Manche Anti-Baby-Pillen lassen Pickel und Akne verschwinden, doch kaum setzt man sie ab, haben viele Frauen mit Akne zu kämpfen. Warum das so ist, und welche hormonellen Veränderungen sonst noch unsere Haut beeinflussen, erklärt Hautarzt Dr. Kohrgruber.

So beeinflusst die Pille die Haut

Wenn ihr die Anti-Baby-Pille nehmt, kennt ihr die Auswirkung wohl auch: Die Haut ist plötzlich rein, prall und rosig. Doch gleichzeitig bringen eine Menge Hormone den Rest des Körpers ganz schön durcheinander. Viele Frauen haben auch Angst, die Pille wieder abzusetzen – denn dann spielt die Haut oft total verrückt. Grund genug, die Thematik genauer zu beleuchten. Wir haben Hautarzt Dr. Norbert Kohrgruber zum Thema Pille und Haut befragt.

Warum wird bei vielen Frauen die Haut besser, wenn sie die Pille nehmen?

Dr. Kohrgruber: Das machen die darin enthaltenen Gestagene, die die Talgproduktion der Haut mindern können und daher Hautunreinheiten und in kleinerem Umfang das rasche Nachfetten der Haare verhindern können. Gestagene werden in großen Mengen in der Schwangerschaft produziert und führen bei vielen Frauen dazu, dass sie speziell in der Schwangerschaft schöne Haut haben. Andererseits beinhalten manche Pillen Substanzen, die die Wirkung von Testosteron blockieren können. Diese haben einen noch stärkeren positiven Effekt bei Akne und unreiner Haut. Natürlich muss man mit der Gynäkologin/dem Gynäkologen auch die Nachteile der Einnahme der Pille besprechen.

Gibt es auch den umgekehrten Effekt? Dass die Haut schlechter wird?

Dr. Kohrgruber: Wenn sich die Pille positiv auf das Hautbild ausgewirkt hat, kommt es nach Absetzen häufig zu einer Verschlechterung. Dass sich die Einnahme der Pille negativ auf die Haut auswirkt, ist selten.

Spricht es dafür, die Pille zu nehmen, um Pickel oder Akne zu bekämpfen?

Dr. Kohrgruber: Die Pille wird von sehr vielen jungen Frauen zur Verhütung eingenommen. In meiner Aknesprechstunde empfehle ich die Pille für die Akne nur dann, wenn sowieso der Wunsch besteht, die Pille einzunehmen oder die Pille bereits eingenommen wird. In letzterem Fall kann man überlegen, auf ein Präparat umzusteigen, das eine bessere Wirkung gegen Akne hat. Für mich ist wichtig, dass man die Patientinnen auf einen Informationsstand bringt, von dem sie selbst in der Lage sind zu entscheiden, ob die Pille für sie eine gute Option ist oder nicht. Früher haben die Ärzte für die Patienten entschieden, heute wird mehr besprochen, informiert und dann im besten Fall gemeinsam entschieden. Auch andere Präparate, die gegen unreine Haut helfen, können Nebenwirkungen haben.

Welche hormonellen Veränderungen können sonst noch zu schlechter Haut führen?

Dr. Kohrgruber: Eine erhöhter Testosteronspiegel kann zur Verstärkung von Haarwachstum im Bereich Oberlippe und Kinn führen und im Bereich des Kopfes zum Haarverlust, der der männlichen Glatzenbildung ähnelt, führen. Daneben auch zu unreiner Aknehaut. Andere hormonelle Dysbalancen (z.B. des Verdauungshormons Glucagon) können zu Ekzemen und Ausschlägen führen. Auch die Zuckerkrankheit kann als hormonelle Störung gesehen werden – mit verschiedenen negativen Auswirkungen auf das Hautbild. Auch bei Schilddrüsenstörungen kann es zu Veränderungen wie einer Verdickung oder einem „Aufschwemmen“ der Haut kommen.

Vielen Dank an Dr. Norbert Kohrgruber ([email protected]).