Im Interview mit miss.at verrät uns Matching Expertin Dr. Sandra Köhldorfer aus der Sendung „Hochzeit auf den ersten Blick“ ihr maßgeschneidertes Konzept für ein glückliches Leben zu zweit.

Zudem erklärt sie uns auch, warum wir in der Partnerwahl unbewusst nach unserem Vater oder unserer Mutter suchen.

Dr. Sandra Köhldorfer im Gespräch mit der miss

Als Matching-Expertin bei „Hochzeit auf den ersten Blick“ hast du viele Paare gematcht. Auf welche Kriterien achtest du jeweils bei der Wahl?

Mich interessiert das Innenleben der Singles, ihr unbewusstes inneres Paar-Vorbild, das ihre Anziehungs- und Beziehungsmuster bestimmt: Warum verliebt sich jemand genau in diese Person und nicht in andere? Was wurde von Mutter und Vater über Beziehungen gelernt? Warum ist jemand in der Liebe bisher gescheitert? Und darauf aufbauend: Wer kann mit wem potenziell ein erfüllendes Paarglück, eine langfristige Ehe erleben?

Wer passt gut zusammen? Und welche Konstellation geht gar nicht? 

Wer gut mit jemandem zusammenpasst, das ist immer eine sehr individuelle Angelegenheit. Ich habe herausgefunden, dass es das „Innere Paarbild“, die Elternpaarbeziehung ist, die wir in der frühen Kindheit beobachtet haben und unbewusst zum Vorbild für unser eigenes Verhalten in Beziehungen nehmen. Wohlgemerkt, solange es uns nicht bewusst ist. Ab dem Moment ist es veränderbar. Grundsätzlich gilt: Die harmonischsten Beziehungen sind oft die, in der sich die Partner von der Persönlichkeit ähneln. Auch, wenn beide die gleichen Werte und Vorstellungen vom Leben und der Liebe haben. Zoff gibt es eher bei den gegensätzlichen Paaren – was aber nicht heißt, dass nicht auch sie glücklich miteinander sein können. Meine „Liebeserfolgs-Formel“ ist, wenn beide ähnliche, reife Wunschvorstellungen und ein positives inneres Paarbild haben, sowie Beziehungs- und Liebesfähigkeit besitzen.

Die Sendung „Hochzeit auf den ersten Blick“ läuft mittlerweile seit 7 Jahren. Viele Paare sind davon nicht mehr zusammen. Was ist da deiner Meinung nach schiefgelaufen?

Die Frage ist eher, was ist da richtig gelaufen, dass so viele Paare miteinander glücklich sind. International sind wir in Deutschland eines der erfolgreichsten, wenn nicht das erfolgreichste Land. Es ist ein sehr außergewöhnliches Experiment, bei dem aus Wissenschaft Liebe werden soll. Die anhand von wissenschaftlichen Kriterien zusammengebrachten Partner sehen sich zum ersten Mal auf dem Standesamt, beim Jawort. Im Alltag erweist sich dann, ob ihre Beziehung hält. Ob die Saat auch wirklich aufgeht und die Pflanze der Liebe keimt und wächst, daran müssen die Paare selbst arbeiten. Damit Liebe gedeiht, braucht sie sehr viel Pflege von beiden –– und diese „Arbeit“ ist nicht immer einfach.

Findest du, dass Trennungen heutzutage zu voreilig passieren? 

Absolut. Gerade in der Kennenlernphase und in frühen Beziehungsphasen. Die Ansprüche an die Partner und wie wir uns in einer Beziehung fühlen wollen, sind enorm gewachsen. Gleichzeitig haben viele nicht besser gelernt, was Liebes- und Beziehungsfähigkeit ausmacht, wie man kommuniziert und Konflikte löst oder auch mit unlösbaren Problemen umgeht. So bleibt vielen nur die voreilige Trennung – dabei kann in Krisenphasen enormes Entwicklungspotenzial stecken, wenn jeder bereit ist, seinen Anteil daran zu erkennen und gewillt ist, an sich selbst und der Beziehung zu arbeiten, anstatt sie zu beenden.

Und wann sagst du, da geht nix mehr, ihr solltet euch besser trennen? 

Ich zeige mögliche Wege bei Konflikten auf – ob die Partner diese dann gemeinsam beschreiten oder auseinandergehen, das finden sie in der Regel schon alleine heraus. In meiner Arbeit mit Paaren bin ich das „Prinzip Hoffnung“.

In deinem Buch versprichst du Erfolg für jeden Paar- und Bindungstyp. Wie soll das gehen? Gehören da nicht immer zwei dazu? 

Natürlich. Aber die wichtigste Beziehung ist die, die man zu sich selbst hat. Wenn man sich selbst persönlich reflektiert und weiterentwickelt – und dazu leite ich in meinem Buch an – dann ändert sich vieles: die Beziehung zu sich selbst, sowie das Verhalten und Erleben von anderen und die Beziehung, die man zu anderen hat. Wer sich mit der eigenen Liebes- und Beziehungsfähigkeit beschäftigt und sein inneres Paarbild positiv umprogrammiert hat, ist auch frei, einen besser passenden Partner zu wählen oder selbst ein besserer Partner zu sein. Wenn dann beide überwiegend glücklich Liebende sind, ist das ein Erfolg.

Du bist der Meinung, dass wir unbewusst nach der Liebe unserer Eltern bzw. jener, die uns als Kind vorgelebt wurde, suchen. Suchen wir bei der Partnerwahl also unbewusst nach unserem Vater bzw. unserer Mutter? 

Ja, je nachdem, wem wir ähnlicher waren, suchen wir das Gegenstück, also nach demjenigen, dem wir weniger ähnlich waren. Anders gesagt: Unsere Innere Mutter aus der Kindheit sucht jemanden, der von der Persönlichkeit und vom Verhalten dem Vater ähnelt – oder wenn man eher wie der Vater ist, sucht also der innere Vater in einem einen Typ, der vom Verhalten oder von der Persönlichkeit der frühen Mutter ähnlich ist. Wir verlieben uns dann, wenn wir ein Gemisch an Persönlichkeitszügen feststellen und glauben oder unbewusst hoffen, die Liebesbeziehung der Eltern wiederholen zu können. Das ist für viele – ob positiv oder negativ– oft „Liebe“, das persönliche „Perfect Match“.

Du hast eine Methode entwickelt, mit deren Hilfe sich herausfinden lässt, warum glückliche Beziehungen von uns unbewusst verhindert werden und wie wir unsere Muster umprogrammieren können. Kannst du kurz erklären, wie das in etwa funktionieren soll? 

Wir müssen uns zurückversetzen in unsere frühe Kindheit. Überlegen, welche negativen Interaktionen der Eltern wir damals beobachtet oder erlebt haben. Was uns vorgelebt wurde, wie Paarbeziehung funktioniert. Diese negativen Introjekte über Liebe und Paarbeziehung müssen dann an der Wurzel ausgerissen und positiv umgeschrieben werden. Durch diesen Prozess führe ich in „Das Paar in dir muss Liebe finden“ Schritt für Schritt. So wie man es im Idealfall auch in Single-Beratungen oder psychotherapeutischen Sitzungen durchführen würde – nur, dass man sein „Inneres Paar“ damit zu Hause selbst „umprogrammieren“ kann. Es ist ein Anwendungsbuch. Nach dem strukturierten Bewusst-machen zeige ich Übungen auf, die man einfach in den Alltag integrieren kann. Viele werden feststellen: Es ist einfacher als gedacht.

Was ist dein persönliches Erfolgsrezept für die Liebe? 

In der eigenen inneren Welt ein positives glückliches Paarbild zu haben. Nachzulesen im Einzelnen gerne in meinem Buch. Darin teile ich das Erfolgsrezept, das schon vielen und auch mir persönlich zum Happy End verholfen hat, mit allen Lesern. Denn mein Herzenswunsch ist es, dass alle so glücklich werden, wie ich es mit meinem Freund Ryan bin.


Ihr Buch

„Das Paar in dir muss Liebe finden: Das maßgeschneiderte Konzept für ein glückliches Leben zu zweit“, ist beim Gräfe und Unzer Verlag erschienen.

Die 1981 in der Steiermark geborene Sandra Köhldorfer ist promovierte Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin mit Schwerpunkt auf Familien- und Paartherapie. Als Therapeutin führt sie eigene Praxen in Berlin, wo sie auch lebt, und in Graz. Zudem ist Dr. Sandra Köhldorfer durch zahlreiche Vorträge sowie Auftritte als Expertin in TV-Sendungen wie „Hochzeit auf den ersten Blick“ oder „Der Augenblick – Verzeihen ohne Worte“ (beide Sat.1) einem großen Publikum bekannt.