Wir sitzen am Schreibtisch und legen uns dann auf die Couch – Viel mehr passiert bei den meisten in Corona-Zeiten nicht. Es scheint fast so, als wäre unsere Energie endgültig verloren gegangen. Und das, obwohl wir eigentlich nichts unternehmen. Was steckt hinter dieser Lockdown-Trägheit, die wir plötzlich alle zu haben scheinen?

Wir haben mit dem Psychologen Dr. Georg Fraberger über dieses Phänomen gesprochen. Und er hat uns auch erklärt, was wir gegen diese ständige Müdigkeit tun können.

Wo ist unsere Motivation geblieben?

Seit Beginn der Corona-Pandemie gehen wir nicht mehr aus und unternehmen viel weniger mit unseren Freunden. Natürlich nicht, denn immerhin befinden wir uns im Lockdown und es gelten Ausgangsbeschränkungen und Social Distancing. Doch obwohl wir eigentlich gar nichts mehr machen, sind wir müder und träger als jemals zuvor. Dass wir unsere Motivation langsam verloren haben, ist für Georg Fraberger keine Überraschung. „Motivation ist die Energie sich anderen Menschen zu zeigen“, sagt der Psychologe. Und das fällt derzeit komplett weg, denn wir dürfen uns nicht mit vielen Menschen treffen. Aber ein noch größerer Faktor, der die Lockdown-Trägheit verursacht: Wir entscheiden uns nicht freiwillig dafür Me-Time zu genießen, sondern zwingen uns selbst dazu, unsere Kontakte einzuschränken. Denn feiern und jedes Wochenende jemand anderen zu treffen geht gerade einfach nicht. Und Zwang schließt Motivation aus, so der Experte. „Wenn man sich freiwillig entscheidet nichts mehr mit Freunden zu unternehmen, dann verliert man auch nicht die Motivation“, sagt Fraberger.

Deshalb ist es laut dem Psychologen auch komplett normal, sich derzeit nicht so gut und fit zu fühlen. „Es wäre besorgniserregend, wenn man sich in Zeiten einer Krise so gut fühlt, wie in der besten Zeit im Urlaub“, sagt Fraberger.

Was kann ich gegen Lockdown-Trägheit machen?

Dass unsere Energie gerade weniger wird, ist also vollkommen normal. Dennoch gibt es ein paar Kleinigkeiten, die man dagegen tun kann. Obwohl man derzeit nicht essen gehen oder sich einen Film im Kino anschauen kann, heißt das noch lange nicht, dass wir aufhören müssen, gewisse Dinge zu genießen.

Und Genuss ist für unsere Energie auch das Schlüsselwort. Anstatt das Gefrierfach mit Fertiggerichten zu füllen, sollten wir uns lieber ein schönes Dinner zubereiten und das Abendessen so richtig zelebrieren, romantisches Kerzenlicht inklusive. Statt einer leichten Serie, wie „Two and a half Men“, sollten wir uns stattdessen einen hochwertigen Film gönnen, den wir uns sonst vielleicht im Kino angeschaut hätten. Anstatt am Abend immer in derselben Jogginghose auf der Couch zu liegen, sollten wir ein Beauty-Treatment in der Badewanne genießen. „Jetzt ist die Zeit, in der man ruhig etwas verschwenderisch denken darf“, sagt Dr. Fraberger. Denn wer sich selbst etwas gönnt, der tankt wieder genug Energie für den scheinbar immer länger andauernden Lockdown und schafft es, diese Krise gut zu überstehen.

Und obwohl wir die meiste Zeit gerade alleine verbringen, heißt das außerdem nicht, dass wir auch einsam sein müssen. Also meldet euch bei euren Freunden, spielt lustige Online-Spiele und plant vielleicht schon den nächsten gemeinsamen Urlaub, wann auch immer der sein wird.