Dinge, die euch vielleicht zu peinlich sind um sie anzusprechen, gehören für euren Arzt zum Alltag. Auch wenn ihr keine Beschwerden habt, ist es absolut empfehlenswert, sich einmal jährlich durchchecken zu lassen. Die meisten Krankheiten, die mit der Gebärmutter, den Eierstöcken oder den Brüsten zusammenhängen, lassen sich erst durch genaue Untersuchungen frühzeitig feststellen. Damit ihr euch zu 100% wohlfühlt, muss natürlich auch der Arzt passen. Vertrauen spielt dabei eine große Rolle! Und alles, was beim Frauenarzt passiert, bleibt natürlich auch dort. Das bestätigt uns auch Dr. Sevelda: „Vertrauensgrundsatz ist ein Grundprinzip, Eltern erfahren nichts, was im Untersuchungsraum oder vertraulich mitgeteilt wurde.“

2. Die Untersuchung ist schmerzhaft

Das hängt natürlich von der Person ab. Grundsätzlich gilt aber: der Arzt will euch nicht schaden, sondern helfen. Damit die Untersuchung so unkompliziert wie möglich verläuft, einfach auf den Arzt hören und loooocker lassen. Natürlich ist es nicht das angenehmste Gefühl der Welt, wenn mit kühlen Metall-Teilen an eurem privaten Bereich herumgefummelt wird…aber je entspannter ihr seid, desto schneller ist es auch schon wieder vorbei. Dr. Sevelda sagt dazu folgendes: „Ich glaube, dass es wichtig ist, dass die Frau, bei der ersten gynäkologischen Untersuchung nicht zu einem unsinnig frühen Alter kommt. Der häufigste Grund ist, man möchte sich über Verhütungsmaßnahmen erkundigen. Bei einem solchen Kontakt muss man nicht unbedingt eine gynäkologische Untersuchung machen, sondern das kann in einem Gespräch abgehandelt werden.“

3. Ich kann nicht zum Frauenarzt gehen, wenn ich meine Periode habe

Falsch! Jeder Arzt hat schon mal Blut gesehen und empfindet es als vollkommen normal. Wenn ihr ein akutes Jucken oder Brennen verspürt, dann wartet besser nicht, bis eure Periode zu Ende ist. Handelt es sich um einen normalen Kontroll-Besuch, dann liegt es an euch, ob ihr den Termin lieber verschiebt, damit ihr euch wohler fühlt. Auf euren Arzt braucht ihr dabei jedenfalls keine Rücksicht nehmen, weiß auch Dr. Sevelda: „Der Krebsabstrich bei starken Blutungen, kann falsch-negativ sein. Meistens hab ich die Erfahrung gemacht, dass es den Frauen unangenehm ist. Für den Frauenarzt ist es eigentlich bedeutungslos.“

4. Ich muss komplett nackt sein, wenn ich mich auf den Untersuchungsstuhl lege

Dieser Mythos verbreitet wohl die meiste Scham. Aber wir können beruhigen: Das ist absolut nicht wahr! Ihr könnt anziehen bzw. ausziehen was ihr wollt. Wenn es euch unangenehm ist, untenrum vollkommen unbekleidet zu sein, dann zieht einfach einen Rock an und schiebt ihn am Untersuchungsstuhl nach oben. Wenn es dann zur Brust-Kontrolle geht, könnt ihr Shirt und BH immer noch ausziehen. Das sagt der Profi: „Also üblicherweise zieht man die Unterhose aus. Für die Brust-Untersuchung kann man sie in der Zwischenzeit wieder anziehen oder den Pullover hochhalten. Vollkommen nackt muss man nicht sein und sollte man auch nicht sein.“

5. Das Abtasten der Brüste ist unangenehm

Zu kalte Hände, eine unangenehme Nähe, Blicke die sich treffen…die Vorstellungen, die viele von uns haben, wenn fremde Menschen unsere Brüste abtasten, sind nicht unbedingt die Schönsten. Wenn ihr euch unwohl fühlt, dann schaut einfach in eine andere Richtung, atmet ruhig und denkt an was Anderes. Und ihr werdet sehen, die Untersuchung ist im Nullkommanichts wieder vorbei und schmerzhaft ist sie auch nicht. Ein wichtiger Punkt von Dr. Sevelda: „Es geschieht nur das, was die Frau wünscht und auch zulässt.“

6. Frauen sind bessere Gynäkologen als Männer

Es gibt kein besser oder schlechter in Sachen Geschlechter. Das fragt ihr euch beim Zahnarzt oder bei der Zahnärztin ja auch nicht, oder? Viele denken, dass Frauen die besseren Gynäkologen sind, da sie selbst wissen wie sich diese Untersuchung anfühlt. Andere denken wiederum, dass Männer die bessere Wahl sind, da sie viel vorsichtiger umgehen. Das mag natürlich stimmen, dennoch sollte man hier aus dem Bauch heraus entscheiden und zu dem Arzt oder der Ärztin gehen, bei denen man sich am wohlsten fühlt. Denn Kompetenz und Vertrauen sollte doch wesentlich wichtiger sein, als das Geschlecht eines Arztes. Dr. Selveda erklärt sich den Mythos so: „Hier ist natürlich Geschlechternähe, die Vertrautheit und das sich nicht exponieren-müssen, gegenüber einem fremden Mann, eine nachvollziehbare Motivation, dass junge Frau bevorzugt zu Gynäkologinnen gehen.“


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