Direkt nach dem Tag der Arbeit ruft die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die Amazon-MitarbeiterInnen in deutschen Versandlagern zum Streik auf. Der Grund: Sie wollen endlich einen Tarifvertrag.

Deshalb soll in insgesamt sieben Versandzentren die Arbeit stoppen.

Gewerkschaft fordert Tarifverträge

Seit 2013 kämpft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di für Tarifverträge bei Amazon Deutschland. Denn während ver.di sich ähnliche tarifliche Regelungen und Rahmenbedingungen wünscht, wie sie auch in den Bereichen Einzel- und Versandhandel üblich sind, weigert sich der Versandriese bisher vehement. Stattdessen werden die MitarbeiterInnen nach den Regelungen der Logistikbranche bezahlt, die deutlich geringer ausfallen. „Trotz riesiger Rekordgewinne verweigert der Konzern den Beschäftigten weiterhin zuverlässige, tarifvertraglich abgesicherte Einkommenssteigerungen“, kritisiert ver.di.

Doch: „Die internationale Solidarität der Amazon-Beschäftigten wächst“, schreibt ver.di in einer Presseaussendung. Bereits in den vergangenen Monaten und Jahren häuften sich international Proteste und Streiks der Mitarbeiter. Auch in Deutschland folgen jetzt erneut Konsequenzen. „Die Beschäftigten in den Versandzentren Bad Hersfeld (zwei Standorte), Koblenz, Leipzig, Rheinberg, Graben und Werne“ wurden deshalb zu „teilweise mehrtägigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen“, heißt es in der Aussendung.

Mit dem Streik wolle man nicht nur Aufmerksamkeit erreichen, sondern auch die gewünschten Verträge aktiv voranbringen. Es solle ein „Abschluss eines Tarifvertrags für ‚Gute und Gesunde Arbeit'“ zusammengestellt werden.

Überwachung bei Amazon?

Doch neben diesen Vereinbarungen wünscht sich ver.di noch eines: Die Überwachung der MitarbeiterInnen muss ein Ende haben. „Wir wissen, dass das Unternehmen seine Angestellten ausspioniert hat. Die Beschäftigten haben ein Recht darauf zu wissen, ob Amazon Video- und Audioaufnahmen, Informationen aus den sozialen Netzwerken, über eine Gewerkschaftsmitgliedschaft oder andere personenbezogene Daten sammelt und damit die EU-Datenschutzgesetze verletzt“, zitiert ver.di Christy Hoffman, die Generalsekretärin der Internationalen Dienstleistungsgewerkschaft UNI Global Union. Der Streik zielt also auch darauf ab, die „ständige Überwachung und Verhaltenskontrolle durch Amazon“ zu minimieren, wenn nicht sogar zu stoppen.

Ob und welche Auswirkungen diese Streiks jetzt aber auf die Amazon-KundInnen haben wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Vermutlich hängt das auch mit der Dauer der Streiks und dem Ausmaß der Streikenden ab. In einem Statement, das Amazon an miss schickte, betont die Presseabteilung jedoch, dass man keine Auswirkungen auf die KundInnen erwarte und alle Bestellungen ankommen sollen. „Anlässe wie diese geben unseren Kritiker:innen eine Gelegenheit, Aufmerksamkeit für ihre eigenen Themen zu suchen. Es ist uns als Arbeitgeber wichtig allen Amazon Kolleg:innen attraktive Jobs mit guten Perspektiven zu bieten“, heißt es in dem Statement.

Amazon reagiert auf Streik-Ankündigung

„Wir glauben fest an die Kombination aus fairem Lohn und attraktiven Zusatzleistungen in einer modernen, sicheren Arbeitsumgebung. Genauso wichtig für uns ist es, den Kolleg:innen fortschrittliche Entwicklungs- und Weiterbildungsprogramme offenzulegen.“ Konkret betont Amazon, dass alle Mitarbeitenden in der Logistik bei Amazon „ab 12 Euro brutto aufwärts pro Stunde plus Extras“ verdienen. Nach einem beziehungsweise nach zwei Jahren erhöhe sich der Lohn dann automatisch. „Nach 24 Monaten verdienen Amazon Mitarbeiter:innen durchschnittlich rund 2.750 Euro brutto im Monat, inklusive beschränkter Mitarbeiteraktien und zusätzlicher Extras“, heißt es seitens des Unternehmens.

Ver.di ist jedoch sicher. Es braucht diesen Aufstand, um Fortschritte zu erreichen. Dass es funktionieren kann, zeigt etwa das Beispiel Amerika. Im April schafften es MitarbeiterInnen in Staten Island etwa, die erste eigene Gewerkschaftsgründung bei Amazon in den USA durchzusetzen.